Es ist nicht das erste Mal, dass zwei Weltmeister für McLaren am Lenkrad drehen. Legendär sind die Stallduelle, die sich einst Ayrton Senna und Alain Prost in der Formel 1 geliefert hatten. 20 Jahre später setzt McLaren-Mercedes auf die britischen Champions der beiden vergangenen Jahre - Lewis Hamilton und Jenson Button. Eine Neuauflage der Stallkriege der 80er Jahre scheint aber unwahrscheinlich.
Button hat den Wechsel zu McLaren, versüßt mit einem fürstlichen Salär, nach seinem überraschenden WM-Titel im Vorjahr mit Brawn gewagt - vieler Warnungen zum Trotz. Hamilton fährt Zeit seines Lebens für das britische Team, ist dort verwurzelt und hat seine Seilschaften. "Jenson weiß genau, worauf er sich eingelassen hat. Bis jetzt hat er es nicht bereut", versicherte Teamchef Martin Whitmarsh mit Blick auf die ansprechenden Testzeiten.
Auf den Tisch gelegt werden die Karten erstmals am Wochenende in Bahrain. Während Hamilton von seiner Aggressivität lebt, gilt Button als einer der elegantesten Piloten im Feld. Sein Fahrstil ist nicht nur reifenschonend, sondern auch spritsparend - ein möglicher Vorteil im neuen Reglement, das Nachtanken im Rennen untersagt. An Hamilton hatten sich bei McLaren allerdings bereits Größen wie Doppelweltmeister Fernando Alonso die Zähne ausgebissen.
Böse Worte wird man von Button nicht hören, dazu ist der 30-Jährige viel zu sehr Gentleman. Das Team selbst sei um Gleichberechtigung bemüht, versicherte Whitmarsh. "Wir werden sehen, welcher unserer Fahrer sich im Saisonverlauf am wohlsten fühlt - das wird sich nicht vermeiden lassen", meinte der Engländer, der die Geschäfte im Vorjahr vom langjährigen Zampano Ron Dennis übernommen und den Rennstall zur "all-British affair" gemacht hat.
Whitmarsh behauptete sogar, er verfüge über die schnellste Fahrerpaarung im Feld. Den daraus resultierenden Wettbewerb wollten die Piloten nicht leugnen, der amtierende Weltmeister hält ihn gar für befruchtend. "Es wird eine Rivalität geben, das ist immer so zwischen Teamkollegen. Einer wird immer vorne sein", meinte Button. "Aber wir haben ein großartiges Team, ich habe Vertrauen in meine Fähigkeiten. Wir haben sehr gute Chancen."
Hamilton strotzt nach einem harten Jahr mit nur zwei Siegen wieder vor Selbstvertrauen. Selten hatte der 25-Jährige so glücklich ausgesehen wie bei seiner Ankunft in Bahrain. Hauptgrund ist wohl auch ein privates Hoch: Der Brite ist wieder mit seiner Freundin Nicole Scherzinger zusammen, von der er sich im Jänner kurzzeitig getrennt hatte. Das Wochenende hatte er mit dem Popstar der Pussycat Dolls bei den Oscars in Los Angeles verbracht.
"Ich habe noch immer dasselbe Mädchen, ich fahre für dasselbe Team, und ich habe noch immer denselben Einsatz und dieselbe Entschlossenheit", versicherte Hamilton. "Mein Stil wird sich nicht ändern." Wenngleich er in Zukunft nicht mehr ausschließlich von seinem Vater gemanagt wird, weil sich dieser auch anderen Geschäften widmet. Eine seiner Stärken sei seine Zufriedenheit. "Wenn man glücklich ist, gewinnt man Rennen", meinte Hamilton.
Rosen streute der Weltmeister von 2008 jenem von 2009. Selten habe er so einen höflichen, zuvorkommenden Menschen wie Button erlebt. "Ich kenne kaum jemanden, mit dem man so gut auskommt", erklärte Hamilton. "Er ist sehr professionell. Ich war verblüfft, wie höflich er ist. Es sind Kleinigkeiten, wie etwa, dass er jemand anderem die Türe aufhält. Nicht viele Piloten machen das. Ich versuche auch ein Gentleman zu sein, aber vielleicht eher zu Frauen."