French Open

Federer stoppt Djokovic-Siegesserie

Teilen

In vier Sätzen besiegte der Schweizer den Serben und trifft im Finale auf Nadal.

Nach 43 Siegen en suite hat Novak Djokovic in Paris ausgerechnet in Roger Federer seinen Bezwinger gefunden. Der 29-jährige Schweizer, der schon von manchen Leuten abgeschrieben worden war, rang am Freitag im Halbfinale der mit 17,52 Mio. Euro dotierten Tennis-French-Open den heuer bis dato ungeschlagen gewesenen Serben nach 3:39 Stunden mit 7:6(5),6:3,3:6,7:6(5) nieder. Federer trifft in seinem fünften Finale in Roland Garros am Sonntag auf den topgesetzten Titelverteidiger Rafael Nadal.

Es war ein mitreißendes Match auf hohem Niveau und der von vielen schon abgeschrieben gewesene 16-fache Major-Gewinner zeigte seine große Klasse. Als Federer seinen dritten Matchball mit einem Ass verwertete, schrie er danach seine Freude in den schon dunklen Pariser Abendhimmel. Auch seine bis Freitagabend letzte Niederlage hatte Djokovic beim Masters-Finale in London im November 2010 gegen Federer kassiert.

Der Super-Freitag in Roland Garros hielt mit zwei Weltklasse-Halbfinali, was er versprochen hatte. Vor allem Federer und Djokovic zeigten Tennis auf allerhöchstem Niveau, das die Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier immer wieder von ihren Sitzen riss. Phasenweise herrschte im größten Stadion der traditionsreichen Anlage Fußball-Atmosphäre. Lautstark feuerten die Franzosen den in Paris extrem populären Federer mit "Roger, Roger"-Sprechchören an. Die serbische Fan-Kolonie konterte mit "Nole, Nole"-Schlachtrufen.

Der Schweizer, der die bisherigen drei Partien 2011 allesamt verloren hatte, nahm dem Serben gleich den Aufschlag ab. Doch Djokovic, der wegen der Verletzung des Italieners Fabio Fognini kampflos ins Halbfinale eingezogen war und dadurch vier Tage Pause hatte, ließ sich nicht beunruhigen und konterte prompt mit einem Re-Break.

Bei 5:4 schien das Pendel zugunsten von Djokovic auszuschlagen. Aber Federer wehrte zwei Breakbälle ab und glich zum 5:5 aus. Der Weltranglisten-Dritte ballte die Faust, die Fans standen auf ihren Sitzen. Die Entscheidung im ersten Satz musste folgerichtig im Tie-Break fallen, das Federer nach 70 Minuten mit 7:5 für sich entschied.

Djokovic zeigte sich sichtlich beeindruckt von der Galavorstellung des Schweizers. Der Super-Serbe schüttelte immer wieder den Kopf, zuckte verzweifelt mit den Schultern. Das unbändige Selbstvertrauen des Australian-Open-Champions hatte deutlich gelitten. Federer gewann den zweiten Satz mit 6:3.

Zwar verkürzte Djokovic nach 2:34 Stunden noch auf 1:2 Sätze und beinahe hätte er den rettenden fünften Satz, der erst am Samstag fortgesetzt worden wäre, erreicht. Djokovic schaffte das Break zum 5:4, doch Federer blieb dran und gewann auch sein zweites Tiebreak an diesem Tag. Federer könnte Djokovic am Sonntag aber zur Nummer 1 der Welt machen. Denn verliert Nadal das Endspiel, fällt er hinter den Serben zurück.

   Für Federer bedeutete der Sieg den Einzug in sein insgesamt 23. Grand-Slam-Finale, kein anderer Spieler ist so oft in einem Major-Endspiel gestanden (Ivan Lendl ist mit 19 Finali Zweiter). Der Eidgenosse steht erstmals seit den Australian Open 2010 in einem Major-Finale.

Sein Finalgegner hatte seinen Sieg über Murray zuvor mit einem Kniefall gefeiert. "Ich bin sehr, sehr glücklich, hier wieder im Finale zu stehen. Die French Open sind das wichtigste Turnier des Jahres für mich", sagte Nadal nach dem harterkämpften Sieg. Nadal ist auch in seinem sechsten Finale in Paris Favorit. Sollte er neuerlich gewinnen, dann egalisiert er Björn Borgs Paris-Rekord.

Nadal gegen Murray souverän
Rafael Nadal hat sich am Freitag seinen 25. Geburtstag von Andy Murray nicht verderben lassen. Der topgesetzte Titelverteidiger qualifizierte sich zum bereits sechsten Mal für das Endspiel der French Open in Paris. Nadal bezwang den als Nummer 4 gesetzt gewesenen Schotten Andy Murray sicher aber doch erst nach 3:17 Stunden mit 6:4,7:5,6:4.

Er trifft nun entweder auf den als Nummer 2 gesetzten Novak Djokovic (SRB) oder Roger Federer (SUI-3). Sollte Djokovic das zweite Halbfinale gewinnen, löst er Nadal unabhängig vom Ausgang des Endspiels am Montag als Nummer 1 der Welt ab.

Kein Satzgewinn für Murray
Murray forderte den Sandplatz-König der vergangenen Jahre zwar in seinem ersten Halbfinale in Roland Garros. Zum Satzgewinn reichte es aber doch nicht. Nadal, der zum Turnierauftakt gegen den US-Aufschlag-Riesen John Isner erst nach 1:2-Satzrückstand gewonnen hatte, hat seit diesem Match keinen Satz mehr abgegeben. Er scheint sich nun wieder rechtzeitig für die Titelvergabe seiner Hochform zu nähern.

Nadal jubelte ausgelassen
Nadal feierte seinen sechsten Finaleinzug in Paris fast schon wie einen Sieg und sank nach dem Matchball auf die Knie. "Nur" ein Erfolg am Sonntag trennt ihn noch vom sechsten Titel an der Seine, womit er mit dem legendären Schweden Björn Borg gleichziehen würde. "Das Wichtigste für mich ist, dass ich dorthingekommen bin", meinte Nadal noch auf dem Centercourt Philippe Chatrier. "Vielen Dank für die Unterstützung", ergänzte er auf Französisch in Richtung Publikum.

Wen sich Nadal im Finale wünscht, wollte er nicht präzisieren. "Es spielt der derzeit beste Spieler der Welt gegen den besten Spieler aller Zeiten", meinte er in Anspielung auf das mit Spannung erwartete zweite Semifinale. "Gegen jeden der beiden wird es sehr schwer werden am Sonntag."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.