Leichtathletik-WM

Campbell schnellste Frau im 100-Meter-Lauf

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11,01 Sekunden auf 100 Meter: Veronica Campbell entschied bei der Leichtathletik-WM die Königsstrecke für sich. Krimi um das Fotofinish.

Der Jubel nach dem 100-m-Sprint-Finale der Frauen am Montag bei den 11. Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Osaka ist ausgeblieben. Zu knapp war der Rennausgang, das minutenlange Warten auf das Ergebnis nach dem Fotofinish wurde zum absoluten Nervenkrimi, bis die Jamaikanerin Veronica Campbell als Siegerin in 11,01 Sekunden feststand.

Die wie 100-m-Sieger Tyson Gay ebenfalls vom noch im Gefängnis sitzenden Coach Lance Brauman betreute Athletin gewann in der langsamsten Siegerzeit bei Weltmeisterschaften überhaupt, es war der knappste Ausgang in der Geschichte von WM und Olympia, was die Top-Drei betrifft.

Konfusion auf der Leinwand
Erst wurde die US-Amerikanerin Torri Edwards als Siegerin eingeblendet, später folgte deren Landsfrau Lauryn Williams als Zweite, die dann plötzlich alleine mit einer 2 vor ihrem Namen von der großen Leinwand im 50.000 Zuschauer fassenden Nagai-Stadion leuchtete. Dann war die Anzeigetafel wieder leer und nach weiteren langen Sekunden blitzte der Name Campbell für einen kurzen Moment auf und zauberte der 25-Jährigen ein Lächeln ins Gesicht.

Nach einer weiteren Mattscheibe war endlich das komplette Ergebnis zu lesen: Campbell vor der zeitgleichen Titelverteidigerin Williams, Carmelita Jeter (USA) mit einer hundertstel Sekunde Rückstand, weitere drei Hundertstel zurück blieb Edwards nur der Blechrang.

"Es war so konfus, Namen wurde eingeblendet und waren wieder weg. Aber ich war zuversichtlich, denn ich weiß, dass ich ein starkes Finish habe. Der Start war nicht gut, aber das Finish hat gepasst. Dieser Titel ist wichtig für meine Karriere, der Weltmeistertitel hat mir in meiner Sammlung noch gefehlt. Nun konzentriere ich mich auf die 200 m, sie bedeuten mir gleich viel", sagte Campbell.

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Williams war "stolz", dass sie im Fotofinish dabei war. "Wenn ich gewusst hätte, dass es so knapp ist, hätte ich noch ein, zwei Schritte gemacht und mich nicht so früh nach vorne gelehnt." Jeter war bereits in der Mixed Zone, als sie von Bronze erfuhr, vergoss Tränen der Freude und wollte einfach jemanden "küssen und umarmen."

Ein absolutes Highlight waren am Montag die 10.000 m der Männer: der Weltrekordhalter über diese Distanz, Kenenisa Bekele, verteidigte in 27:05,90 Minuten seinen Titel erfolgreich und nahm umhüllt von einer äthiopischen Flagge auf seiner Ehrenrunde ein Schild mit, auf dem er den Start ins neue Jahrtausend verkündete, den sein Land nach gregorianischer Zeitrechnung am 12. September begeht. "Das ist fantastisch. Wenn du am Ende des Rennens noch einen guten Speed hast, dann kannst du auch gewinnen. Zu Beginn war ich müde, aber ich habe mich schnell erholt."

Hindernis der Frauen
Über 3.000 m Hindernis der Frauen gewann die 29-jährige Russin Jekaterina Wolkowa in der Jahresweltbestleistung von 9:06,57 Minuten, bei der WM-Premiere dieser Disziplin in Helsinki vor zwei Jahren hatte sie Silber geholt hatte, das in Osaka an ihre Teamkollegin Tatjana Petrowa (9:09,19) ging. Die Österreicherin Andrea Mayr war im Vorlauf als Gesamt-41. ausgeschieden. "Ich widme diesen Sieg meinem dreijährigen Sohn Daniel, er versucht sicher schon, mich telefonisch zu erreichen", sagte die Gewinnerin in einer ersten Reaktion.

Das erste Hindernis ungefähr 40, 50 Meter nach dem Start, bei dem am Vortag der Oberösterreicher Günther Weidlinger so schwer gestürzt war, war für das Frauen-Finale mit einem zweiten verbreitert worden. Begründet wurde dies von Competition Manager Paul Hardy auf Anfrage damit, dass 15 Läuferinnen im Finale am Start sind, während es in den Vorläufen der Männer am Sonntag nur 12 bzw. 13 waren.

Allerdings hatten die Frauen am Samstag Vorläufe mit 18 Teilnehmerinnen zu absolvieren und auch kein zweites Hindernis zur Verfügung, obwohl das Gedränge so kurz nach dem Start groß war. Unmittelbar danach hatte der Österreichische Leichtathletikverband das Ansuchen eingereicht, für die Herren-Vorläufe ein zweites Hindernis dazu zu stellen, das wurde allerdings mit der Begründung, dass dies nicht notwendig sei, abgelehnt.

"Die Veranstalter haben die Problematik nicht erkannt, sie hätten nach den Frauen-Vorläufen sofort einen zweiten Bock hinstellen müssen, aber wahrscheinlich hatten sie keinen mehr und mussten erst einen besorgen", vermutete ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber.

Hammerwurf
Den Hammerwurf gewann der Weißrusse Iwan Tichon mit der Jahresweltbestleistung von 83,63 m, es war der dritte Titel en suite für den 31-Jährigen, er hatte Gold erst im letzten Versuch klar gemacht, bis dahin lag er nur an vierter Stelle. "Es war ein großer Kampf, sehr eng und sehr emotional für mich. Alle meine drei Siege sind für mich sehr wichtig und ich musste viel dafür tun", erklärte er. Silber ging an den Slowenen Primoz Kozmus (82,29). Im Dreisprung triumphierte der Portugiese Nelson Evora mit dem nationale Rekord von 17,74 m.

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