In Kalifornien fühlt er sich zu Hause, aber seine sportliche Heimat sieht Jürgen Klinsmann beim FC Bayern München - auch dauerhaft.
"Meinen Zweijahresvertrag sehe ich als Anfang. Wenn der Verein glücklich ist mit der Arbeit, dann können aus den zwei schnell mehrere Jahre werden", sagte der Cheftrainer des deutschen Fußball-Rekordmeisters in einem Interview der "Welt am Sonntag".
Bei der Umsetzung seiner ehrgeizigen Reformpläne bekommt Klinsmann die Unterstützung des Clubs. "Wenn man sich Jürgen Klinsmann als Trainer ausgedacht hat, muss man seinen Weg mitgehen. Wir werden seine Philosophie mittragen - und dazu sind wir bereit", betonte Bayern- Chef Karl-Heinz Rummenigge in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
"Handschrift kenntlich machen"
Entspannt, aber mit
hohen Erwartungen fiebert Klinsmann dem Bundesligastart am kommenden Freitag
gegen den Hamburger SV entgegen, doch der frühere Bundestrainer macht sich
auch Gedanken über seine Zukunft. "Ich erhoffe mir, dass mein Trainerstab
und ich, dass wir unsere Handschrift kenntlich machen können. Und wir sind
überzeugt, dass dann auch Titel kommen. Für mich ist der FC Bayern ein
weiterführendes Projekt, eines ohne Deadline."
Der Lebensmittelpunkt des gebürtigen Schwaben und seiner Familie wird vorerst die USA bleiben. "Kalifornien ist für meine Familie immer noch die Heimat. Wir haben dort über zehn Jahre gelebt und unser Zu Hause nach wie vor dort", berichtete Klinsmann, "die Familie wird immer ein bisschen pendeln, aber Kalifornien ist bei uns sehr verwachsen."
Erfolgsdruck
Wie alle seine Vorgänger wird auch Klinsmann in
München an den Erfolgen gemessen werden. "Jeder beim FC Bayern muss sich
diesem Druck stellen", sagte Rummenigge, "vom FC Bayern werden Erfolge
erwartet, bei allen Neuerungen, die jetzt eingeführt werden." Einen
ständigen Platz unter den Top Ten in Europa nannte er als konkretes Ziel für
die kommenden Jahre, "wir müssen nicht jedes Jahr deutscher Meister werden,
aber wir wollen jedes Jahr in die Champions League." Klinsmanns Überzeugung,
sportlicher Erfolg sei nicht käuflich, teilt Rummenigge nicht unbedingt: "Um
hohe Ziele zu erreichen, braucht es schon die Riberys und Tonis - und die
kosten Geld."
Im bevorstehenden Kräftemessen mit Europas Spitzenclubs sieht Rummenigge die Bayern im Nachteil. "Zu erwarten, der FC Bayern könne in der Königsklasse eine besondere Rolle spielen, wird immer unrealistischer." Man müsse sich nur die ungleichen Geldströme in der Fernsehvermarktung anzuschauen, so der frühere Nationalspieler, "Clubs, die sechsmal mehr einnehmen als wir aus dem Verkauf der TV-Rechte oder die Eigentümerstruktur in Italien und England mit Milliardären wie Berlusconi oder Abramowitsch." Ein Ausstieg aus der Zentralvermarktung der Bundesliga kommt für die Bayern nicht infrage.