'Serviert und retourniert besser, Slice, Volley und Rückhand besser'.
Roger Federer, Kevin Anderson und Kei Nishikori. Diese Namen hat Dominic Thiem seit Montagabend im Kopf, als Boris Becker bei der Auslosung in London ihm diese Spieler in die Gruppe "Lleyton Hewitt" zog. Für seine dritten ATP Finals ist Thiem nach seinem bisher besten Herbst gerüstet, er kommt u.a. mit einer 11:2-Hallenbilanz, seinem ersten Indoor-Titel und dem Halbfinale in Bercy in die O2-Arena.
Thiem ist es gelungen, sich nach zuletzt schwachen Saisonfinishs 2016 und 2017 im Herbst zu steigern. Auslöser dafür war eine Niederlage, aber was für eine: Das 4:49-Stunden-Match im US-Open-Viertelfinale gegen Rafael Nadal war auch unter nicht Tennis-Nicht-Insidern in aller Munde, das qualitativ beste Match in Thiems Karriere hat dem Lichtenwörther Auftrieb für den Rest des Jahres gegeben.
Es folgten zwei Siege beim Davis Cup in Graz und vor allem der erste Hallen-Titel in St. Petersburg. "Das war das beste Turnier mit vier guten Matches", meinte Coach Günter Bresnik im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Schließlich hat Thiem seine magere Masters-1000-Bilanz mit einem Halbfinale in Paris-Bercy noch ordentlich aufgebessert.
Thiem kommt mit guter Form
Die tolle Hallenbilanz interessiert Bresnik nur am Rande. "Das sind Statistiken. Mir geht es darum, was einer mehr kann. Er serviert und retourniert besser. Der Slice und der Volley sind besser geworden, Rückhand ist definitiv stabiler und aggressiver geworden und ich glaube, dass er auch körperlich besser dasteht", resümierte Bresnik die Formentwicklung des elffachen Turniersiegers im Vergleich zum Vorjahr. "Der für mich auffallendste Unterschied im Vergleich zum Vorjahr ist für mich sicherlich der Return, vor allem, was das Turnier in St. Petersburg anbelangt."
Durchaus möglich ist, das Thiem, der diese Woche auch einige Sponsorentermine absolvieren muss, am Mittwoch zu seinem Freund Dennis Novak nach Bratislava fährt. Dort möchte er eventuell als Zuschauer Novak beim Challenger anfeuern. "Es ist eher unwahrscheinlich, aber es würde mich nicht stören. Wir fliegen am Donnerstag nach London."
Und natürlich wird ab Dienstag auch wieder trainiert. "Richtig erholen tut er sich hoffentlich, wenn das Masters vorbei ist." In London selbst gibt es dann die übliche Routine und auch in Sachen Quartier keine Extrawürste: Im Spielerhotel hat man den großen Vorteil, dass man mit dem Boot über die Themse zum Schauplatz O2-Arena gebracht wird. "Mit dem Auto dauert das doppelt oder dreimal so lange."
Halbfinale muss das Ziel sein
Über Erwartungen spricht Bresnik eigentlich nicht, aber die Vorfreude ist groß. "Ich finde, diese Konstanz, dass er jetzt drei Jahre lang hintereinander nicht einmal eine Woche aus den ersten 10 gefallen ist, toll." Zudem haben nur Thiem und Marin Cilic das Kunststück fertiggebracht, seit 2016 dreimal en suite in London dabei zu sein. "Er hat jetzt dreimal ein Grand-Slam-Halbfinale, davon einmal das Finale, erreicht, das ist richtig gut. Und bin überzeugt, dass er weiß, dass er noch viel besser spielen kann. Aus seiner Sicht ist das alles andere als eine optimale Saison."
Das Halbfinale ist auch für Bresnik an sich ein logisches Ziel: "Für jeden Spieler, der dort hinfährt, ist das natürlich das Ziel. Zuerst muss ich die Round Robin überstehen und wenn ich im Semifinale bin, will ich auch nicht verlieren." Mit Blick auf Vorjahressieger Grigor Dimitrow und Finalist David Goffin meint Bresnik zurecht: "Ich weiß nicht, warum Domi das nicht schaffen könnte? Es gibt keinen Grund."
Während Dimitrow seinen Sensationstitel 2018 nicht wirklich bestätigen konnte, ist Thiems Konstanz beeindruckend. Bresnik dazu: "Ausreißer interessieren mich nicht. Mich interessiert die Stabilität, da ist er einfach in den letzten drei Jahren sehr gut."