Niki Lauda ärgerte sich in Istanbul über den Hunde-Zwischenfall und wunderte sich über Hamiltons und Räikkönens Trainings-Aussetzer.
ÖSTERREICH: Vor dem Formel-1-Rennen hat die Kollision mit einem Hund für
Aufregung gesorgt. Wie kann so etwas heute noch passieren?
Niki
lauda: Das ist mir auch ein Rätsel, das war wirklich saugefährlich. Aber was
willst’ machen – das ist eben der Türkei-Grand-Prix.
ÖSTERREICH: Hat Sie die souveräne Vorstellung von Felipe Massa überrascht?
Lauda:
Der hat das gemacht, was er machen musste und ist damit durchgekommen. Der
einzige, der das Ferrari-Duo auseinanderdividieren konnte, war Lewis
Hamilton. Der ist ein makelloses Rennen gefahren, hat seine Chance aber im
Training verplempert.
ÖSTERREICH: Wie meinen Sie das?
Lauda: Mit seiner
Dreistopp-Strategie hätte er natürlich in der ersten Reihe starten müssen.
Dass ihm das nicht gelungen ist, hat ihn vermutlich den Sieg gekostet. Denn
McLaren war mit Ferrari wieder absolut ebenbürtig. Aber jetzt kommt Monte
Carlo, da ist alles wieder anders.
ÖSTERREICH: Was heißt das für den WM-Dreikampf?
Lauda:
Dass Dinge wie Aerodynamik, die bei den Top-Teams in den vergangenen Wochen
bis ins letzte Detail ausgetüftelt wurden plötzlich völlig wurscht sind. In
Monte Carlo brauchst’ ein weiches Chassis, das du perfekt in die
Mickymaus-Kurven einlenkst. Da können auch schlechte Autos richtig gut sein.
Da ist der Fahrer 80 Prozent – und der, der die meisten Eier hat, wird die
Nase vorn haben.
ÖSTERREICH: Ralf Schumacher vermutet, dass sich Ferrari im WM-Kampf
bereits gegen Felipe Massa festgelegt hat ...
Lauda: Wie kann Ralf
so einen Unsinn behaupten? Hätte Massa dann jetzt gewonnen? Die Formel 1 ist
schon so fair, dass sie zwei ebenbürtigen Fahrern bis Mitte der Saison eine
Chance gibt. Mir gefällt der Zweikampf Massa-Räikkönen. Wenn du Weltmeister
werden willst, musst du klar der Beste sein. Was ich nicht verstehe, ist die
Schwankung dieser Typen im Training. Wenn der Kollege in Pole steht, kann es
sich Räikkönen nicht leisten, als Vierter loszufahren.
Interview: Knut Okresek/ÖSTERREICH