Der RB6 von Red Bull Racing ist das derzeit beste Auto im aufgeblähten Formel-1-Feld. Dass durch die defekte Zündkerze bzw. Zündleitung der Renault-Motor einen Sieg der Österreicher beim Saisonauftakt in Bahrain verhindert hatte, warf erneut die Frage auf, warum Red Bull nicht schon längst ebenfalls einen Mercedes-Motor fährt. Motorsportbeauftragter Dr. Helmut Marko dazu: "Die wollten uns nicht!"
Wobei man das "Wollen" ein bisschen verdeutlichen muss. Denn offensichtlich war der Konkurrenz schon sehr früh im vergangenen Jahr klar gewesen, dass der RB6 noch besser wird als der RB5, mit dem Sebastian Vettel im Vorjahr hinter dem englischen Glücksritter Jenson Button (Brawn-GP) Vizeweltmeister geworden war. Marko erklärte nun am Montagabend im "ServusTV" auf die Frage, warum Mercedes und Red Bull nicht zueinander fanden: "Sie wussten genau, wenn wir diesen Motor auch noch drin haben, sehen sie uns überhaupt nicht - ohne überheblich zu sein".
Der 66-Jährige verlor zudem durchaus kritische Worte über die Rolle von Mercedes hinsichtlich der Kostenregulierung im Motoren-Bereich. "Bis auf Mercedes haben sich die Hersteller sofort daran gehalten. Mercedes hat den Zeitpunkt der Verlautbarung und den Zeitpunkt, wo dieses Reglement in Kraft getreten ist, optimal genützt und hat sich dabei einen immensen Basisvorteil herausgeholt", stellte der ehemalige GP-Pilot Marko fest. Nun gehe es darum, dass Renault aber auch Ferrari eine Angleichung dieser Motorensituation schaffen müssten.
Vettel hatte in Sakhir souverän Pole geholt und das Rennen an der Spitze auch nach dem Wechsel auf die harten Reifen souverän kontrolliert, ehe ihn der Defekt rund 75 PS gekostet hatte. Erst als der deutsche Jungstar hinter den beiden Ferraris und dem McLaren von Lewis Hamilton auf Platz vier zurückgefallen war, konnte man mit einer geänderten Motoreneinstellung das Defizit halbwegs egalisieren. Eines sei aber sonnenklar gewesen, so Marko schon in Bahrain: "Wir haben das beste Auto!"
Dem stimmte auch Vettel trotz seiner Enttäuschung zu. Vor allem habe man punkto Reifenverbrauch - was 2010 wohl ein entscheidendes Kriterium sein wird - einen Riesenschritt nach vorne gemacht. "Also können wir erhobenen Hauptes nach Melbourne reisen", sagte Vettel eineinhalb Wochen vor der WM-Fortsetzung in Australien.
Wie man die durch das Tankverbot und die schmäleren Reifen entstandene Renn-Langeweile entschärfen kann, beschäftigt nun viele jener Herren, die für die aktuelle Situation mitverantwortlich sind. "Die Formel 1 ist jetzt eine Demokratie. Alle Teams haben für die Regeln gestimmt, also müssen sie auch damit leben", sagte F1-Supremo Bernie Ecclestone dazu in der "Bild" süffisant. Der 79-jährige plädierte einerseits dafür, nicht in Panik zu verfallen ("Das tue ich nicht einmal bei einem Erdbeben in London"), andererseits aber weiterhin für Einheitsreifen sowie Abkürzungsmöglichkeiten auf den F1-Rennstrecken.
Dass vor allem der 41-jährige Renn-Opa Michael Schumacher bloß durch sein Comeback nicht der Heilsbringer sein kann, stand und steht auch nach Bahrain fest. Die aktuellen untersteuernden Autos liegen dem Fahrstil des Deutschen nicht wirklich. Vor allem aber, so Red-Bull-Marko im Servus-TV, "hat er nicht mehr den Vorteil von früher, dass er testen konnte soviel er wollte." Insgesamt bezeichnete Marko die Leistung Schumachers in Bahrain aber als "respektabel".