Die Geburt seiner Tochter Lily, unverschuldete Zeitstrafe im Sprint, Poleposition und dann doch nur Vierter im Miami-GP. Max Verstappen durchlebte in den letzten Tagen eine wahre Hochschaubahn der Gefühle. Red-Bull-Mentor Helmut Marko (82) erzählt im oe24-Interview, wie es ihm dabei ging.
"Wir waren einfach nicht schnell genug", ärgerte sich Marko im oe24-Telefonat nach dem Miami-Weekend. "Über eine Runde ist Max voll da, da gleicht er mit seinem Können, das ich als Max-Faktor bezeichne, viel aus. Aber im Rennen haben wir leider gesehen, dass die McLaren einen unglaublichen Speed gehen können."
oe24: Die 40 Sekunden Vorsprung von Sieger Piastri auf Verstappen ...
MARKO: ... sind wirklich viel, und es wären noch mehr geworden, wenn Max nicht die ersten Runden vor den McLaren hergefahren wäre und sie eingebremst hätte. Wie der dritte Platz von George Russell zeigt, ist Mercedes auch noch stärker. Also wir müssen uns kräftigst was einfallen lassen.
oe24: An was denken Sie da?
MARKO: Wir müssen an allen erdenklichen Schrauben drehen, damit wir mehr Performance bekommen.
oe24: Dazu klagte Max Verstappen immer wieder über Bremsprobleme ...
MARKO: Und am Samstag hatten wir den katastrophalen Boxenstopp, für den Max nichts konnte, da kommt momentan viel zusammen.
"Max hat mir ein paar Babyfotos gezeigt, dann ging's nur mehr ums Renngeschehen"
oe24: Dafür war er privat mit der Geburt seiner Tochter im Glück ...
MARKO: Er hat mir nur schnell ein paar Fotos gezeigt, aber das war's schon. In Miami ging's nur ums Renngeschehen.
oe24: Was spricht dafür, dass es beim nächsten GP in Imola besser wird?
MARKO: Dass wir neue Teile bekommen. Die Frage ist, ob wir damit McLaren näher kommen. Die haben ein unglaubliches Auto, das ist in seiner Komplexität irrsinnig stark. Die Poleposition von Max - so ehrlich müssen wir sein - ist auch nur deshalb zustande gekommen, weil beide McLaren und auch Antonelli im Mercedes beim letzten Versuch Fehler gemacht haben.
oe24: Was sagen Sie zu Piastris Leistung?
MARKO: Ich bin schwer beeindruckt. Er bleibt immer cool und macht ständig Druck, um vorne dabei zu bleiben. Das ist schon erfrischend. Aber ich würde auch unseren Hadjar (von den Racing Bulls, d. Red.) nicht unterschätzen. Der hat seinen ersten WM-Punkt nur um ein paar Hundertstel verpasst.
oe24: Wobei Sie es sicher auch Yuki Tsunoda gönnen, dass er unmittelbar vor Hadjar einen Punkt geholt hat.
MARKO: Jaja, Yuki wird immer besser. Er ist der erste (Verstappen-)Teamkollege, der an die Leistung von Max hinschnuppern kann. Wenn der Druck größer wird, macht er leider noch Fehler.
Vettel als Nachfolger? "Das war mal so eine Idee von mir"
oe24: Erlauben Sie mir bitte abschließend noch eine Frage, Ihre Zukunft betreffend: Sie haben Sebastian Vettel als einen Ihrer möglichen Nachfolger ins Gespräch gebracht ...
MARKO: Das war einmal so eine Idee von mir. Mit spruchreif hat das aber nix zu tun, da sind wir noch weit weg. Ich weiß nicht, wer mich mit Ende des Jahres in Pension schreiben will. Ich hab das jedenfalls noch nicht vor: Wer rastet, der rostet ...
Die Formel-1-WM wird am 18. Mai mit dem GP der Emilia-Romagna in Imola fortgesetzt.