Schwimm-EM

Für Rogan zählt nur Olympia

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EM-Gold über 100 m Rücken hat er schon, Gold über 200 soll Sonntag folgen. Markus Rogan hat dabei ausschließlich Olympia im Kopf.

Österreichs Top-Athlet Markus Rogan schwimmt in einer eigenen Liga. Das stand schon vor seinem ersten EM-Gold (insgesamt seine 24 Medaille bei EM, WM und Olympia) über 100 Meter Rücken auf der Langbahn fest. Der Wiener Medaillenhamster konnte sich nach gelungener Aufholjagd von Platz acht nach 50 auf Platz eins nach 100 m aber kaum für die eigene Leistung erwärmen.

„Ich wäre lieber schneller gewesen und Zweiter geworden“, schimpfte Rogan über seine Siegerzeit von 54,03 Sekunden. Sein persönlicher Rekord liegt bei 53,78. In Wahrheit wollte Rogan, der Olympia-Zweite von Athen, dem Olympia-Sieger Aaron Peirsol eine Grußbotschaft in die USA schicken. „Wenn er diese Zeit von mir sieht, schläft er jetzt wohl noch ruhiger als vorher“, sagt Rogan.

Härteres Training
Einziges Gegenmittel für Österreichs „Sportler des Jahres 2004“, der gestern lange mit Freundin Christine Reiler und Neo-Manager Ronnie Leitgeb telefonierte: „Ich muss noch mehr trainieren, härter arbeiten und besser vorbereitet in die Rennen gehen.“ Der Wahl-Italiener will das Training unter der Anleitung von Claudio Rossetto und Alessandro Mencarelli mit seinen Kollegen in Rom weiter verschärfen. Rogan: „In Italien trainieren sie gut, aber sie sind dort auch Weltmeister im Jammern. Da schwindelt man sich schon aus dem einen oder anderen Training he­raus, wenn man mal nicht so will. Damit muss ab sofort Schluss sein.“

Olympia-Fahrplan
Am Sonntag im EM-Finale auf Rogans Spezialstrecke über 200 Meter Rücken, soll die Botschaft in den USA endlich ankommen. Vor allem bei Weltrekordhalter Ryan Lochte (1:54,32 Minuten). „Ich will ein schnelles Rennen, das ich knapp gewinne. Am besten wäre, wenn Arkadij Wjatschanin in 1:54,9 und ich in 1:54,8 anschlage“, sagt Rogan. Dann wäre er im Olympia-Fahrplan. „Denn ich kann jetzt aggressiver schwimmen, härter angehen und das Tempo halten sagt der zweifache Olympia-Zweite von Athen.

Der erste Vergleich mit dem großen US-Duo steht drei Wochen nach der Europameisterschaft bei der Kurzbahn-WM in Manchester auf dem Programm. So unpassend die Weltmeisterschaft so kurz nach der EM für viele kommt, so willkommen ist sie für Rogan: „Für mich ist das eine wichtige Schnellkraft-Trainingsphase, da kommt die Kurzbahn-WM gerade recht.“

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Warum sind Sie trotz EM-Gold nicht zufrieden?
Markus Rogan: Mit dieser Zeit würde ich bei den US-Meisterschaften Siebenter werden. Und bei Olympia gewinne ich so sicher keine Medaille.

Vor der EM sind Sie davon ausgegangen, in fünf Monaten bei Olympia auch über 100 Meter Rücken um Gold schwimmen zu können.
Rogan: Da habe ich mich wohl eher verschätzt. Denn dass ich 25 Hundertstel langsamer bin als bei meinem Bronze-Lauf vor knapp einem Jahr bei der WM in Melbourne, hätte ich nicht gedacht. Ich habe ja schon im Vorfeld der EM gesagt, wenn ich es in Europa nicht schaffe, ist mein erklärtes Ziel Olympia zu hoch angesetzt.

Seltsame Frage angesichts von EM-Gold, aber was ist Ihrer Meinung nach über 100 Meter Rücken schiefgelaufen?
Rogan: Die erste Länge war noch viel zu langsam. Und auf der zweiten Hälfte bin ich mit zu viel Kraft geschwommen. Ich muss aber mit mehr Finesse schwimmen.

Sie haben Ihre Entwicklung mit einem tierischen Vergleich beschrieben. Vom Eisbären zum Pinguin. Noch zu wenig Pinguin?
Rogan: Könnte man so sagen. Ich kann jetzt durch das intensivierte Schnellkraft-Training aggressiver schwimmen, härter angehen und das Tempo halten. Aber das ist eben auch eine riskante Entwicklung vom Eisbären zum Pinguin. Wenn man auf den Pinguin draufhaut, geht er unter.

Dennoch sind Sie am Sonntag der absolute Top-Favorit im 200-Meter-Rücken-Finale. Ihr Ziel?
Rogan: Der Wille zum Titel und einer Topzeit ist da. Ich muss das gewinnen.

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