F1 in Kanada

Ganz Polen jubelt über 1. GP-Triumph

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Zum ersten Mal fuhr der Pole Kubica aufs oberste Treppchen - ein Land im Ausnahmezustand. Strafe für Hamilton nach Crash.

Abseits von Europa und damit auch im medialen Schatten der Fußball-Europameisterschaft hat die Formel 1 am Sonntag in Kanada für eines ihrer aufregendsten Rennen gesorgt. Es war zudem ein historisches, denn mit Robert Kubica gewann erstmals eine Pole einen WM-Lauf. Und der erste Erfolg für BMW-Sauber-F1, wo der Österreicher Christian Klien als Test- und Ersatzfahrer tätig ist, wurde dank Kubica und Nick Heidfeld gleich zu einem Doppelsieg.

Doppelte Freude
Zudem eroberte Kubica, der in den ersten sechs Rennen schon dreimal auf dem Podest gestanden war, mit seinem ersten Sieg auch gleich die WM-Führung. Nach sieben von 18 Rennen liegt der 23-jährige Krakauer mit 42 Punkten vier Zähler vor Felipe Massa (Ferrari) und dem bisherigen Leader Lewis Hamilton (je 38). "Wenn die Konkurrenz patzt, sind wir zur Stelle", meinte der wie immer nüchterne Kubica, der auch im Moment seines bisher größten Triumphes cool blieb.

Hamiltons Schildbürgerstreich
Kubica hatte am Ende seinen Sieg in dem wie so oft chaotischen Kanada-Rennen aber vor allem einer ausgesprochenen Dummheit von Hamilton zu verdanken. Der aus der Pole gestartete Engländer war schon in der 20. von 70 Runden bei der Boxenausfahrt ins Heck des neben Kubica an der roten Ampel wartenden Ferrari von Räikkönen gekracht und hatte damit das vorzeitige Ende für beide Fahrer herbeigeführt.

Strafen für Hamilton und Rosberg
Auch der Deutsche Nico Rosberg hatte die Ampel übersehen und war seinerseits in den McLaren von Hamilton gerauscht. Beide Piloten wurden dafür bestraft und müssen beim nächsten Rennen am 22. Juni in Frankreich in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten. Die Strafen werden nicht beeinsprucht.

Rache für Sutil?
Ob es wirklich nur ein Fahrfehler oder gar Absicht von Hamilton war, wird wohl nie geklärt werden. Denn viele sahen in der Aktion eine Art "Revanche" dafür, dass Räikkönen zwei Wochen davor den beim Monaco-GP auf Platz vier liegenden Hamilton-Freund Adrian Sutil im Force India von der Strecke geboxt hatte.

In Kanada war Sutil der Auslöser jener Safety-Car-Phase gewesen, während der die ersten sieben Piloten geschlossen an die Box gekommen waren. Beim Ausfahrts-Getümmel passierte dann der Boxenampel-Crash, bei dem Hamilton deutlich nach links zog und Räikkönen erwischte. Der junge Engländer zeugte sich davon wenig betrübt, viel mehr als ein "sorry" kam ihm nicht über die Lippen. Kubica gestand: "Ich sollte ihm dankbar sein, dass er sich Kimi ausgesucht hat und nicht mich."

Kubica souverän
Kubica hatte danach keinerlei Probleme, trotz zweier Stopps seinen nur einmal tankenden Teamkollegen Heidfeld im deutlich schwereren BMW auf Distanz zu halten. Ein Jahr nach seinem lebensgefährlichen Horror-Crash in Kanada sorgte der "fliegende Pole" damit ausgerechnet an gleicher Stelle im 29. Rennen für seinen bisher größten Triumph.

Polen im Freudentaumel
Die polnischen Medien jubelten: "Der heuer bisher größte Erfolg für den polnischen Sport", schrieb die Gazeta Wyborcza und der "Super Express" riet: "Wir raten den Motorsport-Fans auf der ganzen Welt: Lernt den Text unserer Hymne schon jetzt auswendig, denn ihr werdet sie noch öfter hören."

Premiere auch für BMW
Jubel herrschte auch bei BMW-Sauber. Im dritten gemeinsamen Jahr bzw. im 42. gemeinsamen Rennen der deutsch-schweizerischen Allianz ging der Traum vom ersten Sieg in Erfüllung. BMW war schon in der Turbo-Ära der 80er-Jahre Weltmeister geworden und hatte dann u.a. mit Gerhard Berger als Motorsport-Chef ein Comeback mit Williams gefeiert und auch wieder Formel-1-Rennen gewonnen.

Ende 2005 kam es aber zur vorzeitigen Trennung und zur Partnerschaft der Münchener mit dem ehemaligen Sauber-Team in Hinwil. Patron Peter Sauber, der immer noch Anteile besitzt, erlebte den Erfolg nicht live mit, weil er als EURO-Botschafter in der Schweiz geblieben war.

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