Werner Schlager holte beide Punkte der Österreicher. Der zweite Finalist ist Weißrussland.
Das österreichische Tischtennis-Herren-Nationalteam ist am Montag nur hauchdünn an seinem zweiten Einzug in ein EM-Finale nach Aarhus 2005 vorbeigeschrammt. Werner Schlager, Robert Gardos und Chen Weixing unterlagen am Abend bei den Titelkämpfen in St. Petersburg Titelverteidiger Deutschland 2:3 und erhalten damit am Dienstag die durch ein 3:0 gegen Rumänien zu Mittag sichergestellten Bronze-Medaillen.
Überragender Schlager
Diesmal wären die Deutschen zu packen
gewesen, doch der fünfte Satz im fünften Match ging dann doch mit 11:9 an
den Favoriten. Da half es auch nicht, dass Schlager abermals groß aufspielte
und bei diesen Titelkämpfen ungeschlagen in die Individualbewerbe geht. Im
Hit des Tages setzte sich der 36-Jährige erstmals seit den Korea Open 2002
gegen den Weltcup-Zweiten und Einzel-Europameister Timo Boll durch,
verkürzte im Head-to-Head auf 4:17.
Mit diesem Erfolg erhielt Schlager seinem Team die Finalchance, ehe Robert Gardos zum entscheidenden Duell gegen Bastian Steger an die Platte trat. Das Eröffnungseinzel hatte Gardos glatt 0:3 gegen Boll verloren, dann Schlager einen 0:2-Rückstand gegen Steger in ein 3:2 verwandelt, ehe Dimitri Ovtcharow Chen Weixing mit 3:2 in die Schranken wies. Der Niederösterreicher machte dabei in Satz fünf nach einem 6:3 keinen Punkt mehr.
Unglücklicher Gardos
Gardos war ein Erfolg gegen Steger
wegen seiner zuletzt starken Leistungen durchaus zuzutrauen gewesen. Der
Spanien-Legionär hatte ja u.a. Schlager vor drei Wochen im Finale des
Austria-Top-12 besiegt und war vor dem Duell mit Deutschland bei diesen
Titelkämpfen ebenfalls noch unbesiegt. Und als er bei 0:1 in Sätzen ein 4:10
noch zum Satzausgleich umdrehte, standen die Sterne für den 29-Jährigen
scheinbar wieder gut.
Der gebürtige Ungar legte noch einen Satzgewinn nach und war in Durchgang vier schon zwei Punkte am Matchgewinn, doch es ging nach einer Gesamtspielzeit von 3:15 Stunden in einen alles entscheidenden Satz. Gardos war da wie im vierten Durchgang bereits 5:2 voran gelegen, doch Steger bewies wieder die besseren Nerven und holte Satz, Match, Länderkampf und den Final-Einzug.
Gardos war nach der verlorenen Partie etwas gebrochen, so knapp war er am Erfolg gewesen. "Ich weiß nicht, ob ich fest daran geglaubt habe, dass ich gewinne", meinte der Cajagranada-Spieler und erklärte, dass der bei ihm sonst gut funktionierende schnelle Flip auf den ersten Ball des Gegners mit dem neuen Schläger-Material (ohne Frisch-Kleber) noch nicht so richtig klappt. "Diese Unsicherheit hat mich wieder zurückgeworfen."
Pech bei der Auslosung
Schlager baute den danach zur
Doping-Kontrolle ausgelosten Gardos aber auf, bescheinigte ihm vor allem
mental eine starke Leistung. "Das ist oft wichtiger als das Spielerische",
sagte der zweifache Europa-Top-12-Sieger. "Vom Kopf her warst du gut." Den
knapp verpassten Final-Einzug schrieb Schlager auch der Auslosung zu, gegen
die Deutschen war es ja das vorweggenommene Finale.
"Jeder von uns hat für sich sehr gut gespielt", erläuterte der Doppel-Europameister von 2005. "Es war eine starke Leistung von uns, da war einfach nicht mehr drin. Am Schluss haben ganz wenige Punkte entschieden. Robbie (Anm.: Gardos) hat sich zurückgekämpft, aber dann leider einige Male die falsche Platzierung gespielt."
Weißrussland zweiter Finalist
Im zweiten Semifinale setzte
sich Weißrussland gegen Belgien 3:0 durch. Entscheidend war dabei das
Eröffnungseinzel, das Wladimir Samsonow gegen seinen ehemaligen
Charleroi-Kollegen Jean-Michel Saive nach Abwehr von zwei Matchbällen im
fünften Satz noch für sich entschied. Auch Samsonow könnte Boll ins Wanken
bringen, aber die Weißrussen wohl nicht die Deutschen. Das Damen-Finale
bestreiten Ungarn und die Niederlande.