Evan Lysacek entlockten die harschen Worte des schlechten Verlierers Jewgenij Pluschenko nur ein müdes Lächeln. "Wenn ein Olympiasieger keinen Vierfach-Sprung beherrscht, dann weiß ich auch nicht", schimpfte der russische Silbermedaillen-Gewinner, "das ist kein Eiskunstlauf für Männer, das ist Eistanzen."
Die flüssige Kür des 24-jährigen Weltmeisters aus den USA war aber mitnichten lediglich eine Tanzeinlage. Im Gegenteil: Lysacek schlug den Olympiasieger von 2006 sogar mit dessen eigenen Mitteln. Die Sprünge stand er blitzsauber, und auch seine Pirouetten waren einwandfrei. Pluschenko vermied hingegen beim "Liebestango" gerade noch einen Sturz beim Dreifach-Axel, aber er wackelte gewaltig. Dennoch gab er sich nach der Kür siegessicher und ließ sich feiern, bis er mit Entsetzen die Wertung auf der Anzeigetafel sah.
"Wenn es ein Sprungwettbewerb wäre, würden wir zehn Sekunden für den besten Sprung bekommen", lautete die coole Replik von Lysacek auf die Kritik seines Hauptrivalen. "Es geht um die gesamte Vorstellung in 4:40 Minuten vom Anfang bis zum Ende. Und ich habe das Gefühl, es sehr gut gemacht zu haben." Seit Brian Boitano 1988 in Calgary gab es keinen Olympiasieger aus Nordamerika mehr, erst Lysacek beendete nach 22 Jahren die russische Ära. Dass der Japaner Daisuke Takahashi Bronze holte, interessierte da nur am Rande.
"Die Preisrichter sind auf einem Auge blind", kritisierte Pluschenkos Coach Alexej Mischin, dem unbegreiflich war, dass sein Schützling für die schwere Kombination aus vierfachem und dreifachem Toeloop so wenig Punkte erhalten hatte. Pluschenko will diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen und nun sogar bis Sotschi 2014 weitermachen. "Nach dieser Niederlage werde ich meine Hände nicht in den Schoß legen und aufhören", erklärte der 27-jährige Russe.