Die Organisatoren des olympischen Rodel-Bewerbs der Herren haben auf den tödlichen Trainingssturz des Georgiers Nodar Kumaritaschwili mit einer Verkürzung der Bahn im Whistler Sliding Centre reagiert. Samstagfrüh entschied die Jury des Weltverbands wenige Stunden vor dem Bewerb (Sonntag, 2.00 Uhr MEZ), die Athleten vom Damenstart aus ins Rennen zu schicken.
Die Streckenlänge des Eiskanals verringerte sich dadurch von 1.379 auf 1.202 Meter, die Geschwindigkeit im Zielbereich, die zuvor bis zu 154 km/h betragen hatte, war aber nur wenig geringer. Zudem waren im Zielbereich, wo Kumaritaschwili aus der Bahn katapultiert worden war, eine Holzwand bis zum Dach eingezogen worden. Vor dem Auftakt des Bewerbs wurden noch zwei Trainingsläufe vom Damen-Start absolviert.
Neben den Männern müssen sich auch die Frauen und Doppelsitzer bei ihren Rennen auf einen geänderten Start einstellen. Die vier Frauen-Läufe am Montag und Dienstag werden vom tiefer gelegenen Junioren-Start aufgenommen, entschied die Rennjury. Auch die Doppelsitzer werden bei ihren beiden olympischen Läufen am Mittwoch eine kürzere Strecke absolvieren müssen.
Unterdessen meldete sich der deutsche Konstrukteur Udo Gurgel zu Wort. Er bezeichnete die von ihm entworfene Olympia-Bahn in Whistler als sicher und den tödlichen Unfall des Rodlers Nodar Kumaritaschwili als "Verkettung sehr unglücklicher Umstände". "Die Bahn ist nicht zu gefährlich. Punkt eins: Die Bahn ist sicher. Und Punkt zwei: Die Bahn ist schnell. Man muss das sehr sauber definieren. Nur wenn man schnell als gefährlich definieren will, ist sie gefährlich", sagte der Ingenieur aus Leipzig. Für ihn sei das Unglück, bei dem der 21-jährige Georgier am Vortag ums Leben gekommen war, "äußerst tragisch".
Josef Fendt, der Präsident des Rodel-Weltverbandes, sprach Samstagfrüh in Whistler vom schlimmsten und traurigsten Tag in der Olympia-Geschichte dieser Sportart. "Wir sind seit 1964 bei Winterspielen dabei, seit nun fast 50 Jahren hatten wir bei Olympia keinen so tragischen Fall", erklärte der Deutsche. Seit 35 Jahren hatte es keinen tödlichen Unfall im Kunstbahn-Rodelsport gegeben. Die Olympia-Bahn bezeichnete Fendt als schnell, aber nicht zu schnell.
Georgiens Präsident Michail Saakaschwili übte nach dem tödlichen Unfall indirekt Kritik an der Sicherheit der Bahn. "Die Offiziellen haben mir mitgeteilt, dass es ein menschlicher Fehler war", sagte das Staatsoberhaupt am Samstag (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz in Vancouver. "Doch kein sportlicher Fehler darf zum Tod führen."