Salzburg-Coach Ricardo Moniz geht mit dem Schiri hart ins Gericht.
Die Enttäuschung nach dem 2:2 bei Athletic Bilbao saß tief bei Salzburgs Fußballern. Hatte man am Donnerstagabend doch bis zur 70. Minute eine durchaus verdiente 2:0-Führung inne und die Europa-League-Überraschung in Griffweite, ehe zwei Elfmeter den glücklichen Gastgebern noch einen Punkt bescherten. Mehr aber schmerzte die "Bullen" die eigene Ohnmacht angesichts der als ungerecht empfundenen Entscheidungen des kroatischen Schiedsrichters Ivan Bebek. "Ich fühle mich bestohlen", sagte Salzburg-Coach Ricardo Moniz.
Auch wenn Bilbao weiterhin die Führung in Gruppe F innehat (7 Punkte), lebt "zur Halbzeit" dank Platz drei - punktegleich mit Paris St. Germain (je 4) - weiter die Chance auf den Aufstieg.
Verbale Watschn
Der Unparteiische wurde von Moniz jedenfalls verbal abgewatscht. Als "katastrophal" bezeichnete der Niederländer die Leistung Bebeks, der erst bei Ibrahim Sekagya ein Foul an Herrera gesehen haben wollte und bei Rasmus Lindgren schließlich ein Handspiel pfiff, ohne den vorangegangenen Schubser zu berücksichtigen. "Ich meckere normalerweise nicht, aber hier wurden uns die Punkte geklaut", ärgerte sich Moniz. "Das ist eine der größten Enttäuschungen, die ich je erlebt habe."
Roman Wallner, Torschütze zum 1:0, äußerte sich ähnlich. "Wir sind sehr, sehr deprimiert", meinte der 29-Jährige. "Ein 2:2 in Bilbao ist nicht schlecht, aber das ist fast wie eine Niederlage. Wir waren in den jüngsten Partien nicht so überragend. Da hat niemand damit gerechnet, dass wir 2:0 in Führung gehen. Alle sind davon ausgegangen, dass die über uns drüberfahren", sagte der Steirer, der nach einer längeren Durststrecke wieder Fahrt aufgenommen hat. Nach einem Tor gegen Wacker Innsbruck am Samstag und dem Treffer in Bilbao gab er sich aber bescheiden: "Ich bin sehr froh, dass mir das gelungen ist."
Moniz bleibt positiv
Moniz sollte ein Auswärtssieg beim zuletzt in Form gekommenen baskischen Renommier-Club und seinem argentinischen Trainerfuchs Marcelo Bielsa also nicht vergönnt sein. Doch der 47-Jährige, der nach den jüngsten Partien etwas in die Kritik geraten war, wollte auch die Positiva nicht unerwähnt lassen.
"Athletic hat technisch sehr gute Spieler. Aber unsere Spieler waren nach vorne konkreter, und wenn du Chancen kreierst, heißt Ballbesitz nichts", meinte er im Hinblick auf einen Gegner, der aus seiner optischen Dominanz nichts machte. Die Hausherren agierten ideenlos, etwas behäbig und fehlerhaft und leiteten mit zwei Unkonzentriertheiten im Mittelfeld, die Salzburg dank Leonardo und Wallner perfekt ausnützte, ihren 0:2-Rückstand ein.
Wallner brachte es auf den Punkt: "Selbst wenn wir heute noch ein Spiel gespielt hätten, hätten sie kein Tor aus dem Spiel heraus gemacht." Der Steirer lobte sein Team für einen taktisch klugen Auftritt: "Wir haben die Räume eng gemacht, uns nicht rauslocken lassen. Ich glaube, das ist auch verständlich, dass man denen nicht ins offene Messer läuft. Wir sind sehr kompakt gestanden und haben auf unsere Chancen gewartet."
Wechsel als Knackpunkt
"Wir waren sehr diszipliniert und haben weniger naiv gespielt. Der Gegner hat das nicht erwartet", beschrieb Moniz den Unterschied zum 1:3 bei PSG zum Auftakt der Gruppenphase Mitte September. "Der Gegner hat das nicht erwartet." Als eine Art Knackpunkt für sein Konzept sollte sich aber nicht zuletzt die unfreiwillige Auswechslung von Franz Schiemer für Lindgren in der 59. Minute erweisen - da stand es noch 2:0 für die Gäste. Der Schwede war schließlich am Zustandekommen des entscheidenden Elfers beteiligt und musste dafür - nur 15 Minuten nach seiner Einwechslung - mit Gelb-Rot vom Platz. "Schiemer war kaputt", erklärte der Coach, "und dann hat die Organisation gefehlt".
En gros durfte er bei seinem Team aber wieder Fortschritte konstatieren. "Es tut mir gut, dass man eine Entwicklung sieht. Wichtig ist aber, dass es die Spieler selbst spüren, dass wir es können, dass wir international wirklich etwas erreichen können."