Berührend

Nach dem Tod eines Freundes wurde Rangnick aktiv

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Fußball-Teamchef Ralf Rangnick gibt berührende Einblicke in seine Stiftungs-Initiative.

"Für mich gibt es zwei Dinge, die das Leben lebenswert machen: Lieben und Helfen". Ralf Rangnick legt eine Seite offen, die wir bislang noch nicht kannten. Mit der nach ihm benannten "Ralf Rangnick Stiftung" setzt der 65-jährige Deutsche in seiner früheren Wahlheimat Leipzig seit 2018 Projekte um.

"Uns geht es vergleichsweise gut", weist Rangnick auf Schicksale der Menschen in der Ukraine oder im Nahen Osten hin. "Ich finde es wichtig, dass wir, die es sich leisten können, helfen, dass unsere nächsten Generationen auch ein schönes, gutes Leben führen können."

Weltpolitische Problemzonen von Kriegen über Klimawandel bis hin zur möglichen Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten bereiten dem Vater zweier erwachsener Söhne Kopfzerbrechen: "Ich glaube aber, dass jeder in seinem Bereich, in seiner Familie und in seinem Beruf etwas beitragen kann."

Initiative nach dem Tod eines Freundes

Rangnick hatte sich schon vor 15 Jahren zum ersten Mal mit dem Gedanken beschäftigt, eine Stiftung zu gründen. Ins Leben rief er sie erst, nachdem sein bester Freund und langjähriger Berater Volker Weiß vor neun Jahren an Leukämie verstorben war. Bei der Gründung sei er noch davon ausgegangen, dass er "in Leipzig in Fußballrente gehe" und dort auch wohnen bleibe. "Das hat sich dann anders dargestellt." Mittlerweile lebt der Schwabe in Obertrum in Salzburg.

Über 40.000 Schüler profitierten schon von Stiftung

Rangnicks Stiftung verfügt über eine Vollzeit-Büroleiterin, mehrere Projektleiter und ehrenamtliche Mitarbeiter. Sie ist rein operativ tätig. "Es ist nicht so, dass wir Geld einsammeln und dann wieder karitativ irgendwo hingeben. Wir machen alle Projekte selber", so Rangnick. Mehr als 40.000 Schüler im Raum Leipzig hätte man bereits erreicht - mit Projekten vom mobilen Fahrradführerschein auch für Kinder, die noch kein eigenes Rad besitzen, über Firmenpatenschaften bis hin zur Gesundheitsförderung.

Die jüngsten Höhepunkte: 2022 gelangte die Oper "Ikarus und der Traum vom Fliehen" zur Uraufführung. Mehr als 500 Volksschüler wirkten daran mit. "Das war für mich außerhalb des Fußballs eines der schönsten Erlebnisse, die ich je hatte", schilderte Rangnick. Bühnenbild, Kostüme, Libretto, selbst der Titel der Oper - alles hätten die Kinder erarbeitet. Inhalt: Wenn die Menschheit so weitermacht wie bisher, werden alle irgendwann zu Flüchtlingen, weil die Erde nicht mehr bewohnt werden kann.

Im Vorjahr stand dann "Brundibar" auf dem Programm - eine Allegorie auf das Nazi-Regime, geschrieben vom deportierten jüdischen Komponisten Hans Krasa. Dirigentin Barbara Rucha hatte als Protagonisten deutsche und geflüchtete ukrainische Kinder im Kopf, die in der Geschichte gemeinsam ihren Widersacher vertreiben. Auf Initiative von Rangnick wurde die Inszenierung um nach Leipzig ausgewanderte russische Kinder erweitert. "Die haben zusammen gesungen, in allen drei Sprachen." Bei der ersten Probe habe er Tränen in den Augen gehabt.

Musik habe wie der Fußball etwas Verbindendes. Rangnick: "Es passiert sehr viel, wenn Kinder zu einem frühen Zeitpunkt ein Musikinstrument lernen - mit den Synapsen, mit dem Gehirn, aber auch mit dem Selbstvertrauen der Kinder." Auf das Tätigkeitsfeld seiner Stiftung ist in genau diesem Alterssegment ist der ausgebildete Pädagoge nach einem Gespräch mit Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung gekommen. Das Ziel: Chancengleichheit für Kinder unabhängig von ihrem sozialen Status und ihrer Herkunft.

Baumgartner und Seiwald sind auch dabei

Phasenweise verfügten fast die Hälfte der 80 Grundschulen in Leipzig durch die Stiftung über Patenschaften. Eine baute mit dem Geld einen Ninja-Warrior-Kurs, eine andere einen der Entspannung dienenden "Snoezelraum", in dem in einer handyfreien Zone alle Sinne angesprochen werden sollen. Vernetzt hat sie Rangnick als damaliger Trainer und Sportdirektor bei RB Leipzig unter anderem mit den VIP-Gästen des Clubs. Er selbst unterhalte zwei Patenschaften, das aktuell in Leipzig tätige ÖFB-Trio Christoph Baumgartner, Nicolas Seiwald und den bei der EM verletzt fehlenden Xaver Schlager habe er ebenfalls dafür gewonnen: "Das Gespräch hat keine zwei Minuten gedauert, die waren sofort dabei."

Stiftungs-Büro in Wien oder Salzburg?

Viele Ideen wären auch auf Österreich übertragbar, meinte Rangnick. Er sei dafür offen: "Meine Zeit ist natürlich sehr begrenzt, aber wenn jemand das in Österreich umsetzen will und auch bereit ist, einen finanziellen Beitrag zu leisten, machen wir auch gerne ein Büro in Wien oder Salzburg auf."

Derzeit finanziert sich die Stiftung zu einem großen Teil über Rangnicks Einkünfte aus Vorträgen und anderen öffentlichen Auftritten. Rangnick: "Es macht weiterhin Riesenspaß, aber wir müssen Jahr für Jahr schauen, wie wir es bewältigen."

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