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Insignia bleibt ein "notwendiges Übel" - Gazprom-Sponsoring soll nur eingefroren werden

Am Mittwoch ist die befürchtete Kunde eingelangt. Wieder steht die Wiener Austria ohne Lizenz da, anders als im Vorjahr ist sie aber nicht mehr auf der verzweifelten Suche nach den schnellen Millionen. AG-Vorstand Gerhard Krisch strahlt Zuversicht aus, wiewohl die Finanzlage beim Fußball-Bundesligisten weiterhin prekär ist und auf Jahre bleiben wird. Die Geister der Vergangenheit wird die Austria nicht so schnell los. Die Geschäfte mit Insignia und Gazprom gehören dazu.

Die Spielgenehmigung für die Saison 2022/23 wurde den Violetten am Mittwoch in erster Instanz verwehrt. Der Club verfehlte rechtliche und finanzielle Vorgaben. Zusätzlich gab es für die kommende Saison vier Punkte Abzug, falls die Austria in der Liga bleibt. Natürlich wurde Protest eingelegt. Krisch beschrieb den Zustand des Clubs am Freitag als "deutlich besser als im Vorjahr". "Es ist nicht das Thema wie im letzten Jahr, dass wir das Geld auftreiben müssen." Er empfange Signale, wonach die Planungsansätze des Clubs als realistisch empfunden werden.

"Finetuning"

Bis Donnerstag können neuere Dokumente vorgelegt werden, um die Lizenz in zweiter Instanz zu bekommen. Krisch nannte das auch "Finetuning". "In Wirklichkeit geht es darum, zu untermauern, wie wir Kosteneinsparungen und Erlössteigerungen rechtfertigen, die wir im Lizenzbudget abgegeben haben."

Es habe sich schon vieles zum Positiven gewandelt, betonte Krisch, aber: "Das ist ein Mehrjahresprogramm und wir müssen uns damit abfinden, dass wir wirtschaftlich nicht safe sind." Er übersetzte das auch ins Sportliche: "Ich habe meine drei Punkte nicht sicher, wenn ich einmal ein Tor schieße."

Es hakt aktuell auch an der Vereinsstruktur, genauer gesagt die Viola Investement, die dem zuständigen Senat 5 nach dem Einstieg der Investorengruppe um Jürgen Werner offenbar noch Fragen aufgibt. Ein Teilaspekt dessen ist, das räumte Krisch ein, dass die Liga "zum ersten Mal das Thema beherrschender Einfluss konkretisiert" haben will. Aus Deutschland lässt die 50+1-Regel grüßen.

Gazprom-Vertrag bleibt

Der zweite Themenblock ist wirtschaftlich weit gefasst. Es geht dabei etwa auch um geplante Transfererlöse, die die Austria mit 1,5 Millionen Euro ("gemäß Zehnjahresschnitt") beziffert hat. Die Begutachter hätten mit den jüngsten drei Jahren einen anderen Maßstab angelegt, wo sie nur auf 1,2 Millionen Euro kämen, so Krisch.

Ein Budgetposten, der verlässlich Geld einbrachte, ist das Sponsoring mit Gazprom. Der Deal mit dem russischen Energieriesen käme ins letzte Jahr, er soll sich jährlich auf fünf Millionen Euro belaufen. Die Austria braucht die wichtige Position, Krisch will den Vertrag vorerst einfrieren, nicht auflösen. "Das hat nichts mit der menschlichen Katastrophe zu tun, die in der Ukraine passiert. Da gibt es auch für uns als Austria keine zwei Meinungen dazu." Er trage aber die wirtschaftliche Sorgfaltspflicht für die Austria. Und für Violett gilt bei über 70 Millionen Euro Verbindlichkeiten laut Krisch nach wie vor ein "Bedrohungsszenario".

Insignia ein "notwendiges Übel"

Auch Insignia bleibt vorerst als Mahnmal des Missmanagements erhalten. Die Vereinbarung mit dem Lifestyle-Unternehmen, das die versprochenen Großsponsoren und sieben Millionen Euro säumig ist, wurde gelöst. Die "strategische Partnerschaft" befindet sich aktuell in einer Auslaufphase bis 15. August. Bis dahin bleibt auch die Brustfläche am Austria-Trikot laut Krisch leer. Eine vorzeitige Trennung kommt nicht infrage. Der Club fürchtet einen kostspieligen Gerichtsstreit (möglicher Gerichtsstand: Singapur und London). Krisch: "Es ist ein notwendiges Übel, das wir akzeptieren müssen."

Sportlich läuft die Saison über den Erwartungen, als Tabellenvierter ist die Austria sechs Spiele vor Meisterschaftsende voll im Rennen ums internationale Geschäft. Budgetiert habe der Club mit der Europacup-Qualifikation nicht, so Krisch. Er erwartet auch nicht, dass bald ein internationaler Großsponsor anklopft. Die von seinem Vorgänger Markus Kraetschmer ausgerufene Internationalisierung der Austria ist abgebrochen, wenngleich die Tür bei der Austria für Sponsorenanfragen aller Art jederzeit "offen" sei. "Aber wir versuchen einmal primär uns auf den Raum Wien/Österreich zu konzentrieren", sagte Krisch.

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