Der ehemalige deutsche Radstar Jan Ullrich muss sich nun doch einem Dopingverfahren stellen.
"Ich kann bestätigen, dass wir jetzt einen Antrag von der Stiftung Antidoping Schweiz erhalten und deshalb ein Verfahren eröffnet haben", sagte Gerhard Walter, der Präsident der Schweizer Disziplinarkammer für Dopingfälle, der "Süddeutschen Zeitung".
Der frühere Telekom-Profi war vor drei Jahren wegen der inzwischen nachgewiesenen Kooperation mit dem mutmaßlichen spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes von der Tour de France ausgeschlossen worden. Ullrich, der in der Schweiz lebt und mit einer eidgenössischen Lizenz fuhr, hat Doping stets bestritten. Nach den jahrelangen Recherchen und dem Auswerten der vorliegenden Akten halte es Swiss Olympic für notwendig und gerechtfertigt, diesen Antrag zu stellen, betonte der mit der Sache betraute Jurist Bernhard Welten.
Lebenslange Sperre droht
Ullrich muss in dem Schweizer
Indizienprozess mit einer lebenslangen Sperre rechnen. Nach seiner
sechsmonatigen Sperre wegen einer Positivprobe auf Amphetamine im Jahr 2002
gilt er als Wiederholungstäter. Dass die Schweizer Anti-Doping-Behörde ein
Vergehen Ullrichs für erwiesen hält, dürfte offensichtlich sein, äußerte
Jurist Welten.
Unterdessen hat Hans-Joachim Schäfer, der Vorsitzende der Freiburger Expertenkommission, neue Vorwürfe gegen Ullrichs Freund und langjährigen Teamkollegen Andreas Klöden bekanntgemacht. Ergänzend zum Abschlussbericht der Kommission, die für Klöden Blutdoping während der Tour de France 2006 als erwiesen hält, sagte Schäfer: "Patrik Sinkewitz hat uns gesagt, er habe in Freiburg selbst neben Klöden gelegen." Er habe keinen Anlass, an Sinkewitz' Glaubwürdigkeit zu zweifeln. Laut des Kommissions-Berichts hatte die frühere Freundin des Kronzeugen Sinkewitz auch Klöden und Matthias Kessler zum Blutaustausch an die Uniklinik chauffiert. Klöden wies die Vorwürfe bisher stets zurück.