Nach der Achtelfinal-Niederlage in Monaco sucht Roger Federer nach Gründen.
Roger Federer kann seine sportliche Krise nicht mehr leugnen. Ratlos saß der einstige Branchenprimus, der 13-fache Grand-Slam-Sieger und Tenniskünstler, nach dem Achtelfinal-Aus in Monte Carlo in der Pressekonferenz und suchte nach Gründen für die Pleite gegen seinen Freund und Doppelpartner Stanislas Wawrinka. "Ich muss an meinem Timing arbeiten und schauen, dass ich meine Vorhand und meine Fußarbeit verbessere", sagte Federer am Donnerstag nach dem tristen Regen-Tag im Fürstentum Monaco.
Ungewöhnliche Worte für den einst unangefochtenen Ausnahme-Athleten seiner Sportart. Seit Oktober 2008 hat der 27-Jährige kein Turnier mehr gewonnen, im vergangenen Sommer hatte er die Nummer eins der Weltrangliste an Rafael Nadal verloren.
Training soll helfen
"Jetzt habe ich eine Woche, um hart zu
trainieren. Ich weiß, wo ich noch Fortschritte machen kann", sagte der
Weltranglisten-Zweite Federer nach dem 4:6,5:7 gegen Wawrinka, mit dem er
bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr in Peking im Doppel die
Goldmedaille gewonnen hatte. Verbesserungen scheinen auch bitter nötig, will
Federer bei der nächsten Masters-Station in Rom (27. April bis 3. Mai) und
vor allem bei den French Open in Paris (24. Mai bis 7. Juni) nicht weitere
Enttäuschungen hinnehmen müssen.
Rätseln über Gründe
Längst rätseln Fans und
Fachleute über die Gründe für das Federer-Tief. Ist er müde, fehlt ihm ein
Trainer oder findet er mehr und mehr Gefallen am Privatleben? Am
Ostersamstag hat er seine langjährige Freundin Mirka geheiratet, im Sommer
erwartet das Paar ein Kind. Eigentlich wollte Federer vor dem zweiten
Grand-Slam-Turnier des Jahres nur zwei Wochen auf der ungeliebten Asche
spielen, verwarf diesen Plan jedoch und reiste nach der Hochzeit von Basel
nach Monte Carlo: die Flitterwochen im Sand zu verbringen, war keine gute
Idee.
Fans in Sorge
Wenige Minuten nach der Niederlage quoll der
elektronische Briefkasten auf seiner Internetseite über. "Tja, was soll man
sagen? Als Fan hat man wieder mitgehofft, mitgezittert und mitgelitten, und
wieder muss eine weitere kleine Enttäuschung verarbeitet werden", schrieb
einer. "Es ist nur noch ein Trauerspiel", formulierte ein anderer. "Was ist
los mit dir?? Es ist einfach offensichtlich, dass seit geraumer Zeit nichts
mehr läuft wie es sollte, hast du keine Lust mehr?", fragte ein Federer-Fan.
Die Bilanz 2009: Final-Niederlage bei den Australian Open,
Halbfinal-Niederlagen in Doha, Indian Wells und Miami, Achtelfinal-Aus nun
in Monte Carlo.
Beunruhigt ist Federer nicht. Er erwarte von sich ohnehin nicht mehr, den Rest der Tenniswelt zu dominieren. "Ich hatte keine großen Erwartungen für dieses Turnier", sagte er. "Ich bin nicht hierhergekommen und habe gedacht, dass ich alle schlagen kann."