Hauptstädter erstmals seit dem 23. September 2007 wieder Tabellenführer.
Luca Toni greift mit der AS Rom nach dem italienischen Fußball-Meistertitel. Fünf Runden vor Ende der Serie A krönte der von Bayern München ausgemusterte Weltmeister mit seinen Römern eine fulminante Aufholjagd und stürzte Titelverteidiger Inter Mailand von der Tabellenspitze. 13 Punkte lag Rom hinter den Mailändern, als der Stürmer im Jänner nach Italien zurückkehrte. Nach fünf Toni-Toren in elf Spielen und dem 2:1-Sieg über Atalanta Bergamo am Sonntag führen die Römer (68 Punkte) mit einem Zähler vor Serienmeister Inter (67). "Jetzt herrscht Rom", schrieb der "Corriere dello Sport" am Montag.
Wie Phoenix aus der Asche
"Und das war erst der Anfang",
versprach Trainer Claudio Ranieri, der Rom nach einem katastrophalen
Saisonstart übernommen hatte und zurück an die Spitze führte. Seine
"römischen Wölfe" haben Inter gehetzt, bis dem Champions
League-Halbfinalisten die Luft ausging. Als Inter am Samstag in Florenz nur
2:2 spielte, schlugen sie zu. "Jetzt schnappen wir sie", hatte Ranieri
angekündigt. Seine Asse gehorchten dem Befehl und stürzten die Ewige Stadt
in Freudentaumel.
Vierter Meistertitel in Reichweite
Mit "Grazie Roma"-Gesängen
feierten die Tifosi in der Südkurve Toni & Co., als sei der vierte
Meistertitel nach 1942, 1983 und 2001 schon eingefahren. Zwischen Kolosseum
und Vatikan herrschte am Sonntagabend Ausnahmezustand. "Roma Capoccia",
wählte "La Gazzetta dello Sport" am Sonntag als Titel; Rom sei wieder das
"Haupt der Welt". "Jetzt sind wir die Titelfavoriten", verkündete Mirko
Vucinic, der Roma in Führung (12. Minute) bracht hatte.
Schadenfreude ist groß
Seit dem 23. September 2007 steht
Roma erstmals in der Tabelle wieder ganz oben - und halb Italien freut sich
über den Sturz des ungeliebten Serienmeisters mit seinem überheblichen
Trainer Jose Mourinho. Der schwieg mal wieder beharrlich und überließ es dem
Technischen Direktor, Marco Branca, kleinlaut zugegeben: "Es kann schon
sein, dass uns die Champions League ablenkt."
Schwere Woche für Inter
Aus den vergangenen elf Serie
A-Spielen holte der Meister nur magere 15 Punkte. Nun wartet vor dem
Champions League-Duell in der kommenden Woche mit Titelverteidiger FC
Barcelona in der Liga am Freitag Rekordmeister Juventus Turin. Rom trifft am
"Wochenende der Vorentscheidung" im Stadt-Derby auf den abstiegsbedrohten
Lokalrivalen Lazio.
"Ab jetzt wird jede Partie ein Endspiel", prophezeit Kapitän Francesco Totti. "Es ist kalt hier oben", meinte der Weltmeister von 2006 mit Blick auf das im Vergleich zu Inter schwerere Restprogramm der Römer, das Ranieri nicht aus der Ruhe bringt: "Jetzt haben wir alles selbst in der Hand", frohlockte der neue "Imperator" von Rom.
Inter auch abseits vom Platz unter Druck
Bei Inter herrscht
dagegen Katerstimmung und Nervosität. In Neapel entscheiden am Dienstag die
Richter im Liga-Manipulationsprozess gegen Ex-Juve-Manager Luciano Moggi, ob
die abgehörten Telefonate von Inter-Boss Massimo Moratti und dem damaligen
Clubpräsidenten Giacinto Facchetti mit den Schiedsrichter-Chefs als Beweise
zugelassen werden.
Moggi will beweisen, dass auch Inter gemauschelt habe. Sollte er damit durchkommen, müssten auch die Inter-Bosse vor Gericht und der Fußball-Verband würde neu ermitteln. Und: Die bisher als Saubermänner und Opfer erschienenen Mailänder würden von Teilen der Presse und den Juve-Fans an den Pranger gestellt. All dies kann Inter derzeit nicht gebrauchen, weiß auch die AS Rom, die dem Rummel genüsslich zuschaut.