Unbekannte nahmen sich den Formel-1-Weltmeister als Ziel.
Mark Webbers erste Frage im Fahrerlager von Interlagos war die wichtigste: "Du bist in Ordnung Kumpel, oder?" Jenson Button nickte hinter seiner dunklen Sonnenbrille. Der noch amtierende Formel-1-Weltmeister wirkte am Sonntag nach einem bewaffneten Raubüberfall, der am Vorabend in Brasilien auf sein Auto versucht worden war, gefasst. Verletzt wurde bei dem Angriff unweit der Rennstrecke niemand.
Buttons Wagen, ein B-Klasse-Mercedes, war auf dem Rückweg von Interlagos nach Sao Paulo auf einer dreispurigen Straße bei einer roten Ampel von sechs oder sieben Unbekannten attackiert worden. "Zumindest zwei hatten Handfeuerwaffen, einer eine ziemlich große Maschinenpistole", schilderte Button, der mit seinem Vater, seinem Physiotherapeuten und seinem Manager unterwegs gewesen war. Die Angreifer seien sehr jung, um die 20, gewesen.
"Niemand ist verletzt"
Schlimmeres verhinderte Buttons Fahrer. Der speziell geschulte Polizist entkam den Angreifern trotz des hohen Verkehrsaufkommen, rammte dabei auch einige andere Autos. "Es war schon ein bisschen beängstigend", gestand Button. "Aber ich habe gut geschlafen und niemand ist verletzt. Das ist das Wichtigste." Die brasilianische Polizei erhöhte bei den Transfers von Buttons McLaren-Team daraufhin die Sicherheitsvorkehrungen. "Es ist aber nicht schön, in einem gepanzerten Wagen und mit zwei Polizeiautos zur Arbeit zu fahren", erinnerte der 30-jährige Engländer.
Bewaffnete Überfälle sind in der Gegend um Interlagos keine Seltenheit, grenzt das Gebiet im Süden von Sao Paulo doch an weitreichende Armenviertel (Favelas). Trotz eines signifikanten Rückgangs in den vergangenen zehn Jahren verfügt die 20-Millionen-Metropole noch immer über eine hohe Kriminalitätsrate. Neben Button war auch eine Gruppe von Sauber-Ingenieuren am Samstag angegriffen und ausgeraubt worden.
"Willkürliche Attacke"
Die Räuber - fünf Personen, einer davon mit einer Maschinenpistole - öffneten ebenfalls bei einer roten Ampel die Autotür, erbeuteten zwei Rucksäcke und verschwanden. Verletzt wurde niemand. "So etwas passiert hier leider jedes Jahr", sagte Button. Nun war allerdings zum ersten Mal auch ein Fahrer betroffen - und dementsprechend groß die öffentliche Aufregung. Button ging aber davon aus, dass nicht er das explizite Ziel gewesen sei.
"Ich denke, es war eine willkürliche Attacke", erklärte der neunfache Grand-Prix-Sieger. "Trotzdem gehen einem gewisse Dinge durch den Kopf." Button nahm den Grand Prix von Brasilien von Startplatz elf aus in Angriff, seine Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung waren damit endgültig dahin. Das geriet vorerst aber zur Nebensache, sein Held des Tages war sein brasilianischer Fahrer. Button: "Er ist eine Legende für mich."