Sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger Sturm Graz nimmt Fußball-Meister Red Bull Salzburg mit ins neue Jahr. Dabei haben die Salzburger in den abschließenden Runden vor der langen Winterpause nicht einmal geglänzt.
Auf viele Bullen warten nun andere Aufgaben - von der WM in Katar bis hin zum ÖFB-Team. Trainer Matthias Jaissle gab ihnen nach dem 1:0-Arbeitssieg am Sonntag bei Austria Klagenfurt mit auf den Weg, wie stolz er auf den absolvierten Herbst sei.
"Unser Fazit ist durchwegs positiv - nicht nur, weil wir gleichviele Punkte wie im Vorjahr auf dem Konto haben", betonte Jaissle. 39 sind es nach 16 Runden. Zum zehnten Mal seit Einführung der Drei-Punkte-Regel gehen die Salzburger als Winterkönig in die Saisonpause. In den neun bisherigen Spielzeiten jubelten sie am Ende jeweils auch über den Meistertitel.
Jaissle: "Sind gut durchmarschiert"
Die Punkteteilung steht zwar noch bevor, Salzburg zeigte sich aber trotz dünner werdender Personaldecke und schwindenden Kraftreserven zuletzt schwer angreifbar. "In der Liga sind wir wirklich gut durchmarschiert auf einem sehr konstanten Niveau", lobte Jaissle auf Sky. Dass noch nicht alles zu 100 Prozent laufe, sei völlig normal. "Das ist immer ein Prozess und eine Entwicklung in einer so jungen Mannschaft. Wenn man aber diesen Herbst Revue passieren lässt, dann ist das schon sehr stark." Zumal man im Sommer erneut einen großen Umbruch hinter sich gebracht hätte.
Die Basis haben die Bullen in dieser Saison bisher vor allem auswärts gelegt. Das 1:0 in Klagenfurt war der siebente Ligasieg in der Fremde nacheinander. Eine derartige Serie hat mit Salzburg bisher nur Ricardo Moniz (April bis September 2011) hingelegt. Erstmals seit 2016 (1:0 bei Sturm) gelang diesmal auch im letzten Auswärtsspiel des Jahres ein voller Erfolg. "Spielerisch war es jetzt nicht das allerhöchste Niveau, aber wir sind über die Punkte sehr glücklich", sagte Jaissle in Klagenfurt.
Quartett hebt zur WM ab
"Man hat gemerkt, dass fast nichts mehr im Tank ist. Daraus haben wir das Maximum gemacht", ergänzte Kapitän Maximilian Wöber. Man sei jedenfalls auf Schiene. "Wir sind Tabellenführer, haben in der Champions League einen guten Eindruck hinterlassen und sind im Cup auch noch dabei." Das Ziel, neuerlich das Double zu holen, hätte man gut verfolgt. Wöber: "Nach der Winterpause werden wir noch stärker zurückkommen - und vor allem ausgeruht. Dann wird man wieder das richtige Salzburg erleben." Es klang wie eine kleine Drohung.
Zum Frühjahrsauftakt treffen die Bullen im Cup-Viertelfinale am 3. Februar daheim auf Sturm. Nach dem Ligastart gegen Austria Lustenau folgen die Europa-League-Duelle mit AS Roma. "Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt und noch einmal alles reingehauen", sagte Torhüter Philipp Köhn nach dem "hart erkämpften Sieg" beim Tabellensechsten aus Klagenfurt. "Jetzt können wir guten Gewissens und mit breiter Brust in den Urlaub, zur WM, zur Nationalmannschaft - was auch immer - gehen."
Köhn ist neben seinen Teamkollegen Strahinja Pavlovic (SRB), Luka Sucic (CRO) und Landsmann Noah Okafor (SUI) einer der vier Spieler, die die Bundesliga bei der WM vertreten. "Wir sind schon stolz, weil so viele WM-Teilnehmer haben wir hier in Salzburg noch nicht gehabt", erinnerte Sportdirektor Christoph Freund. Die Salzburg-Kicker, die nicht nach Katar fliegen, treffen nach einer Woche wieder zusammen, um vor der Weihnachtspause noch bis 8. Dezember gemeinsam zu trainieren - inklusive eines abschließenden Kurz-Trainingslagers auf Malta.