Für Gold fehlte dem Olympiasieger jedoch die Kraft.
Um Gold gekämpft, mit Bronze belohnt. "Es klappt halt nicht immer. Schade", sagte Olympia-Held Matthias Steiner und winkte nach seinem dennoch geglückten Comeback fröhlich von der Minsker Gewichtheber-Bühne. Bei der Europameisterschaft, seinem ersten großen Wettkampf seit dem Olympiasieg von Peking, vergab der Superschwergewichtler am Sonntag seine Titelchance erst im letzten Versuch des Stoßens, als er an 251 Kilogramm scheiterte.
Motivierter Steiner
"Ich habe mir den Sieg zugetraut. Die 251
habe ich umgesetzt, aber dann hat die Kraft gefehlt. Immerhin habe ich
Bronze und fast hätte es sogar zu Gold gereicht. Das motiviert", sagte der
gebürtige Österreicher, der seit Jänner 2008 einen Pass des Nachbarlandes
besitzt und auch für Deutschland antritt. In der spannenden letzten
EM-Konkurrenz siegte der russische Olympia-Zweite Jewgeni Tschigischew mit
440 Kilogramm im Olympischen Zweikampf (205 im Reißen+235 im Stoßen) vor
Ruben Alexanjan (Armenien/432/195+237) und Steiner (426/190+236).
An seinen sensationellen Auftritt auf der olympischen Bühne von Peking, als der 144-Kilo-Recke mit 461 Kilogramm die Goldmedaille eroberte hatte, kam Steiner in der unterkühlten Minsker Eishockey-Halle erwartungsgemäß nicht heran. "Ich bin lange noch nicht so fit wie damals. Von meiner Bestleistung bin ich weit entfernt", hatte er bereits vor dem Wettkampf angekündigt.
Hohe Erwartungen
Seine erste Enttäuschung ("Ich mache immer
wieder den Fehler, dass ich meine eigenen Erwartungen zu hoch ansetze. Und
dann wird es Mist") hatte Steiner schnell überwunden. In der technisch
anspruchsvollen Teildisziplin Reißen scheiterte er nach dem mühsam
geschafften Auftaktversuch (190) zweimal an 195 Kilogramm, weil er die Last
nicht sauber über dem Kopf fixieren konnte.
Im Stoßen holte Steiner mit 236 kg Silber und ließ dann die zum Gesamtsieg reichenden 251 Kilo auflegen. Mit einem Urschrei wuchtete der "stärkste Mann der Welt" die seit Peking nie wieder geschaffte Last in die Höhe. Am Ende aber fehlte die letzte Armkraft, um die Hantel auszustemmen.
Bis zum Saison-Höhepunkt, der zur Olympia-Qualifikation zählenden Weltmeisterschaft im September in Antalya bleibt noch viel Arbeit. Immerhin meldete sich der junge Vater (Sohn Felix wurde im März geboren) im Kampf der Gewichtheber-Giganten zurück. Vor Jahresfrist hatte er bei EM und WM gefehlt, weil er nach einer Leisten-Operation nicht in die nötige Form kam.
Erfolgreichste Nation der EM-Wettkampfwoche in Minsk war Russland mit 12 EM-Titeln und insgesamt 28 Medaillen. Dahinter folgten die Türkei (10/5/5) sowie der starke Gastgeber Weißrussland (9/1/11).