Österreicher hat Achtelfinale im Visier - gelang zuvor nur Alex Antonitsch.
Jürgen Melzer, der nach dem Erreichen des French-Open-Halbfinales als Nummer 16 in Wimbledon so gut gesetzt ist wie nie, darf mit seiner Auslosung vorerst zufrieden sein. Der 29-jährige Niederösterreicher bekommt es beim mit insgesamt 16,4 Mio. Euro dotierten, dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres zum Auftakt erstmals mit dem Jamaikaner Dustin Brown zu tun. Insgesamt drei Herren und zwei Damen vertreten Österreichs Tennis in den Einzel-Hauptbewerben, neben Melzer auch Qualifikant Martin Fischer, Lucky Loser Stefan Koubek sowie bei den Damen Sybille Bammer und Yvonne Meusburger.
Ziel Achtelfinale
Für Melzer ist die Nummer 105 der Welt auf dem
Weg zum Ziel Achtelfinale die erste Hürde. Ein Kunststück, das bisher
Alexander Antonitsch als einzigem Österreicher vor exakt 20 Jahren gelungen
ist. Melzer ist diesmal quasi also nicht auf den Spuren von Thomas Muster,
sondern von Antonitsch. "Ich glaube, dass es das Ziel sein muss, dass man
die erste Woche übersteht und dann würde ja laut Papier ein ganz Großer
warten", sprach Melzer das mögliche erste Duell mit dem Schweizer Superstar
Roger Federer selbst an. "Aber bis dahin sind es drei Partien, die ich
gewinnen muss. Ich werde das hoffentlich Match für Match machen, und dann
wäre es cool, wenn wir uns am nächsten Montag über diese Partie unterhalten
könnten."
"Spielt verrücktes Tennis"
Zunächst wartet
allerdings ein weit unbekannterer Spieler namens Brown auf den
Niederösterreicher. "Ich kenn von ihm wenig, ich weiß nur, dass er verrückt
Tennis spielt. Ich muss mich ein bisschen erkundigen", sagte Melzer über
seinen ersten Gegner. Melzer trainiert bereits seit Dienstag in London und
hat sich schon sehr gut auf Rasen umgestellt. "Die Plätze hier sind super,
da springt alles sehr flach, das taugt mir ja eigentlich. Man muss halt hier
gut servieren, schauen, dass man sich gut bewegt, tief unten ist. Die
Umstellung mache ich ja nicht zum ersten Mal", verlässt er sich auf seine
Erfahrung. Es ist sein neuntes Antreten im Herren-Einzel-Hauptbewerb, 1999
hatte er als Junioren-Wimbledonsieger erstmals auf sich aufmerksam gemacht.
Pause eingelegt
Zwischen Paris und Wimbledon hat Melzer versucht,
so gut wie möglich abzuschalten. "Ich habe nach Halle den Schläger wirklich
weggelegt, habe gar nichts gemacht und versucht, mich zu entspannen und
Kraft zu sammeln. Die werde ich hoffentlich die nächsten zwei Wochen
brauchen." Seine Popularität in Österreich ist freilich gestiegen, auch als
Trainingspartner? "Vielleicht ein bisschen. Ich habe schon mit Söderling,
gestern mit Djokovic trainiert, heute mit Hewitt."
Melzer freute sich darüber, dass auch Stefan Koubek und Martin Fischer "Verstärkung" im Hauptfeld sind. "Taugt mir voll, schade, dass es Alex (Peya-Anm.) nicht geschafft hat, der hat 2:0-Sätze gehabt." Der Deutsch Wagramer ist erstmals unter den Top 16 gesetzt, was ihn auch ein wenig stolz macht, aber: "Es liest sich super, wenn man sich die 'draw' anschaut. Im Endeffekt muss man trotzdem seine Matches gewinnen, weil die 16 allein hilft nichts."
Allerdings geht der Wahl-Wiener entspannter in dieses Major-Turnier, die Fragen nach dem erstmaligen Einzug in ein Grand-Slam-Achtelfinale sind endgültig vorbei. "Mit den Punkten, die ich heuer schon gemacht habe, lasst es sich ein bisschen entspannter spielen. Ich habe Spaß am Spiel, spiele gut im Moment, von dem her ist der Druck ein bisserl kleiner." Melzer wird übrigens in Wimbledon mit Philipp Petzschner auch Doppel spielen.
Premiere für Fischer
Wimbledon-Debütant Fischer, der sich
wie bei den French Open nun auch im "Tennis-Mekka" für den Hauptbewerb
qualifiziert hat, hat gute Chancen seinen ersten Hauptrundensieg bei einem
Major zu feiern. Mit dem Japaner Go Soeda erhielt er einen Lucky Loser zum
Gegner, der im Ranking nur knapp 40 Plätze vor ihm steht und den er im
Vorjahr auf Hartplatz in Yokohama schon mit 6:3,6:4 geschlagen hat.
Schweres Los für Koubek
Ein "glücklicher Verlierer" (Lucky
Loser) ist auch Stefan Koubek, der dank einer Absage als
Drittrunden-Verlierer in der Qualifikation noch ins Hauptfeld kam. Der
33-jährige Kärntner bekommt es bei seinem zehnten Antreten mit dem Finnen
Jarkko Nieminen zu tun, gegen den er allerdings eine 1:4-Bilanz aufzuweisen
hat. Setzt er sich durch, droht ihm eine Begegnung mit dem als Nummer 4
gesetzten Schotten Andy Murray.
Bammer sollte erste Runde überstehen
Bei den Damen ist
Sybille Bammer gegen die Italienerin Roberta Vinci zu favorisieren, auch
Yvonne Meusburger hat gegen Klara Zakopalova (CZE) ihre Chance. Die
Oberösterreicherin könnte in Runde zwei auf Anastasia Pawljutschenkowa
(RUS-29), die Vorarlbergerin auf Aravane Rezai (FRA-18) treffen.