Hat er, oder hat er nicht? Nach dem emotionsgeladenen Derby zwischen Schalke und Dortmund soll Marcelo Bordon den Referee eine "Hure" genannt haben.
Die Spieler des deutschen Fußball-Bundesligisten Schalke 04 waren nach dem 3:3 im 132. Revierderby gegen Borussia Dortmund nach 3:0-Führung nicht nur frustriert, sondern übten auch heftige Kritik an Schiedsrichter Lutz Wagner. "Die beiden Gegentore waren ein Skandal. Zum Schluss haben wir 9 gegen 14 gespielt", wetterte Schalkes Manndecker Mladen Krstajic. Meister Bayern München hat, wie beim 3:0-Erfolg in Köln deutlich wurde, ein Luxusproblem.
Schwere Beschimpfungen
Noch offensiver ging Schalke-Legionär
Marcelo Bordon ans Werk. Er soll Referee Lutz Wagner auf portugiesisch als
"Hure" beschimpft haben. Bordon zur "Bild": "Ich war so wütend, so
enttäuscht. In der Emotion sagt man da so einiges." Der Schiedsrichter blieb
diplomatisch und will davon "nichts mitbekommen" haben. Nichtsdestotrotz hat
der Bundesliga-Kontrollausschuss eine schriftliche Stellungnahme
eingefordert.
Dramatisch und kurios
Die Begegnung im Signal-Iduna-Park hatte
mit sechs Toren, der Dortmunder Aufholjagd und zwei Platzverweisen für
Schalke einiges zu bieten. Es waren aber nicht die Ausschlüsse (Pander,
73./Ernst, 77.), sondern die beiden Treffer des Dortmunders Alexander Frei
(71., 89./Elfmeter), die den Schalkern bitter aufstießen. Vor dem 2:3
übersah das Schiedsrichterteam eine Abseitsstellung des Schweizer
Teamstürmers, dazu wurde auch über die Elfmeter-Entscheidung in der 89.
Minute, als der Referee die Abwehr von Krstajic als Handspiel wertete,
heftig diskutiert.
"Das war niemals ein Handelfmeter. Wenn es ein absichtliches Handspiel gewesen wäre, hätte mir der Schiedsrichter Gelb geben müssen. Das hat er aber nicht. Außerdem stand er hinter mir, konnte es nicht sehen. Und der Linienrichter hat nichts angezeigt", ärgerte sich Krstajic. Schiedsrichter Wagner gestand nach Studium der TV-Bilder Fehler ein, wie er erklärte: "Ich habe das während der Partie so gesehen, aber die TV-Bilder geben etwas anderes her."
Alex Frei Held für Dortmund
Beide Lager hatten jedenfalls
Mühe, das unglaubliche Spielgeschehen zu begreifen. "Für uns beide war das
ein Crash-Kurs, was in einem Derby alles abgehen kann", sagte BVB-Coach
Jürgen Klopp. Und Schalkes Nationalspieler Heiko Westermann reagierte
ähnlich beeindruckt: "Das waren die verrücktesten 90 Minuten, die ich je
erlebt habe." In bester Stimmung war jedenfalls Doppeltorschütze Frei, der
sich mit seinem Doppelpack im ersten Spiel nach seiner Verletzungspause den
Frust nach der 1:2-Heimniederlage in der WM-Qualifikation mit der Schweiz
gegen Luxemburg von der Seele schoss. "Am Mittwoch bist du mit der Schweiz
noch der Buhmann der Nation, heute stellst du alles auf den Kopf", freute
sich der erfolgreiche "Joker".
Fans randalierten
Nach dem Spiel sorgten Fans beider Teams für
einen negativen Höhepunkt, es gab 20 vorläufige Festnahmen, wie die
Dortmunder Polizei am Sonntag mitteilte. Nach deren Angaben gab es im
Anschluss an die Begegnung Auseinandersetzungen zwischen Gruppierungen
beider Fan-Lager. Zwei Streifenwagen der Dortmunder Polizei wurden von
Schalke- und BVB-Anhängern durch Steinwürfe beschädigt, zwei Polizeibeamte
erlitten bei Schlichtungsversuchen leichte Verletzungen.