Rätselhaftes Verschwinden in China

Tennisstar wirft Politiker sexuellen Missbrauch vor - und verschwindet spurlos

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Auf der Social Media Plattform Weibo äußerte Tennisspielerin Peng Shuai Missbrauchsvorwürfe gegen einen wichtigen chinesischen Politiker. 30 Minuten später war ihr Beitrag verschwunden - und auch von Peng Shuai fehlt jede Spur.

Am 2. November brach die Tennisspielerin Peng Shua ihr Schweigen und packte auf Weibo, der chinesischen Twitter-Version, über ihre Affäre mit dem ehemaligen chinesischen Vizepremier Zhang Gaoli aus. Sie beginnt den Beitrag mit folgenden Worten: "Ich weiß ich kann das nicht genau erklären und auch wenn ich es versuchte, wird es keinen Unterschied machen, aber ich möchte es trotzdem loswerden. Ich bin eine Heuchlerin. Ich gebe zu, keine gute Frau zu sein – ich bin sogar eine sehr, sehr schlechte Frau." 

Die Tennisspielerin gibt zu, über Jahre hinweg eine Affäre mit dem 75-jährigen Zhang Gaoli gehabt zu haben. Zum ersten Mal soll es vor etwa 10 Jahren zu einer sexuellen Begegnung mit dem verheirateten Politiker gekommen sein. Dann soll er mit seiner Beförderung zum Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros aus ihrem Leben verschwunden sein. Sieben Jahre später sei er dann wieder aufgetaucht. Nach einem gemeinsamen Tennis-Spiel und einem Abendessen mit ihm und seiner Frau habe er sie aufs Zimmer gebracht, um mit ihr Sex zu haben - doch sie habe das nicht gewollt, schreibt Peng Shua: "Warum musstest du zu mir zurückkommen, hast mich zu dir nach Hause gebracht, um mich zum Sex mit dir zu zwingen. Ich kann nicht beschreiben, wie angewidert ich war und wie oft ich mich gefragt habe, ob ich noch ein Mensch bin. Ich fühle mich wie eine wandelnde Leiche. [...] An diesem Nachmittag war ich nicht einverstanden, ich hörte nicht auf zu weinen [...] Du sagtest, du hasst mich. Du sagtest, du hättest mich in diesen sieben Jahren nie vergessen und dass du mich gut behandeln wirst etc. ... Ich war entsetzt und ängstlich. Doch angesichts der Zuneigung, die ich vor sieben Jahren für dich empfand, willigte ich ein ... ja, wir hatten Sex."

Beitrag gelöscht - Shuai vermisst

Danach sei ihre Liebe neu aufgeblüht und sie hätten eine schöne Zeit miteinander gehabt, so die Sportlerin. Zhang Gaoli habe ihr sogar gesagt, dass er sie liebe, er wollte sich jedoch nicht scheiden lassen. Am 30. Oktober kam es dann zu einem Streit, am 2. November wollten sie sich aussöhnen, doch Gaoli versetzte sie, woraufhin Peng Shuai die Geschichte auf Weibo veröffentlichte.

Die strenge Zensur in China setzte natürlich sofort ein: Der Beitrag wurde bereits 30 Minuten nach der Veröffentlichung von Weibo gelöscht. Nicht nur das: Weibo bannte Shuais Namen und sogar Begriffe wie "Tennis", um jegliche Diskussion über das Thema auf der Plattform zu unterbinden. Seit Veröffentlichung des Beitrags ist Peng Shuai nicht mehr gesehen worden. Nun schaltet sich auch die Tennis-Organisation WTA ein und fordert Aufklärung: "Die jüngsten Ereignisse in China, die die WTA-Spielerin Peng Shuai betreffen, sind sehr besorgniserregend. Wir erwarten, dass diese Angelegenheit ordnungsgemäß behandelt wird", schreibt WTA-Chef Steve Simon am Sonntagabend in einer Mitteilung. "Peng Shuai und alle Frauen verdienen es, angehört und nicht zensiert zu werden."

Prominente Unterstützung

Unter dem Hashtag #whereispengshuai machen immer mehr Manschen auf Twitter auf den Vorfall aufmerksam. Darunter auch die französische Profi-Tennisspielerin Alize Cornet: 

 

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