Die erst 19-Jährige Iga Swiatek gewann überraschenderweise gegen Sofia Kenin im Damen-Finale der French Open.
Erster Tennis-Turniersieg und dann gleich bei den French Open: Iga Swiatek krönte am Samstag eine extrem starke Vorstellung in Roland Garros mit dem Titelgewinn. Auch die als Nummer vier gesetzte US-Amerikanerin Sofia Kenin konnte der 19-Jährigen keinen Satz abknöpfen, unterlag im Finale nach weniger als eineinhalb Stunden mit 4:6,1:6. Die ungesetzte Swiatek schrieb Geschichte, ist die erste Grand-Slam-Siegerin aus Polen sowohl bei den Damen als auch den Herren.
"I hope cat watching, but she's not here. Hope she's watching at home."
— Roland-Garros (@rolandgarros) October 10, 2020
Your 2020 champion, @iga_swiatek#RolandGarros pic.twitter.com/0zdQU3YM6O
"Ich bin einfach glücklich, überwältigt und weiß eigentlich gar nicht wirklich, was ich sagen soll", sagte die jüngste Paris-Siegerin seit Monica Seles 1992. Gleich bei ihrer zweiten Teilnahme in Paris, nach dem Achtelfinale 2019, konnte sie den Pokal in die Höhe stemmen. Das Achtelfinale, das sie heuer auch bei den Australian Open erreicht hatte, war zuvor ihr bestes Abschneiden bei den vier Major-Turnieren gewesen. "Vielleicht musste es sein, dass wieder eine Außenseiterin ein Grand-Slam-Turnier gewinnt, das war ja zuletzt oft der Fall. Es ist ein bisschen verrückt", meinte Swiatek.
Gratulationen erhielt sie von vielen Seiten, darunter auch von Polens Präsident Andrzej Duda. "Großen Dank und Glückwunsch an Iga Swiatek! Ein historischer Tag für Polen, den polnischen Sport und das polnische Tennis. Bravo!", schrieb Duda am Samstag bei Twitter. Swiatek ist die am schlechtesten klassierte Spielerin, die seit Einführung der Weltrangliste 1975 in Roland Garros triumphieren konnte. Von Rang 54 weg wird es nächste Woche für die Polin erstmals unter die Top 20 auf Position 17 nach vor gehen. Ohne Satzverlust beim Sandplatz-Saison-Highlight den Titel zu holen, gelang zuletzt der Belgierin Justine Henin im Jahr 2007.
Siwatek, die im Achtelfinale Topfavoritin Simona Halep abgefertigt hatte, legte im Endspiel wie aus der Pistole geschossen los und zog mit 3:0 davon. Kenin konnte zwar auf 3:3 ausgleichen, hatte dann aber doch den kürzeren Atem. Der zweite Satz war eine klare Angelegenheit für die Polin. In die Karten spielte ihr dabei auch, dass ihre Gegnerin im linken Adduktorenbereich angeschlagen war und auch ein Medical Timeout benötigte. "Ich war mental konstant und wollte aggressiv spielen wie in den vergangenen Runden, was mir sehr gut gelungen ist", resümierte der Teenager aus Warschau.
Der 21-jährigen Kenin blieb ihr zweiter Grand-Slam-Erfolg nach jenem in Australien zu Beginn des Jahres verwehrt. Da hatte die gebürtige Moskauerin noch als Nummer 14 gesetzt gegen die Spanierin Garbine Muguruza mit 4:6,6:2,6:2 gewonnen. "Sie hat toll gespielt", gab sich die Weltranglistensechste als faire Verliererin. Swiatek, die aus einer Sportler-Familie kommt - ihr Vater vertrat als Ruderer die polnische Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988 - durfte sich über ein Preisgeld in der Höhe von 1,6 Millionen Euro freuen.
Beiden Spielerinnen, die zum ersten Mal im Erwachsenen-Bereich aufeinandertrafen, kam auf dem Weg ins Endspiel zugute, dass mit US-Open-Siegerin Naomi Osaka, Bianca Andreescu und Titelverteidigerin Ashleigh Barty, die 2019 als Nummer acht des Turniers gewonnen hatte, gleich drei herausragende Akteurinnen nicht am Start waren. Zudem musste Serena Williams schon vor der 2. Runde verletzt aus dem Turnier aussteigen.