Wett-Affäre

Für die Vienna wird es eng

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Liga und Staatsanwalt ermitteln wegen verdächtiger Vienna-Partie. Ausschluss droht.

Rückblick: 12. April, Reichshofstadion in Lustenau – die 90. Minute: Es steht 2:2 nach 2:0-Vorsprung der Vienna – plötzlich fängt Erdžan Beciri im Strafraum eine Flanke von Felix Roth mit der Hand runter. Schiedsrichter Andreas Heiss zeigt auf den Elfmeterpunkt – Dominik Rotter verwandelt eiskalt. Austria Lustenau gewinnt die Partie mit 3:2. Eine folgenschwere Schlussphase!

Coach Tatar vertraut seinen Spielern blind
Das in Bludenz ansässige Wettfrühwarnsystem „Asia Monitor“ schlug Alarm (ÖSTERREICH berichtete). Unüblich hohe Wetteinsätze sollen in Asien auf die Partie eingegangen sein. Die Rede ist von bis zu 500.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits.

Im Fadenkreuz: Auch der slowenische Innenverteidiger Beciri. Trainer Alfred Tatar sprach unmittelbar nach dessen verhängnisvollem Handspiel mit ihm, sagt: „Beciri ist nach den Vorwürfen zu mir gekommen und hat mich gefragt, was hier los ist. Ich kenne ihn schon länger als ehrlichen Menschen. Ich habe zu ihm gesagt: Ich vertraue dir.“ Und: Der Vienna-­Coach ließ seine Neuerwerbung auch gleich im nächsten Spiel beim FC Lustenau wieder von Beginn an ran. Beciri dankte es Tatar mit dem entscheidenden Treffer zum 1:0-Sieg.

Mair: „Ihm gehören
die Beine gebrochen“
Weniger Vertrauen genießt der Innenverteidiger offenbar bei seinen Mitspielern. Wolfgang Mair droht: „Wenn wirklich einer von uns im Abstiegskampf ein Spiel verschiebt und man kommt ihm drauf, gehören ihm beide Beine gebrochen.“

Ernst Dospel ging hingegen unmittelbar nach dem Skandalspiel auf den Schiedsrichter los, sagte nach zwei Elfmetern: „Eine Frechheit. Nach dieser Schiedsrichterleistung muss es Konsequenzen geben.“ Als der Verdacht der Spielmanipulation aufkam, fügte der Ex-Teamkicker hinzu: „Was da gepfiffen worden ist, das war echt manipuliert. Denn sonst hätten wir dieses Spiel nie verloren.“

Fest steht: Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung. Aber die Optik bleibt schief.

Liga droht Vienna mit Rausschmiss
Die Fakten belasten die Vienna schwer: Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits wegen des Verdachts der Spiel-Manipulation. Bundesliga-Vorstand Georg Pangl bestätigt: „Es gab Auffälligkeiten: In Asien gab es in den letzten zehn Minuten sehr hohe Einsätze, dass noch ein Tor fällt. Man darf Verein und Spieler nicht vorverurteilen. Aber die Optik spricht eine eigene Sprache.“

Sanktionen
Deshalb will die Liga jetzt auch mit voller Härte vorgehen. Pangl droht: „Ich werde persönlich darauf achten, dass, wenn es Beweise gibt, Spieler und Verein von der Bundesliga ein Leben lang ausgeschlossen werden.“ Jetzt sind die Behörden gefragt: Ihnen werden die Liga und die Vienna Sachverhaltsdarstellungen übermitteln, Zeugen werden einvernommen.

Schiefe Optik
Befragt wird wohl auch Vienna-Boss Herbert Dvoracek. Er ist in ständigem Kontakt mit der Liga und sagt zu Pangls Drohung: „Ich gehe nicht davon aus, dass der Verein gegen sich wettet. Das wäre im Abstiegskampf der totale Irrsinn.“

Aber er gibt zu: „Es gibt eine schiefe Optik. Klar beginnt man zu überlegen. Ich habe mir die umstrittene Szene von Beciri viermal angesehen. Es ist schwierig, aber Tatar vertraut ihm, dann tue ich das auch. Ich kann ihn ja nicht einfach rausschmeißen. Es gilt schließlich die Unschuldsvermutung und er hat einen laufenden Vertrag.“

Dvoracek hofft nun auf eine rasche Aufklärung, sagt: „Wir sind im Moment alle sehr angespannt. Die Sache ist nicht lustig. In zwei Wochen sollte alles erledigt sein.“

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