Nach Abstieg

Wacker-Obmann Stocker verlässt das sinkende Schiff

Teilen

Vor wenigen Tagen sprach er trotz Abstiegs noch vom Europapokal, jetzt tritt Gerhard Stocker als Obmann von Wacker Innsbruck zurück.

Nach sechs Jahren an der Spitze des FC Wacker Innsbruck hat Obmann Gerhard Stocker am Freitag seine Funktion zurückgelegt. Auch wenn der FC Wacker nach vier Jahren in der T-Mobile-Liga heuer absteigen muss, sagte Stocker, dass er einen funktionierenden Verein hinterlasse. Wer den scheidenden Obmann bei Wacker ersetzen wird, wer Trainer wird und wie der neue Kader aussehen wird, ist beim FC Wacker Innsbruck aber noch offen. Die Funktion des Bundesliga-Vizepräsidenten will Stocker aber weiterhin behalten.

Entmachtet
"De facto bin ich im Herbst schon entmachtet worden. Seit Jänner habe ich geschaut, wie es läuft. Und in diesem halben Jahr sind Dinge passiert, für die ich mich nicht begeistern konnte", begründete Stocker seinen Rücktritt. "Besonders von der Nichtarbeit des Beirates bin ich total enttäuscht." Der Beirat wurde im Zuge der Entschuldung des Klubs (von der öffentlichen Hand kamen 1,6 Millionen Euro) im November 2007 installiert, als Kontrollgremium, das alle wichtigen Entscheidungen absegnen muss.

Schuldenfrei
Riesig stolz sei er, so Stocker, dass Wacker nun schuldenfrei ist. "Was in den letzten Jahren nicht geklappt hat", sagte der scheidende Obmann, der kurzfristig sogar persönliche Haftungen über 1,3 Millionen Euro übernommen hatte. Doch der Schulterschluss in Tirol gehe ihm ab. "Das Können und Wollen klaffen weit auseinander", kritisierte Stocker zum Abschied, "man darf keine Luftschlösser bauen, sondern muss die Realität sehen und Gas geben." Um Außergewöhnliches zu leisten, brauche man Geld und Geist, "wir haben aber eine Kultur, wer zahlt schafft an. Aber im Tiroler Netzwerk ecke ich mit meinen Ideen an."

Die Entscheidung über den Rücktritt hänge nicht mit dem Abstieg zusammen. "Das ist schon im März gereift", sagte Stocker, der seine Funktion als Bundesliga-Vizepräsident aber bis zum Jahr 2009 behalten will. "In dieser Funktion bin ich persönlich gewählt", sagte Stocker, offen ist seine Funktion im Bundesliga-Vorstand, in dem der Tiroler als Vertreter der T-Mobile-Liga sitzt. "Das gehört nach dem Abstieg Wackers sowieso überdacht", sagte er.

Kein Schnellschuss
Vorstandsmitglied Johannes Marsoner und Geschäftsführer Georg Willeit streuten dem scheidenden Obmann Rosen. "Es schaut dramatisch aus nach dem Abstieg, aber ohne Stocker wären wir nicht dort gewesen, wo wir waren", sagte Willeit, der von Stocker nun das operative Geschäft übernehmen wird. "Es wird keinen Hüftschuss um den neuen Obmann geben, da haben wir vorläufig Zeit", sagte Marsoner.

Trainerfrage
Keine Zeit gibt es in der Trainerfrage (Helmut Kraft will die Doppelfunktion Sportdirektor/Trainer nicht mehr weiterführen). "Mit Kraft werden wir uns nach der Rückkehr vom Spiel in Wien zusammensetzen", kündigte Marsoner an, sagte aber schon am Freitag: "Seine Erwartungen bezüglich neuer Spieler sind mit unserem Budget nicht vereinbar."

Mit einem Budget von 4 bis 4,5 Millionen Euro rechnet Marsoner für die kommende Saison, wobei die Hälfte der Sponsorengeler noch nicht gedeckt seien. Vor allem die Einigung mit Hauptgeldgeber Tiroler Wasserkraft (700.000 Euro) steht noch aus. Als Ziel hat sich Wackers Finanzchef gesetzt, in ein bis drei Jahren wieder aufzusteigen. "Und in fünf Jahren wollen wir im UEFA-Cup sein", sagte Marsoner, der den sofortigen Wiederaufstieg als kein Muss sieht.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.