Matthias Lange

M. Lange: "Mein Ziel ist Colorado Avalanche"

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Teil drei unser fünfteiligen Interview-Serie mit Österreichs Nordamerika-Legionären. Diesmal: Matthias Lange, der sich schon in seinem Rookie-Jahr bei den R.P.I. Athletics (Rensselaer College) die Nr.1 im Tor sicherte.

oe24.at: Ihr Resümee nach der ersten College-Saison?
Lange: Ganz gut. Mein Ziel war, so viele Spiele wie möglich zu machen. Das ist aufgegangen. Ich hab 35 von 38 Spielen gemacht. Für einen Rookie ist das ganz gut. Ich hab mich eher darauf eingestellt, weniger zu spielen und Erfahrung zu sammeln.

oe24.at: Wie sind Sie zu dem Engagement bei Rensselaer gekommen?
Lange: Über meine Leistungen in den Juniors. Ich hab zuerst zwei Jahre in der NAHL (North American Hockey League) gespielt, dann noch zwei Jahre in der Eastern Junior Hockey League. Da schauen dann auch viele College-Teams zu. Rensselear hat mich das ganze Jahr über beobachtet und schließlich im Februar ein Stipendium angeboten.

oe24.at: Hätten Sie auch andere College-Möglichkeiten gehabt, oder war es Ihnen egal, dass Sie in Rensselaer eher bei einem schwachen Team spielen?
Lange: Ich habe auch Angebote von Harvard und Yale gehabt, aber dort gibt es keine Stipendien. Selber zahlen ist da einfach zu teuer.

oe24.at: Was ist eigentlich Ihr Hauptfach?
Lange: Business-Management. Was genau weiß ich noch nicht, man muss sich ja erst nach zwei Jahren spezialisieren.

oe24.at: Ist es für einen Goalie gerade in einem schwächeren Team einfacher oder schwieriger, sich zu beweisen?
Lange: Tormann ist eine ganz eigene Position, Mannschaftssport hin oder her. Es bietet sich ja auch nur eine Möglichkeit zu spielen und die Chance muss man nutzen. Als Stürmer hat man neun Chancen, um in einer der drei Linien zu spielen. Als Verteidiger hast auch noch sechs Chancen.

oe24.at: Eure Verteidigung ist ja nun auch nicht gerade die sicherste. Sind Sie da nicht mehr beschäftigt?
Lange: Schon, vor allem gegen die besseren Mannschaften. Natürlich bekommen wir nicht die Top-Spieler aus Amerika und Kanada. Die gehen nach Minnesota oder Wisconsin. Wir haben auch eine gute Mannschaft. Es stimmt aber schon, dass sich die Trainer beim Rekrutieren schwerer tun.

oe24.at: Wie ist der Stellenwert von Hockey gegenüber anderen Sportarten am Rensselaer College?
Lange: Wir sind die einzige Division I Mannschaft. An der Uni und in der näheren Umgebung sind wir sicher das Nummer-1-Team.

oe24.at: Wo liegt Rensselaer genau?
Lange: Wir sind bei Troy, gleich in der Nähe von Albany, der Hauptstadt vom Bundesstaat New York. Ca. 2 Stunden von Manhattan entfernt.

oe24.at: Sie sind mehrmals als Rookie der Woche und des Monats ausgezeichnet worden. Bürde oder Motivation?
Lange: Auf jeden Fall eine Motivation. Wenn man einmal so eine Auszeichnung bekommen hat, will man sie immer wieder bekommen. Ich will ja beweisen, dass das keine Eintagsfliege ist. Im Prinzip schaue ich aber auf meine Leistung und nicht auf die Auszeichnung.

oe24.at: Wie sieht’s nächste Saison bei R.P.I. aus? Kommen starke, neue Spieler dazu?
Lange: Wir haben einen neuen Trainer, Seth Appert, bekommen. Der alte Headcoach ist jetzt nach 17 Jahren rausgeworfen worden, weil in den letzten Jahren der Erfolg nicht da war. Der neue Coach kann sich auch wieder seine Assistenztrainer aussuchen usw. Appert ist mit 31 noch sehr jung und hat früher selbst Tormann gespielt. Wir haben ihn schon kennen gelernt, bevor wir auf Urlaub geflogen sind. Er versprüht viel Energie und will viel ändern. Es freut sich bei uns eigentlich schon jeder auf die neue Saison.

oe24.at: Haben Sie einen starken Konkurrenten um den Stammplatz?
Lange: Der zweite Goalie ist jetzt schon das dritte Jahr dort. Er ist zwar nicht schlecht, aber letztes Jahr habe ich das Duell ganz klar gewonnen. Wenn die Leistungen heuer wieder stimmen, mache ich mir auch keine Sorgen.

oe24.at: Hat der neue Coach schon was anklingen lassen?
Lange: Er will jedem eine neue Chance geben, aber er hat mir in einem Vieraugengespräch erklärt, dass ich die Position nur verlieren kann. Die Eishockeywelt ist ja sehr klein und da sprechen sich gute Leistungen schon herum.

oe24.at: Wie schaut die Saisonvorbereitung für Sie aus? Wann geht’s am College wieder los?Lange: Die Uni selbst beginnt am 28. August und da fangen wir auch mit dem Training an. Die ersten zwei, drei Wochen gehen wir nur zu dritt oder viert mit dem Trainer aufs Eis, weil man darf nur eine gewisse Anzahl an Trainings oder mit der ganzen Mannschaft haben. Das finde ich aber ganz gut, weil man sich so individuell besser entwickeln kann. Das erste Spiel haben wir dann am 30. September innerhalb des Teams. Da wird traditionellerweise rot gegen weiß gespielt. Eine Woche später dann noch ein Testspiel gegen ein kanadisches College und am 14. Oktober dann das erste richtige Heimspiel gegen die Boston University. Das wird gleich ein harter Brocken.

oe24.at: Wie viele Zuschauer kommen zu den Spielen?
Lange: In die Halle passen mehr als 5000 Zuschauer, im Schnitt kommen 3500 bis 4000.

oe24.at: Wie würden Sie das Niveau im College-Hockey mit dem der Österreichischen Liga vergleichen?
Lange: Schwer zu sagen, weil ich nur ein einziges Spiel in der Bundesliga gespielt gemacht habe. In der Bundesliga sind sicher mehr Spieler mit viel Routine, am College sind alle noch sehr jung. Das Hockey ist aber schnell und körperbetont. Es ist aber glaub ich schwer zu vergleichen.

oe24.at: Wo haben Sie das Spiel in Österreich gemacht?
Lange: Mit 15 oder 16 beim KAC in der Kampfmannschaft.

oe24.at: Haben Sie vor, Ihr Studium zu beenden, oder frühzeitig ins Profihockey zu wechseln?
Lange: Wenn man es ins Profihockey schafft, hat man sowieso ausgesorgt und kann nebenbei noch das Studium beenden. Wenn es nicht so funktioniert und ich das Studium fertig mache, ist das für mich auch kein Problem. Dann habe ich wenigstens eine Ausbildung, auf die ich mich verlassen kann, wenn es mit dem Eishockey nicht so hinhaut.

oe24.at: Hatten Sie schon Angebote von Profiteams?
Lange: Das geht alles über meinen Manager. Ein paar haben schon mit ihm geredet, aber er sagt mir nicht, ob da auch etwas Konkretes dabei war. Das erfahre ich erst, wenn es soweit ist.

oe24.at: Während der College-Saison können Sie ja nicht aussteigen?
Lange: Nein, die muss man fertig spielen. Sobald man das letzte Spiel absolviert hat – egal, ob man nach der Regular Season ausscheidet oder die amerikanische Meisterschaft gewinnt – kann man bei einem Profiteam unterschreiben.

oe24.at: Wie sieht’s mit dem Nationalteam aus?
Lange: Dort würde ich auf jeden Fall gerne einmal spielen! Im U18 und U20-Team war ich ja schon ein paar Mal und das hat immer viel Spaß gemacht. Für mich ist es eine echte Ehre, wenn ich für mein Land spielen darf. Ich schaue einfach, dass ich meine Leistung bring und wenn der Teamchef mich einberuft, stehe ich zur Verfügung. Wenn es das Studium zulässt, natürlich?

oe24.at: Hat sich Jim Boni schon mal bei Ihnen gerührt?
Lange: Nein, bis jetzt noch nicht.

oe24.at: Wenn Sie es sich aussuchen könnten: Für welchen NHL-Klub würden Sie gerne spielen?
Lange: Für Colorado Avalanche! Es hat mich total fasziniert, dass sie den Stanley Cup gewonnen haben, nachdem sie von Quebec nach Denver übersiedelt sind. Und vor allem auch, weil mein Vorbild Patrick Roy dort gespielt hat. Das Dress würde ich mir gerne mal überziehen.

oe24.at: Haben Sie Kontakt mit den anderen Österreichern in Nordamerika?
Lange: Ja, vor allem mit Thomas Vanek. Im Sommer waren wir auch ein paar Tage gemeinsam in Österreich und Italien. Mit dem Tommy Pöck bin ich mehr telefonisch in Kontakt. Nachdem er ja immer zwischen Hartford und New York gependelt ist, ist es sich leider nie ausgegangen, dass wir uns mal getroffen hätten. Nödl und Grabner hab ich noch nichts gehö rt.

oe24.at: Geben Ihnen die beiden auch Tipps? Schließlich haben beide ja auch sehr erfolgreich am College gespielt.
Lange: Tipps, naja. Ich frage sie halt, wie das Spiel mit dem NHL- und AHL-Level vergleichbar ist. Vor allem das Niveau der Goalies. Es gibt da angeblich nicht mehr so viel Unterschied. Ein paar Kleinigkeiten, Rebounds besser kontrollieren, mehr mitspielen usw.

oe24.at: Die Torhüter-Ausrüstung in der NHL wurde ja drastisch gestutzt. Haben Sie damit auch schon Erfahrung gemacht?
Lange: Noch nicht, aber ab heuer gilt das auch fürs College-Hockey. Für mich wird es aber glaub ich nicht so eine große Umstellung. Ich bin ja ein Goalie der mehr steht und nicht den Butterfly-Stil bevorzugt. Für die Butterfly-Goalies ist es sicher schwieriger.

oe24.at: Ihre persönlichen Ziele für die nächste Saison?
Lange: Wieder als Nummer 1 im Tor zu stehen und zumindest den Meistertitel in unserer Liga (Anm.: ECAC) zu gewinnen.

oe24.at: Ist die Meisterschaft realistisch?
Lange: Auf jeden Fall. Wir sind heuer zwar in der ersten Runde ausgeschieden, aber während der Saison haben wir gegen den Ersten zwei Mal unentschieden gespielt, gegen den Dritten haben wir auswärts unentschieden gespielt und daheim gewonnen. Was uns am Anfang bremsen könnte ist, dass wir sieben neue Spieler in die Mannschaft einbauen müssen. Von den sieben sind vier Verteidiger. Das zu kompensieren wird sicher nicht leicht. Mir ist es aber eh lieber, wenn ich mehr zu tun habe, sonst wird mir kalt im Tor.

oe24.at: Wie ist das College-Leben als Sportler eigentlich? Wird man von den Professoren bevorzugt?
Lange: Vorteile gibt’s eigentlich überhaupt keine. Wenn man mal länger unterwegs ist, bekommt man natürlich mehr frei. Aber wenn wir zuhause am College sind, gelten für uns die selben Regeln wie für alle anderen auch. Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag ist ganz normal Uni, Mittwoch ist frei. Wir trainieren von Montag bis Mittwoch immer zwei Stunden, Donnerstag ein bisschen weniger und Freitag ist dann meistens schon ein Spiel. Dazwischen muss man ja auch noch was für die Uni tun und Freizeit wäre auch nicht schlecht.

oe24.at: Wie lebt sich’s in der Stadt?
Lange: Naja, Troy ist quasi nur die Uni. Albany ist sehr schön, eher kleiner mit schätzungsweise 200.000 Einwohnern und nur zehn Minuten von uns entfernt. Wenn man echt einmal eine Großstadt will, ist man ja auch in zwei Stunden in New York City.

oe24.at: Macht man ab und zu auch ein Probespiel gegen das AHL-Team aus Albany?
Lange: Nein, bisher noch nicht. Ich weiß aber auch gar nicht, ob das von den College-Regeln her überhaupt erlaubt wäre.

oe24.at: Können Sie sich vorstellen, nach Ihrer Karriere in den USA zu bleiben?
Lange: Auf jeden Fall. Mir gefällt’s hier sehr gut. Warum also nicht?

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