Schweizer verliert in Toronto gegen Franzosen Simon. Nummer-1-Position damit wohl noch vor den US Open dahin.
Roger Federer ist am Mittwoch (Ortszeit) sensationell gleich zum Auftakt seiner Hartplatz-Saison beim Masters-Series-Turnier in Toronto ausgeschieden. Der Weltranglisten-Erste, der sein erstes Match seit der dramatischen Wimbledon-Final-Niederlage gegen Rafael Nadal bestritt, musste sich dem Franzosen und frischgebackenen Indianapolis-Champion Gilles Simon nach 2:01 Stunden mit 6:2,5:7,4:6 geschlagen geben. Dem Schweizer droht nun sogar schon vor den US Open der Verlust der Nummer-1-Position.
Enttäuschend
Federer zeigte ab Mitte des zweiten Satzes eine
enttäuschende Leistung. Der Aufschlag war keine Waffe mehr und mit der
Vorhand unterlief ihm ein Fehler nach dem anderen. Nahezu 50 unerzwungene
Fehler produzierte Federer in zwei Stunden, mit fünf in Serie beendete er
die Partie.
Dabei hatte das Spiel für Federer perfekt begonnen. Nach zehn Minuten führte der Baseler gegen Simon mit 4:0. Der erste Satz dauerte nur 24 Minuten. Aber Simon steigerte sich. Der Franzose bezeichnete seine Leistung hinterher als "Traum". Dennoch profitierte Simon primär von Federers Fehlern. "Ich hätte dieses Spiel nie und nimmer verlieren dürfen", meinte Federer dementsprechend.
Dumme Fehler
Warum es dennoch passierte? "Ganz einfach, ich
nutzte meine Chancen nicht. Im dritten Satz verschoss ich beim Stand von 3:1
und Breakball für mich am Netz einen Penalty. Diesen Fehler musste ich teuer
bezahlen. Es war für mich ein sehr enttäuschendes Spiel. Gilles hat mich
nicht ausgespielt. Es lag an mir. Ich hatte alle Trümpfe in der Hand, um ihn
aus dem Turnier zu werfen", sagte Federer.
Kein Aufschlag
Vor allem der Aufschlag funktionierte überhaupt
nicht, dreimal musste Federer sein Service gar zu Null abgeben. Eine
Erklärung dafür suchte auch Federer vorerst vergebens. "In Wimbledon brachte
ich noch 70 Prozent der ersten Aufschläge ins Feld, hier nur noch 50
Prozent. Außerdem konnte ich kaum Asse schlagen." Sechs Asse gelangen
Federer, fünf davon aber im ersten Satz.
Formsuche imDoppel
Federer weiß, dass er nicht viel Zeit hat,
diesen neuerlichen Rückschlag zu verkraften. "In vier Tagen beginnt in
Cincinnati das nächste wichtige Turnier. Da bietet sich die Chance zur
Korrektur. Vielleicht hilft mir in den nächsten Tagen das Doppel, um in Form
zu kommen. Peking und das US Open sind die wichtigsten Turniere der nächsten
Wochen", so Federer. Er will positiv bleiben. "Man sollte jetzt auch nichts
dramatisieren. Wenn mir im dritten Satz das 4:1 gelungen wäre, hätte ich das
Spiel gewonnen und wäre alles normal."
Nadal lauert
Die von Boris Becker zuletzt schon verbal Rafael
Nadal "zugesprochene" Nummer-1-Position könnte der Schweizer indes bei
dementsprechendem Verlauf sogar schon vor den US Open verlieren. Der Spanier
hatte sich in seiner Auftakt-Partie nach einem Freilos mühelos ins
Achtelfinale gespielt. Gewinnt Nadal in Toronto, hätte er kommende Woche in
Cincinnati die Chance, Federers Regentschaft ein Ende zu setzen.
Schlagend würde dies allerdings aufgrund der Turniervorverlegungen dieses Jahr wegen Olympia allerdings laut ATP erst ab 18. August, weil die Ergebnisse ja immer 52 Wochen im ATP-Ranking bleiben. Federer war im Vorjahr bei den Canadian Open (damals in Montreal, das sich mit Toronto abwechselt) im Finale gestanden und hatte Cincinnati gewonnen, diese insgesamt 850 Punkte fallen ihm erst an diesem Tag aus der Wertung.