Analyse

So geil ist Silverstone

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F1-Fans werden am Wochenede mit der Zunge schnalzen. Der Silverstone-GP hat alles, was ein Klassiker braucht - findet auch Dreifach-Sieger Niki Lauda.

„Silverstone ist ­eine schnelle, geile Vollblut-Rennstrecke“, weiß der dreimalige Formel-1-Weltmeister Niki Lauda. Zu seiner Zeit war auf der Kurs auf dem ehemaligen Flughafengelände der Royal Air Force noch gefährlicher als heute. Doch um das hohe Tempo zu drosseln, wurden Schikanen eingebaut, was aber nichts an der Charakteristik ändert.

High-Speed-Strecke
So gerät auch Honda-Testfahrer Alex Wurz ins Schwärmen: „Silverstone ist etwas Besonderes. Vor allem beim absoluten High-Speed-Abschnitt zu Beginn ist viel Mut gefragt. Da kämpfen die Fahrer mit irren Fliehkräften.“

240.000 Fans – so viele wie nie zuvor – werden in den nächsten Tagen in das 100 Kilometer nordwestlich von London gelegene stadion­artig angelegte Motodrom drängen. Die Spannung liegt in der Luft. Denn die Top vier Felipe Massa (Ferrari), Robert Kubica (BMW), Kimi Räikkönen (Ferrari) und Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) sind nur durch zehn Punkte getrennt.

Hamilton unter Druck
Wobei ein Mann im Mittelpunkt steht: Lokalmatador Lewis Hamilton, der nach seinem peinlichen Fehler in Montreal (Boxen-Crash an roter Ampel) und der Magny-Cours-Pleite (Boxendurchfahrt-Strafe, 0 Punkte) viel gutzumachen hat. Außerdem geriet das frühere Liebkind aufgrund seiner VIP- und Liebes-Boxenstopps zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik. „Lewis muss aufpassen“, warnt Lauda. „Nachdem er in den letzten Rennen die Erwartung der Engländer nicht erfüllt hat, steht er jetzt unter Druck wie nie zuvor. Wenn er an diesem Wochenende verliert, ist er der Idiot.“

Prominenter Hamilton-Fan
Moralische Unterstützung wird Hamilton von seiner Nicole Scherzinger bekommen. Die Pussycat-Dolls-Sängerin hatte Hamilton schon bei dessen bislang letzten Sieg in Monte Carlo live die Daumen gedrückt.

Lauda wünscht dem 23-jährigen Lokalmatador in Silverstone alles Gute: „Normalerweise müsste die WM für ihn längst außer Reichweite sein – aber Lewis hat das Glück, dass auch Räikkönen, sein wahrscheinlich größter Konkurrent im WM-Kampf, viele Fehler macht.“ Doch Lauda glaubt: „In Silverstone ist Schluss mit lustig: Wenn sich Hamilton noch einen Fehler leistet, kann er die WM vergessen.“

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Bruchpilot Lewis Hamilton hat in Silverstone viel vor. Im Gespräch mit Tanja Bauer spricht er über seine Fehler, die WM-Chance und über Österreich.

Mit einer verschwollenen Lippe erschien der McLaren-Pilot zum Interview und versuchte zuerst zu erklären, was passiert war.

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© GETTY

Lewis Hamilton: Ich habe mit dem Kajak trainiert, da bin ich umgekippt, und dabei habe ich mir die Lippe aufgeschlagen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie stark ich geblutet habe. Ich hatte schon Angst, zu verbluten und musste mit fünf Stichen genäht werden.


ÖSTERREICH: Passt zu Ihrer Pech­strähne. Was ist heuer mit Ihnen los?
Lewis Hamilton: Plötzlich verspüre ich diesen zusätzlichen Druck, vor dem mich alle gewarnt haben.


ÖSTERREICH: Denken Sie vielleicht zu viel nach?
Hamilton: Man denkt andauernd nach – sogar wenn man nicht auf der Strecke ist. Die Konstanz in der zweiten Saisonhälfte ist der Schlüssel zum Erfolg. Meine Chance auf den Titel ist noch da. Mir fehlen nur zehn Punkte. Kimi lag 2007 zwei Rennen vor Schluss 17 Punkte zurück ...

ÖSTERREICH: Mit welchem Gefühl starten Sie in Ihren zweiten Heim-GP in Silverstone?
Hamilton: Mit einem besonderen. Außerdem ist es einfach eine tolle Strecke. Der beste Ort um ein Formel-1-Auto am Limit zu erleben.

ÖSTERREICH: Wie viel haben Sie von der EURO mitbekommen?
Hamilton: Leider viel zu wenig. Ich hab’ ein einziges Match im Fernsehen gesehen – Deutschland gegen Portugal, das ist in unserem Motorhome gelaufen.

ÖSTERREICH: Kennen Sie eigentlich Österreich?
Hamilton: Ja natürlich! Ich war mit Nico Rosberg zum Skifahren in Zell am See und hätte nicht gedacht, dass es bei euch so schön ist.

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