Dramatik am Hungaroring. Lange führte Masse souverän. Ein Motorschaden nahm ihm jedoch den Sieg. Erster Triumph für Kovalainen.
Der Formel-1-Grand-Prix von Ungarn hat am Sonntag zwei sportliche "Dramen" gebracht. Sowohl WM-Leader Lewis Hamilton als auch Ferrari-Rivale Felipe Massa wurden von technischen Defekten um ihre Siegchance gebracht. Daher triumphierte erstmals in seiner Karriere der Finne Heikki Kovalainen im McLaren-Mercedes. Der 26-Jährige führte das überraschende Siegespodest vor dem Deutschen Timo Glock und Weltmeister Kimi Räikkönen an.
Motor streikt - Massa ausgeschieden
Dabei hatte Massa nach einem
sensationellen Startmanöver lange Zeit wie der sichere Sieger ausgesehen.
Der Brasilianer war nach einem Blitzstart bereits in der ersten Kurve an den
aus der ersten Reihe gestarteten McLaren von Hamilton und Kovalainen
vorbeigegangen. Drei Runden vor Schluss streikte aber in Führung liegend der
Motor. Massa wurde damit um seine Chance gebracht, die WM-Spitze von
Hamilton zurückzuerobern.
"Ich bin extrem enttäuscht, weil wir bis dahin ein ausgezeichnetes Rennen gefahren sind", meinte Massa. Hamilton baute seine WM-Führung mit Platz fünf hinter Fernando Alonso sogar aus. Der 23-jährige Engländer (62 Zähler) liegt nun fünf Punkte vor Räikkönen (57) und acht vor Massa (54). Dabei hatte der McLaren-Jungstar selbst wie der große Verlierer ausgesehen, als ihn ein Reifenschaden links vorne in Runde 41 auf Rang neun zurückgeworfen hatte.
Hamilton verpasste damit zwar den ersten Sieg-Hattrick seit Michael Schumacher 2006, geht wegen Massas Pech aber entspannt in die dreiwöchige Sommerpause bis zur Premiere des Grand Prix von Valencia am 24. August. "So etwas wünscht man natürlich niemandem", sagte Hamilton, der nach seinen eindrucksvollen Siegen in Silverstone und Hockenheim auch in Ungarn Training und Qualifying dominiert hatte. "In erster Linie freue ich mich aber für Heikki. Er hat sich das wirklich verdient."
Ruhiges Rennen für Kovalainen
Kovalainen fuhr ein ruhiges
Rennen, profitierte von den Problemen der beiden Topfavoriten und durfte
nach seiner ersten Pole Position in Silverstone im 28. Rennen auch über den
ersten Sieg in der Königsklasse jubeln. "Es ist ein großartiger Moment für
mich. Ich bin sehr, sehr stolz. Die ganze harte Arbeit hat sich ausgezahlt",
betonte der Finne, der damit auch die Bestätigung bei McLaren für die
kommende Saison rechtfertigte.
"Ich habe versucht, Massa in der Schlussphase unter Druck zu setzen", erklärte Kovalainen nach einer wahren Hitzeschlacht. "Es war ein anstrengendes Rennen." Die 31 Grad Luft- und 48 Grad Asphalttemperatur hatten nicht nur den Zuschauern und Fahrern, sondern offensichtlich auch Massas Ferrari-Motor zugesetzt. "Felipe war unglücklich. Wir haben aber noch überhaupt nichts verloren", erinnerte Räikkönen.
Glock schafft Sensation
Die Sensation des Wochenendes war Glock,
der den ersten Podestplatz seiner Formel-1-Karriere holte. Der 27-jährige
Toyota-Pilot verteidigte Rang zwei gegen den in der Schlussphase mit einer
schnellsten Runde nach der anderen heranstürmenden Räikkönen und verhinderte
damit einen finnischen Doppelsieg. "Es ist einfach unglaublich", sagte der
Deutsche, der schon im Qualifying mit Platz fünf überrascht hatte. "Es war
ein perfektes Wochenende. So etwas haben wir uns nicht einmal erträumt."
Renault prolongierte durch die Plätze vier und sechs seinen Aufwärtstrend, BMW-Sauber dagegen kam nicht über Platz acht durch Robert Kubica hinaus. Red Bull Racing verpasste die Punkteränge vor den Augen von Eigentümer Dietrich Mateschitz bereits zum dritten Mal in Folge. Der Australier Mark Webber fuhr auf Platz neun, der Schotte David Coulthard auf elf.
"Wir waren einfach viel zu langsam", gestand Webber. "Unsere Arbeit war schon im Qualifying nicht gut genug." Auch die Toro Rossos waren chancenlos. Der Franzose Sebastien Bourdais klassierte sich als 18., Sebastian Vettel schied mit Defekt aus. "Heute ist alles in die Hose gegangen", gestand der Deutsche, der schon im Training mit technischen Problemen zu kämpfen gehabt hatte.
Endstand Ungarn-GP
1. Heikki Kovalainen (FIN) McLaren-Mercedes
2. Timo Glock (GER) Toyota
3.
Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari
4. Fernando Alonso (ESP) Renault
5.
Lewis Hamilton (GBR) McLaren-Mercedes
6. Nelson Piquet jr. (BRA)
Renault
7. Jarno Trulli (ITA) Toyota
8. Robert Kubica (POL)
BMW-Sauber
9. Mark Webber (AUS) Red-Bull-Renault
10. Nick Heidfeld
(GER) BMW-Sauber
11. David Coulthard (GBR) Red-Bull-Renault
12.
Jenson Button (GBR) Honda
13. Kazuki Nakajima (JPN) Williams-Toyota
14.
Nico Rosberg (GER) Williams-Toyota
15. Giancarlo Fisichella (ITA)
Force-India-Ferrari
16. Rubens Barrichello (BRA) Honda
17. Felipe
Massa (BRA) Ferrari
18. Sebastien Bourdais (FRA) Toro-Rosso-Ferrari
Ausgeschieden: Adrian Sutil (GER) Force-India-Ferrari, Sebastian Vettel (GER) Toro-Rosso-Ferrari
Schnellste Runde: Kimi Räikkönen (Ferrari) 1:21,195 Min. (62. Runde/Schnitt 194,243 km/h)´
Fotos: (c) Reuters