Am Wochenende rollen erneut die mächtigsten Straßen-Motorräder der Welt über den Red Bull Ring - wohl zum letzten Mal für einige Zeit im Hochsommer.
In der MotoGP fährt Ducati-Superstar Marc Marquez im Murtal um seinen sechsten Grand-Prix-Sieg in Serie und den ersten in Spielberg. Im WM-Klassement liegt der Spanier mit dem Fabelvorsprung von 120 Punkten vor seinem Bruder, Markenkollegen und härtesten Rivalen Alex. KTM kommt mit steigender Formkurve in die Steiermark.
Die Überlegenheit von Ducati in der MotoGP ist auch dieses Jahr frappant. Neben dem Marquez-Brüderpaar ist dafür der Italiener Francesco Bagnaia verantwortlich, der die jüngsten drei Spielberg-Ausgaben gewonnen hat. Ducatis "eilige Dreifaltigkeit" vollbrachte bei zwölf WM-Rennen bisher zehn Siege. Die beiden anderen Sieger waren in Frankreich Johann Zarco (Honda) sowie in Großbritannien Marco Bezzecchi (Aprilia). Fünf Ducati-Racer liegen unter den ersten sechs der Weltmeisterschaft.
Marquez kann Titel nur selbst verspielen
Ob es auch in der zweiten Saisonhälfte so weitergeht, wird sich weisen - es darf aber angenommen werden. Allein Marc Marquez hat heuer acht Grands Prix und elf Sprints gewonnen. Der 32-Jährige rast seinem neunten Motorrad-WM-Titel entgegen, es wäre der siebente in der MotoGP. "Mit plus 120 Punkten zu starten bedeutet, dass nur ich diese Weltmeisterschaft noch verlieren kann", gab der Spanier zu. "Aber ich muss einige Situationen kontrollieren, man kann nicht immer in allen Rennen der Schnellste sein. Die Mentalität wird jedoch dieselbe bleiben, ich werde versuchen, jedes Wochenende mein Bestes zu geben."
Der Red Bull Ring sei "eine schöne Strecke für Duelle, also werden wir sehen, wie es läuft, auch wenn die Bedingungen in der Vergangenheit besser waren", erklärte Marquez. "Denn jetzt ist es mit der Aerodynamik und der Elektronik schwieriger, dem Vordermann zu folgen."
Leichter Aufwind bei KTM
Der bisher letzte Spielberg-Sieger, der nicht auf einer Ducati fuhr, war 2021 Brad Binder, als er mit KTM einen Heimsieg feierte. Sollte so ein Coup dem Südafrikaner oder seinem Teamkollegen Pedro Acosta heuer gelingen, wäre das eine massive Überraschung. Zuletzt realisierte Acosta als Dritter in Brünn immerhin den ersten KTM-Podestplatz in dieser Saison. Im Sprint zeigte Enea Bastianini von Tech3-KTM auf.
"Wir sind nicht, wo wir uns erträumt haben, dieses Jahr zu sein, aber wir kommen gerade aus diesem Tief, diesem schwierigen Moment heraus. Jetzt müssen wir diese Richtung beibehalten", sagte Acosta, der Wechselgerüchten zum Trotz bei KTM bleiben möchte. Beim österreichischen Hersteller nimmt nach den Turbulenzen um die Jahreswende alles seinen gewohnten Gang. Dafür bürgte der neue Mehrheitseigentümer Bajaj, der sich zur gesamten Breite der Motorsport-Aktivitäten bekannte. In bestehende Verträge werde nicht eingegriffen, hieß es von KTM.
Hoffnung auf goldene Zeiten
Der Grand Prix von Österreich findet wie traditionell am Sonntag (14.00 Uhr) statt, zuvor gibt es am Samstag die Entscheidung im Sprint (15.00 Uhr/beides live auf ServusTV). So wie in der Königsklasse wird auch in der Moto2 und Moto3 kein Österreicher am Start stehen. Einzig im Red Bull Rookies Cup, der als Sprungbrett zur Moto3 dient, wird mit dem Oberösterreicher Leo Rammerstorfer ein heimischer Fahrer im Renneinsatz sein.
Mit einem bunten Rahmenprogramm und einer dazugehörigen PR-Offensive versuchten die Verantwortlichen beim Red Bull Ring alles, um den schleppenden Kartenvorverkauf noch anzukurbeln. An die Zahlen der Formel 1 wird die MotoGP aber bei weitem nicht heranreichen, an den Renntagen werden wohl zahlreiche Plätze leer bleiben.
Ab nächstem Jahr wird der Österreich-Grand-Prix im September ausgetragen - um einem Wunsch vieler Fans zu entsprechen, die in der Hauptreisezeit im Sommer woanders Urlaub machen. Nach der Übernahme von Dorna durch den US-Konzern Liberty Media, der auch hinter der Formel 1 steht, hoffen viele ohnehin auf den Anbruch eines goldenen Zeitalters - mit mehr Publicity, höheren Zuschauerzahlen und steigenden Erlösen.