Letztes Jahr hatte Rohregger im Zeitfahren noch die Führung bei der Ö-Tour verloren. Heuer zeigte er sich immens verbessert.
Ausgerechnet im Zeitfahren, das in vergangenen Jahren seine Achillesferse gewesen war, hat Thomas Rohregger den Gesamtsieg in der 60. Österreich-Rundfahrt praktisch fixiert. Der 25-jährige Tiroler beendete die 26,2 Kilometer lange Prüfung gegen die Uhr am Samstag in Podersdorf als Tages-Vierter vor den höher eingeschätzten Konkurrenten Wladimir Gusew (RUS/7.) und Ruslan Pidgornij (UKR/18.) und rollt damit im Gelben Trikot auf der siebenten und letzten Etappe (128 km) am Sonntag nach Wien. Rohregger führt 40 Sekunden vor Gusew und 1:05 Minuten vor Pidgornij.
Beste Zeitfahrleistung der Karriere
Rohregger bot bei sengender
Hitze im burgenländischen Seewinkel die beste Zeitfahrleistung seiner
bisherigen Karriere. Er fühlte sich auch nach den fünf harten Etappen der
Tour noch bestens in Schuss und lieferte selbst das beste Argument für seine
von wenigen erwartete Glanzleistung. "Zeitfahren gegen Ende von Rundfahrten
liegen mir sehr gut, weil ich gut regeneriere. Das kann man mit normalen
Zeitfahren nicht vergleichen."
Gusew, der heuer mit großem Vorsprung russischer Meister geworden war und sein Land auch bei Olympia in Peking vertreten wird, wartete im Ziel den als Letzten gestarteten Rohregger ab und rollte danach verärgert weg. Der Spezialist hatte einen schlechten Tag, verlor auf den deutschen Tagessieger Bert Grabsch 1:01 Minuten. Rohregger lag nur 54 Sekunden zurück, Pidgornij, der Gesamt-Zweite von 2006, hingegen 1:47 Minuten. Grabsch war von Rohreggers Leistung überrascht. "Ich hätte nicht gedacht, dass er die Führung behält, aber das ist nur gut für den österreichischen Radsport."
Für Rohregger wiederholte sich das Schockerlebnis aus dem Vorjahr, als er nach schwacher Leistung das Gelbe Trikot in Podersdorf noch verloren hatte, nicht. Er wird als 32. heimischer Sieger und erster ÖRV-Gewinner seit Gerrit Glomser 2003 auf dem Rathausplatz geehrt werden. "Sonntag ist eine normale Etappe, das Rennen ist erst in Wien zu Ende", sagte der Kramsacher, der den Schlussabschnitt voll konzentriert und sturzfrei absolvieren will. Der Gesamtsieg löse aber "ein gewaltiges Gefühl" aus. "Aber das alles wird mir erst in einigen Tagen so richtig bewusstwerden." Widmen will er den Sieg dem im Dezember tödlich verunglückten steirischen Radprofi Andreas Matzbacher.
Hoffen auf Topteam
Der Student, der auf einen Vertrag bei einem
internationalen Topteam hofft, sorgt damit auch für den ersten Erfolg des
Elk-Haus-Rennstalls bei der Rundfahrt. "Dieses große Ziel haben wir
erreicht, jetzt hoffe ich, dass der Sponsor weitermacht", erklärte
Rohregger. Seinen Teamkollegen Markus Eibegger und Stefan Rucker stehen
Strapazen bevor, wollen sie eine verlorene Wette einlösen. "Wir haben
gewettet, dass sie von Graz über alle Berge nach Tirol fahren, mit einer
Kiste Bier im Rucksack, falls ich das Gelbe Trikot behalte", sagte der
Spitzenreiter.
Rohregger war im Vergleich zum Vorjahr viel lockerer und angesichts der Außenseiterrolle ohne Druck ins Rennen gegangen. In der Vorbereitung hatte er aber alles getan, um sich im Zeitfahren zu verbessern. "Ich habe im Windkanal lange an der richtigen Position auf meinem neuen Rad gefeilt", sagte der Kramsacher, "und ich habe heuer alles professioneller abgehandelt."
Kein Funkkontakt
Das Rennen absolvierte er ohne Funkkontakt zum
Teamchef. "Ich bin nach Gefühl gefahren und habe aus den Anfeuerungen aus
dem Begleitauto gemerkt, dass ich gut unterwegs bin", sagte Rohregger. Dem
ersten Verfolger Pidgornij hatte er schon bei Halbdistanz eine halbe Minute
abgenommen und verausgabte sich im Finish völlig. "Im Ziel war ich nahe am
Kollaps, ich wollte den Sieg mit aller Gewalt. Jetzt habe ich auch meine
Kritiker Lügen gestraft."