Quali-Pleite

Hiddink in Türkei schon angezählt

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Nach 0:1 in Aserbaidschan brennt bei Türkei der EM-Hut.

Der türkische Star-Teamchef Guus Hiddink ist nach dem peinlichen 0:1 in der EM-Qualifikation gegen Aserbaidschan angezählt. Sogar von einem vorzeitigen Abschied vom Bosporus war die Rede. Die türkische Sportzeitung "Fanatik" berichtete am Mittwoch, der Niederländer wolle eine Option, mit der er seinen Vertrag über 2012 hinaus verlängern kann, nun nicht mehr nutzen. Zeitungen machten Hiddink und den Präsidenten des türkischen Verbandes, Mahmut Özgener, für die Pleite am Dienstagabend verantwortlich.

Neuer Tiefpunkt
Die Niederlage (0:3) gegen die Deutschen, die mit dem 3:0 in Kasachstan die Spitzenposition in der Österreich -Gruppe A festigten, hatte Hiddink noch als "normal" bezeichnet. Nun folgte laut der türkischen Presse in Baku aber ein neuer Tiefpunkt. "Ist dieses Ergebnis auch normal, Herr Hiddink?", fragte das Massenblatt "Hürriyet" nach der blamablen Leistung gegen den 102. der Weltrangliste. Der Weg zur EM 2012 werde laut "Sabah" nach zwei Niederlagen binnen fünf Tagen "vom Traum vom großen Turnier zu einem Alptraum".

Hiddink am Boden zerstört
Der angezählte Hiddink selbst war nach der vielleicht peinlichsten Pleite seiner langen Trainerlaufbahn gezeichnet. "Das ist einer der schlimmsten Tage meiner Karriere. Unser Gegner hat uns niedergekämpft und völlig verdient gewonnen", meinte der Niederländer. Er könne sich nicht erinnern, in einer Qualifikationsphase einmal zwei Spiele in Serie verloren zu haben.

Duell mit Österreich
Mit sechs Zählern aus vier Spielen rangiert die Türkei nun schon sechs Punkte hinter Leader Deutschland und einen Zähler hinter Österreich. Der nächste Auftritt der Bosporus-Kicker am 29. März zu Hause gegen die ÖFB-Auswahl wird für den EM-Dritten von 2008 im Kampf um den zweiten Tabellenrang bereits vorentscheidend. Wie schon bei den Weltmeisterschaften 2006 und 2010 droht der Türkei die Zuschauerrolle.

Hiddink hofft auf weitere Überraschungen
Ausgerechnet Türkei-Legionär Raschad Sadigow (38.) hatte die Türken nach einem Corner-Trick düpiert. In der zweiten Spielhälfte rannten die Gäste dann erfolglos gegen Torhüter Kamran Agajew an, im Konter hatten die Aseris sogar noch Möglichkeiten auf das 2:0. "Wenn Aserbaidschan diese Taktik auch gegen andere Teams erfolgreich einsetzt, dann können sie für Überraschungen sorgen. Und ich wäre erleichtert, wenn sie das tun", meinte Hiddink, der auf vorschnell gestellte Fragen nach einem Rücktritt nur erklärte: "Das wird die Zukunft zeigen."

Vogts endlich ein Gewinner
Als Gewinner des Abends durfte sich Aserbaidschans Teamchef Berti Vogts freuen. Seine Akteure, von denen nur zwei wirklich internationale Erfahrung aufweisen, lobte der Deutsche in den höchsten Tönen. "Dieses Mal war das Glück auf unserer Seite, vor allem im Vergleich mit dem Spiel gegen Österreich (0:3, Anm.)", meinte Vogts. Die Türkei sei trotzdem Favorit auf den für das Playoff berechtigten zweiten Gruppenrang.

Deutschland marschiert Richtung EURO
Im deutschen Lager herrschte nach dem vierten Sieg im vierten Quali-Spiel eitel Wonne. Kaum war der Jumbo vom Trip im fernen Astana wieder in der Heimat gelandet, begann für Joachim Löw schon die nächste Phase seines Masterplans. Statt ein formidables Pflichtspieljahr mit maximaler Punktausbeute in der EM-Qualifikation ruhig ausklingen zu lassen, will der Bundestrainer mögliche Teamkandidaten bereits in den kommenden Wochen ins Auge fassen. Im letzten Test des Jahres am 17. November in Göteborg will Löw, wie angekündigt, umfangreiche Personaltests vornehmen.

Die Pflichtaufgabe auf Kunstrasen unter dem Hallendach löste Deutschland erst nach Seitenwechsel durch Tore von Miroslav Klose (48.), Mario Gomez (76.) und Lukas Podolski (85.). "Wir haben das Punktemaximum geschafft und sicherlich einen großen Schritt gemacht Richtung EM. Wir müssen aber noch ein paar Spiele gewinnen, um das Ticket zu sichern", meinte Löw, der sich mit der Chancenauswertung lange Zeit nicht zufrieden zeigen konnte.

Löw lobt sein Team
Gerade in der zweiten Jahreshälfte habe die Nationalmannschaft aber "Sensationelles geleistet". "Es war nicht leicht nach der WM", gab Löw zu. "Wir haben keine einfache Gruppe und zwölf Punkte. Man kann nicht in jedem Spiel eine Glanzleistung liefern." In Überschwung verfallen wollte der Schwabe aber dann doch nicht. Fortgesetzt wird die für Deutschland voll nach Plan laufenden Qualifikation erst Ende März 2011, wenn Kasachstan in Kaiserslautern wieder der Gegner ist.

Wermutstropfen für den WM-Dritten war die Verletzung von Klose in dessen 105. Länderspiel. Der Bayern-Angreifer musste kurz nach seinem Führungstor mit Verdacht auf Muskelfaserriss im linken Oberschenkel ausgewechselt werden. Nach der Rückkehr nach Deutschland unterzog er sich weiteren Untersuchungen. Mit nun 58 Toren fehlen Klose nur noch zehn Treffer zur Rekordmarke von Gerd Müller (68).

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