Rekord-Weltmeister nimmt Olympia ins Visier

Gold-Hunger von Kletter-Ass Jakob Schubert noch nicht gestillt

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Mit Gold im Vorstieg und in der olympischen Kombination hat sich Jakob Schubert in Bern nicht nur zum Kletter-Doppelweltmeister gekürt.

Der 32-jährige Tiroler holte sich vorzeitig das Ticket für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris und ist als insgesamt sechsfacher Weltmeister in seiner Sportart Rekordmann. Schubert sprach am Sonntag über das Geschaffte, Olympia, seine Ziele im Sportklettern aber auch auf dem Felsen. Aufhören will er noch länger nicht.

Frage: Herzliche Gratulation zu Ihrem Gold-Lauf in Bern. Haben Sie schon ein bisschen realisiert, was da jetzt abgegangen ist?
Jakob Schubert: "Ich habe jetzt nicht so brutal viel geschlafen, deswegen habe ich nicht so viel Zeit gehabt. Wir haben noch ein bisserl gefeiert, es war doch ein langes Event. Ein Wahnsinn, wie es jetzt ausgegangen ist. Es war davor schon mega-geil, mit dem Lead-Titel hat die WM eigentlich schon nicht mehr schlecht laufen können. Und dass ich dann das große Ziel mit dem Olympia-Ticket und die Goldmedaille noch oben drauf erreiche, ist schon unglaublich."

Frage: Sie sind jetzt ja nicht nur Weltbester in diesen beiden Disziplinen, Sie sind auch mit sechs Mal WM-Gold Weltbester in der Gesamtstatistik. Eigentlich könnten Sie ja fast schon aufhören?
Schubert: "Ich bin natürlich stolz darauf, was ich mir da jetzt angehäuft habe an WM-Medaillen. Ist natürlich geil, wenn ein Rekord entsteht, aber ich verbinde viele Erinnerungen mit den ganzen Weltmeisterschaften und ich bin stolz drauf, dass ich es jetzt schon so lange schaffe, an der Spitze mitzukämpfen und ich hoffe, dass ich das auch noch weiterhin kann. Es macht mich nur noch hungriger auf mehr."

Frage: Wer sechsfacher Weltmeister ist und gerade das Olympiaticket geholt hat, da muss Olympia-Gold ja bei den Zielen ganz oben stehen, oder?
Schubert: "Sicher, das war davor auch schon das große Ziel. Natürlich war zuerst das Ziel, mich für Paris zu qualifizieren, aber trotzdem ist es dann in Paris eine Medaille zu gewinnen. Natürlich je schöner sie scheint, desto besser. Aber mir ist bewusst, dass es schwierig wird. Bei der WM ist alles so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe, aber man kann natürlich nicht erwarten, dass jedes Event so läuft. Ich habe jetzt den Vorteil, dass ich einer der drei bin, die das Ticket schon gelöst haben. Ich kann meine ganze Planung bis dahin so gestalten und werde alles dafür geben, dass ich in Paris in so einer Form oder einer noch besseren bin, damit ich um Gold mitklettere."

Frage: Was heißt das konkreter für die Planung?
Schubert: "Ich mache jetzt eine Woche Pause, dann steige ich schon wieder ein. Aber ich werde mich auch auf Felsprojekte konzentrieren. Ich werde einiges an Zeit heuer auch am Felsen verbringen. Erstens habe ich da große Ziele, zweitens habe ich das Gefühl, dass mich das als Kletterer noch weiterbringt. Nächstes Jahr muss ich mir noch anschauen, wie ich es mit Bewerben angehe. Bei den 'combined qualifying'-Events kann ich nicht dabei sein, weil die bereits Qualifizierten nicht dabei sein dürfen. Ich werde auf jeden Fall ein paar Weltcups im Bouldern und Vorstieg machen. Und im Winter werde ich damit anfangen, auf speziellen Bouldern zu trainieren. Das war heuer mein größtes Problem, dass ich auf den New-School-Bouldern nicht ganz so konstant war. Im Vorstieg habe ich soviel Trainingserfahrung, dass ich mich da voll drauf verlassen kann. Der Fokus wird auf der Entwicklung im Bouldern liegen."

Frage: Zu Ihren Fels-Projekten: da geht es ja wohl mehr um den Kampf "Mann gegen Berg" oder wie kann man das vergleichen mit dem Sportklettern?
Schubert: "Man hat nicht denselben Druck wie vor dem einen Versuch im Wettkampf. Gleichzeitig ist man nervöser, weil man in der Route viel länger hängt. Es ist schon teilweise vergleichbar, weil man unbedingt die Route schaffen will. Wenn ich jetzt zum Beispiel drei Wochen in Norwegen bin und eine bestimmte Route probiere, dann mach ich bestimmte Rast-Tage und alles ist drauf ausgelegt, dass ich sie schaffe. Das macht es extrem spannend und man lernt sehr viel über sich selbst. Was es eigentlich heißt, so effizient wie möglich zu klettern für seinen eigenen Körper."

Frage: Bergsteiger haben auch ihre Ziele. Gibt es da einen Traum, den Sie sich auf dem Berg erfüllen wollen?
Schubert: "Es gibt viel, was man erreichen will. Im Moment konzentriere ich mich noch auf Sportklettern, irgendwann möchte ich größere Wände besteigen wie im Yosemite (Nationalpark in Kalifornien, Anm.). Im Moment habe ich eher das Ziel, die schwerste Route, die es auf der Welt gibt, zu klettern. Dieser Grad ist 9C und den Grad möchte ich auch irgendwann klettern. Im Bouldern ist das Schwierigste 9A."

Frage: Noch einmal zum Sport: Wie wichtig ist es, auch sich im eigenen Team messen zu können und der Teamgeist?
Schubert: "Das ist unglaublich wichtig. Das finde ich das Coole an Weltmeisterschaften, weil man so viel länger an einem Ort ist. Man unterstützt sich, wenn man einen Rast-Tag hat, bei uns Kletterern ist gemeinsames Trainieren extrem wichtig."

Frage: Kann Olympia-Gold 2024 Ihre Karriere beenden?
Schubert: "Ich gehe step by step. Aber solange ich noch so einen Spaß, so eine Motivation habe und auf dem Level klettern kann, wüsste ich nicht, wieso ich aufhören sollte. Und am Felsen werde ich sowieso ewig klettern."

Das Gespräch führte Gerald Widhalm/APA

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