Schock

IAAF erkennt Gradwohl-Rekord nicht an

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Die Marthonläuferin reagierte geschockt. Ihr Traum von Olympia ist aber wegen ihrer Zeit aus Berlin noch immer möglich.

Der Österreichische Leichtathletik Verband (ÖLV) hat am Dienstag überraschende Post vom Weltverband bekommen. Die IAAF wird den am 13. April beim Linz-Marathon erzielten rot-weiß-roten Rekord von Eva Maria Gradwohl von 2:30:51 Stunden, der zugleich auch das Olympia-Limit war, nicht anerkennen. "Die Informationen, die die IAAF erhalten hat, machen diese Leistung inakzeptabel. Deshalb soll sie, soweit die IAAF betroffen ist, weder als nationaler Rekord noch als Qualifikation für die Olympischen Spiele berücksichtigt oder ratifiziert werden", hieß es in dem Schreiben von IAAF-Generalsekretär Pierre Weiss.

Die völlig aufgelöste Gradwohl ist derzeit im Höhentraining in Bulgarien, wo sie erst einmal von ihrem krisenerprobten Lebensgefährten Walter Mayer getröstet werden musste: "Ich habe jetzt schon so viele Zores gehabt. Ich habe bisher alles aus eigener Tasche finanziert, ich habe alles dafür getan, allen eine Freude zu machen und wollte niemanden auf die Nerven gehen. Ich bin eine ganz ehrliche Sportlerin und habe in meinem ganzen Leben noch nie was verbrochen", schluchzte die Steirerin, die nach der IAAF-Entscheidung um den Olympiastart bangte, ins Telefon.

Olympia-Limit in Berlin erreicht
Für die Sommerspiele ist aber nichts verloren, denn Gradwohl hat am 30. September 2007 in Berlin eine Zeit von 2:36:21 erreicht, die nach IAAF-Kriterien (Zeit unter 2:37:00) für eine Olympiateilnahme ausreichen. Zudem behält sich der ÖLV vor, die Entscheidung betreffend den Linz-Marathon beim Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne anzufechten.

Nach dem Rekordlauf von Gradwohl hatte der ÖLV nach Medien- und Augenzeugenberichten, die von regelwidriger Verpflegung und Tempomachern sprachen, eine Kommission zur Untersuchung eingesetzt, die zu dem Entschluss kam, den Rekord und die damit verbundene ÖOC-Olympianorm anzuerkennen. Zu eventuellen Regelverstößen stellte der ÖLV fest, dass Tempomacher Harald Bauer bei Kilometer 29 ausgestiegen und bei 37 neu eingestiegen ist, dann aber nur etwa 300 m mitgelaufen sei, jedoch nicht mehr im Sinne eines Tempomachers. Was die Verpflegung betrifft, so hätten die gereichten Getränke den internationalen Gepflogenheiten bei einem City-Marathon entsprochen.

Verwunderung beim ÖLV
Die Reaktion der IAAF sorgte bei ÖLV-Generalsekretär Roland Gusenbauer für große Verwunderung. Vor allem, so Gusenbauer, stoße man sich am kurz wieder eingestiegenen Tempomacher. Oft jedenfalls komme es nicht vor, dass die IAAF mit Rekordratifizierungen nationaler Verbände nicht konformgehe. Ob der ÖLV vors CAS zieht, wird erst geklärt.

Die 35-jährige Gradwohl ist mit Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer liiert, der vom IOC und dem ÖOC nach dem Doping-Skandal von Turin lebenslang von Olympia ausgeschlossen ist. Wegen dieser Verbindung hat die Mutter eines Sohnes schon viel Kritik ertragen müssen.

Noch bis 6. Juni will sie sich in Belmeken im Rila-Gebirge auf Olympia vorbereiten, am Dienstag jedoch dachte sie im ersten Moment sogar an die sofortige Abreise. "Aber ich werde wohl erst einmal drüber schlafen", meinte sie dann doch. "Ich mache das alles nur wegen Peking. Ich wollte für Österreich starten und den Leuten eine Freude machen und niemanden auf den Schlips treten. Das ist jetzt eine komplette Themaverfehlung."

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