Dominic Thiem feiert Erfolg und ist fit für das nächste Turnier in Paris.
Er ist mit dem Ziel, das Turnier zu gewinnen, nach Lyon gekommen und hat es auch geschafft. Dominic Thiem hat am Samstag nach einem Kraftakt ein fast verloren geglaubtes Finale gedreht und seinen 10. ATP-Titel geholt. Der topgesetzte Niederösterreicher bezwang den 33-jährigen Franzosen Gilles Simon bei der French-Open-Generalprobe nach 3:6,2:4-Rückstand nach 2:25 Stunden noch mit 3:6,7:6(2),6:2.
Simon hatte in Satz zwei sogar zwei Breakbälle zum 5:2 gehabt, doch so kommt Thiem wie schon 2015 und 2016, damals noch vom Lyon-Vorgänger-Turnier Nizza, als frisch gebackener Turniersieger nach Roland Garros. Der zuletzt zweifache French-Open-Halbfinalist spielt in der ersten Paris-Runde am Montag gegen den Weißrussen Ilja Iwaschka, den er im bisher einzigen Duell in diesem Jahr im Davis Cup (Europa-Afrika-Zone I) in zwei Sätzen geschlagen hat.
"Ich bin super happy. Ich habe wirklich hart für diesen Titel gekämpft. Ich habe so viele Stunden auf diesem Platz verbracht und auch im Finale gegen Gilles war ich fast schon draußen. Ich glaube, wir sind nach heute beide körperlich für Paris gut vorbereitet", erklärte ein glücklicher Thiem dem Publikum auf dem vollgepackten Center Court. Und die Zweistelligkeit bedeutet ihm freilich auch etwas. "Zehn ist eine besondere Nummer, jetzt habe ich die kleine 'decima' gewonnen", meinte Thiem in Anspielung auf Rafael Nadal, der allein bei den French Open im Vorjahr schon den als 'decima' bezeichneten 10. Titel geschafft hat.
Schwacher Start
Lange Zeit hatte es gar nicht gut für den Weltranglisten-Achten aus Lichtenwörth ausgesehen. Nachdem er im vierten Game schon zwei Breakbälle hatte abwehren müssen, gab Thiem sein Service zum 2:4 ab. Simon ließ sich diesen Vorteil dank aggressiverer Spielweise nicht nehmen: Nach 34 Minuten hatte der Außenseiter die 1:0-Satzführung geschafft.
Als er nach einem ganz schwachen Game samt Doppelfehler zum 0:40 gleich neuerlich ein Break zum 0:1 zuließ und Thiem bei 3:2 für den aufschlagenden Simon selbst ein 0:40 nicht nutzen konnte, sah es gar nach einer glatten Niederlage aus. Simon stellte auf 4:2 und hatte dann sogar zwei Bälle zum Doppelbreak und dem 5:2. Doch dann passierte die Wende. Thiem vermied den Aufschlagverlust und dem zweifachen French-Open-Halbfinalisten gelang das erste Break zum 4:4. Der Satz ging ins Tiebreak, in dem der Niederösterreicher von 0:1 bis 6:1 plötzlich zu seinem Spiel fand.
Schlüssel zum Sieg
Diese Phase war der Schlüssel zum Sieg. "Ich war beinahe schon draußen, ich war ein Break hinten und zwei Breakbälle gegen mich. Aber ich habe ihn sehr viel bewegt und vielleicht war er am Ende dann ein bisschen müde. Im zweiten Satz hatte ich auch ein bisschen Glück", gestand der Schützling von Günter Bresnik.
In Satz drei war Thiem dann ganz klar der Chef auf dem Platz. Nach dem Satzausgleich steigerte sich Thiem, spielte aggressiver, während man Simon ansah, dass die vergebenen Chancen im zweiten Satz Spuren bei ihm hinterlassen haben. Thiem zog mit einem Doppelbreak auf 3:0 davon und steigerte sich um zumindest zwei Klassen. Plötzlich spielte er wieder viel aggressiver und auch die zuvor kaum gesehene Rückhand longline funktionierte.
Frankreich liegt dem Niederösterreicher
Schon drei seiner zehn Titel hat er in Frankreich gewonnen, zwei davon ebenfalls unmittelbar vor den French Open in Nizza. "Frankreich hat einen besonderen Platz in meinem Herzen, ich habe hier immer tolles Tennis gespielt", sagte Thiem, der ja zudem mit der Französin Kristina "Kiki" Mladenovic liiert ist.
Direkt nach dem Finale fühlte er sich spaßhalber nicht bereit für den Sand-Grand-Slam. "Aber generell fühle ich mich sehr ready. Ich spiele gut, ich habe nicht mein Bestes gezeigt, aber ich habe gut trainiert in dieser Woche. Es ist der gleiche Sand und die gleichen Bälle, also bin ich gut daran vorbereitet. Ich komme mit einem Titel hin und das gibt viel mehr Selbstvertrauen als wenn ich dort nur trainiert hätte."
Thiem eilt nach Paris und will CL-Finale schauen
Lange hielt es Thiem in Lyon nicht mehr. Gleich nach der Siegerehrung fuhr er kurz zum Duschen ins Hotel. "Ich hoffe, dass ich den Zug um 19.00 Uhr erwische. Dann bin ich um 21.00 Uhr in Paris und kann mir das Champions League-Finale anschauen", hatte Fußball- und Chelsea-Fan Thiem auch noch Passiv-Sport auf dem Programm.
Nüchtern sah Coach Bresnik den Auftritt seines Schützlings. "Es ist immer gut, wenn einer sehr durchschnittlich spielt und trotzdem gewinnt", meinte Bresnik gegenüber der APA. Und einen übertriebenen Aufwärtsschwung für die French Open erwartet der Langzeit-Coach Thiems auch nicht. "Für Paris, glaube ich, hat das nicht viel Bedeutung. Es ist nicht so, dass er sich da jetzt in einen Lauf gespielt hätte und sich jetzt extrem wohlfühlen würde. Aber er hat vier Matches gut gekämpft und das ist für 'best of five' sicherlich auch kein Nachteil."