Fußball-Serienmeister Red Bull Salzburg steht am Sonntag (17 Uhr/live Sky) die nächste schwierige Aufgabe ins Haus. Die Salzburger wollen sich in der Bundesliga daheim gegen Rapid für das bittere Cup-Aus im Halbfinale gegen Sturm Graz (3:4) rehabilitieren und stehen dabei einigermaßen unter Druck.
Gelingt der angestrebte sechste Ligasieg in Folge nicht, könnte der Vorsprung des Tabellenführers auf Verfolger Sturm von derzeit fünf Punkten wieder schmelzen.
Acht Runden sind noch zu spielen, ein direktes Duell der beiden Titelrivalen in Salzburg ist am 28. April noch ausständig. Vorerst gilt der volle Fokus der Bullen aber Rapid. "Wir haben ein paar Dinge angesprochen, damit wir am Sonntag wieder schlagkräftig sind, so wie man uns kennt", erklärte Trainer Gerhard Struber. 15.600 Tickets für den Schlager sind verkauft. Es werden also deutlich mehr Zuschauer kommen als die knapp 11.500 im Cup gegen Sturm.
Rapid seit 2019 sieglos gegen Bullen
Salzburg hat gegen Rapid 21 Bewerbsspiele in Folge nicht verloren. Der bisher letzte Auswärts-Sieg der Grün-Weißen gegen die Bullen gelang, am 1. August 2015, in Wals-Siezenheim (2:1). Die Hütteldorfer würden im Moment aber einen "sehr positiven Trend" verzeichnen, warnte Struber. "Das betrifft ihre Resultate im 24er-Jahr, aber auch die Struktur, die Rapid hat. Sie sind sehr klar, und sie haben auch eine Spielerqualität in ihren Reihen, die in Österreich top ist."
Struber erwähnte vor allem Rapids Offensivreihe. "Da gilt es für uns die typische Marschroute vorzugeben und über 90 Minuten das wahre Gesicht zu zeigen. Dann ist es für Rapid hier sehr schwer, so wie es für alle Mannschaften in der Meistergruppe bisher war." Seit der Ligareform 2018 haben die Salzburger in der Finalphase keines ihrer 26 Heimspiele verloren - auch das ist ein Geheimnis ihrer Titelserie. 13 Ligarunden sowie 15 Meistergruppenpartien in Folge sind die Bullen ungeschlagen.
"Nicht nur darüber reden, sondern tun"
Dennoch sitzt der Stachel nach dem Cup-Aus tief. "Dass wir sensibilisiert sind, das jetzt in gute Bahnen zu lenken, ist klar", sagte Struber über das Meisterrennen. "Wir wollen aber nicht nur darüber reden, sondern tun." Gelingen muss es im Ligafinish möglicherweise ohne Maurits Kjaergaard. Der Däne zog sich gegen Sturm eine Muskelverletzung im Oberschenkel zu und fällt gegen Rapid definitiv aus. "Er ist ein Leistungsträger in unserer Mannschaft, er geht uns natürlich ab", meinte Struber. "Wir haben hinten dran aber super Jungs, die bereit sind, das aufzufangen."
Wie der im Cup-Halbfinale zu Beginn geschonte Stürmerstar Fernando dürfte auch Luka Sucic starten. Dazu kehrt im zentralen Mittelfeld Lucas Gourna-Douath nach seiner Sperre zurück. Ersatzkapitän Amar Dedic ist nach seiner Fußverletzung hingegen weiter fraglich.
Rapid klar im Aufwind
"Jeder hat die Möglichkeit, es besser zu machen", betonte Salzburgs Sportdirektor Bernhard Seonbuchner. Auch der Bayer sieht Rapid klar im Aufwind - einerseits ergebnistechnisch, aber auch, was die Wirkung der ganzen Gruppe betrifft". Seonbuchner erinnerte in dem Zusammenhang auch an die Rückschläge, die die Hütteldorer zuletzt zu überstehen hatten - etwa die Sanktionen wegen der Vorfälle nach dem Wiener Derby Ende Februar.
Tatsächlich setzte es für Grün-Weiß in den bisherigen zwölf Bewerbspartien unter der Leitung von Trainer Robert Klauß nur eine Niederlage - ein Heim-0:1 im Dezember daheim gegen Salzburg. "Wir haben schon im Dezember gezeigt, dass wir mithalten können. Aktuell sind wir punktemäßig und von der Qualität des Kaders nicht auf Augenhöhe. Trotzdem werden wir die Möglichkeit haben, dreifach zu punkten", vermutete der Deutsche.
Klauß mit Respekt vor Bullen
Bei allem Optimismus ist der Respekt des 39-Jährigen vor dem Gegner dennoch groß. "Salzburg ist eine Mannschaft, die im Umschalten in beide Richtungen die beste der Liga ist, und sie ist bei Standards extrem stark", betonte der Coach. "Das ist die individuell bestbesetzte Mannschaft der Liga." Daran ändere auch das Cup-Out gegen Sturm nichts. "Ich würde diese Niederlage nicht zu hoch hängen, dafür ist ihre Qualität zu hoch."
Im Gegensatz zu Salzburg gelang Rapid der Cup-Finaleinzug, bereits am Mittwoch wurde beim DSV Leoben mit 3:0 gewonnen. "Beide Teams kommen aus einer kurzer Regenerationszeit. Es wird interessant sein, wie sie das verkraften. Wir haben auswärts gespielt, sie daheim - ich denke, das hebt sich von der Belastung her auf. Ein Faktor wird sein, wer frischer im Kopf ist", meinte Klauß. "Wir sollten nicht den Fehler machen und eine zu hohe Erwartungshaltung an uns selbst setzen, doch wir sind gut drauf und haben Selbstvertrauen."
Rapid 2024 mit nur 4 Gegentoren
Für Rapid spricht auch die Stärke in der Defensive. In den neun Partien seit dem Jahreswechsel gab es nur vier Gegentore, in den jüngsten drei Matches gar keines. Klauß: "Ich glaube schon, dass es schwer ist, gegen uns Chancen zu erspielen. So, wie wir aktuell verteidigen, ist es gut, aber jetzt kommt mit Salzburg die höchstmögliche Prüfung."
Die Mozartstädter mussten gegen Sturm gleich vier Gegentreffer einstecken - ob es deshalb bei ihnen einen Knacks geben könnte, interessierte Klauß allerdings nur peripher. "Was genau in Salzburg passiert, verfolge ich nicht." Auch das Cup-Finale spielt in den Gedanken des Trainers bestenfalls eine kleine Rolle. "Der Fokus liegt nur auf Salzburg", betonte der frühere Nürnberg-Betreuer.
Rapid gleich 3x gegen Sturm
Seine Truppe trifft aufgrund der beiden Liga-Duelle am 19. und 24. April sowie des Cup-Finales am 1. Mai gleich dreimal binnen 13 Tagen auf Sturm. "Das gibt es wohl nur in Österreich", mutmaßte Klauß.