WM-Skandal

Evra: Einspruch gegen Team-Sperre

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Begründung des Anwalts: Individuelle Bestrafung für kollektives Versagen.

Der französische Fußball-Nationalspieler Patrice Evra wehrt sich nach der WM-Blamage der "Bleus" gegen seine Länderspiel-Sperre. Der 29 Jahre alte WM-Kapitän legte am Montagabend Einspruch gegen die Sanktionen des französischen Verbandes FFF ein. Evra war vergangene Woche für fünf Länderspiele gesperrt worden.

"Bis heute hat Patrice Evra keine Mitteilung über die Entscheidung der Disziplinarkommission erhalten", erklärte Anwalt Jean-Yves Foucard. Er kritisierte, dass sein Mandant und andere Spieler für ein "kollektives Versagen" individuell und unterschiedlich bestraft worden seien.

Aufschiebende Wirkung?
Evras Anwalt fügte an, der Einspruch könne aufschiebende Wirkung für die Sperre haben. Wenn sich das bestätigt, könnte der neue Nationaltrainer Laurent Blanc den Außenverteidiger von Manchester United doch noch für die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen Weißrussland am 3. September und vier Tage später in Bosnien nominieren. FFF-Chefjurist Jean Lapeyre widersprach Foucard allerdings: "Das stimmt nicht", sagte er.

WM-Skandal
Frankreich war in Südafrika nach sportlich und disziplinarisch desaströsem Auftreten nach der Gruppenphase sieglos ausgeschieden. Schlimmer als Evra erwischte es bei den Sanktionen nur Chelsea-Stürmer Nicolas Anelka, der vom Verband für 18 Länderspiele gesperrt wurde. Bayern-München-Star Franck Ribery muss drei Länderspiele zuschauen, Jeremy Toulalan eine Begegnung.

Anelka hatte WM-Trainer Raymond Domenech in der Halbzeit des WM-Spiels gegen Mexiko (0:2) wüst beschimpft. Die anderen bestraften Spieler sollen beim berüchtigten Trainingsboykott, mit dem die Mannschaft in Südafrika gegen den Ausschluss von Anelka protestiert hatte, eine führende Rolle gespielt haben.

Empörung in Frankreich
Die Affäre löste in Frankreich große Empörung aus, aber auch die Sanktionen werden jetzt scharf kritisiert. Die Ex-Nationaltrainer Aime Jacquet und Michel Hidalgo, Alt-Coach Guy Roux, der zu den beliebtesten Trainern in Frankreich zählt, sowie Ex-Nationalspieler Jean Djorkaeff und die Spielergewerkschaft UNFP beklagten in einem offenen Brief, mit den Sanktionen werde nur "Öl ins Feuer gegossen".

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