Caps-Stürmer Rotter vor Comeback im Interview

''War nie meine Absicht, dem Verein zu schaden''

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Er kam, traf und siegte - Rafael Rotter gab am Freitag sein Comeback für die spusu Vienna Capitals, das Spiel endete mit 3:2.

Rafael Rotter steht mit seinem Auto am Praterstern vor einer roten Ampel. Im Nebenauto sitzen Caps-Fans und winken, die Fensterscheiben werden heruntergelassen. „Rafi, endlich bist du wieder hier. Wir freuen uns auf dich“, rufen die Fans herüber. Rotter lächelt, bedankt sich und sagt: „Ich kann es kaum erwarten.“ Am 7. April 2021 lief Rafael Rotter zuletzt für die spusu Vienna Capitals auf. Nach einer Saison bei den Black Wings Linz feierte der 35-Jährige am Freitag im Heimspiel gegen den VSV 548 Tage später sein Comeback im Trikot der Wiener. Bevor er dort einen Treffer zum 3:2-Sieg beisterte, sprach er im oe24-Interview über seine Rückkehr, Boss Hans Schmid und die Erwartungen:

oe24: Wie fühlt es sich an, wieder in Wien zu sein?
Rafael Rotter: Es fühlt sich wie zu Hause an. Linz war eine tolle Erfahrung, sie haben sich sehr um mich bemüht. Das ist eine super Organisation, die letztes Jahr noch ein bisschen konfus war. Aber jetzt mit Trainer Lukas und dem Herrn Nader als Präsidenten haben sie den richtigen Weg eingeschlagen. Für mich war das ein Lernprozess, ein super Erlebnis einmal ein Jahr weg zu sein, aber ich bin jetzt sehr, sehr happy, dass ich wieder zurück bin bei der Familie und meinen Freunden. Der Bezug zu ihnen ist sehr groß und das brauche ich auch, ich fühle mich einfach viel wohler, wenn ich zu Hause spiele.

oe24: Vor allem das Rundherum haben Sie in Linz vermisst oder?
Rotter: Ich habe gleich Freunde gefunden und kannte ja auch viele Spieler schon. Der Emil Romig war dort, das hat mir auch sehr geholfen. Aber einfach das Umfeld: Du kennst die Stadt nicht, bist in einer neuen Wohnung – das hat ein bisschen gedauert. Das ist in Wien ganz anders, hier fühle ich mich wohler, kenne die Platzln und die Leute. Da fühlt man sich ganz anders und das strahlt man dann auch aus.

oe24: Und die Rückkehr zu den Caps?
Rotter: Eishockeytechnisch hat sich nicht so viel geändert, ich kenne die meisten Spieler ja schon jahrelang. Ich habe mich da gleich ziemlich wohl gefühlt in der Mannschaft.

oe24: Fast wäre die Rückkehr aber nicht zustande gekommen…
Rotter: Ja, es hat ein bisschen gedauert. Gewisse Sachen sind nach meinem Abschied falsch verstanden worden. Es war nie meine Absicht, dem Verein auf irgendeine Art und Weise zu schaden – ganz klar. Jetzt ist alles abgehakt und gibt es einen Neuanfang. Ich glaube, es gibt nicht viele Spieler, die nach so etwas nach Wien zurückkommen durften. Ich schätze den Herrn Schmid total und bin auch sehr dankbar, dass er in Wien das Eishockey spielen möglich macht. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit.

oe24: Es gab also eine Aussprache zwischen Ihnen und Präsident Schmid?
Rotter: Wir haben es geklärt. Es ist jetzt vom Tisch und wird auch nicht mehr darüber geredet. Ich habe einen neuen Vertrag und Geschichte ist Geschichte. Das Wichtigste ist, dass die Mannschaft funktioniert und ich meinen Beitrag leiste.

oe24: Zu Trainer Barr haben Sie eine besondere Beziehung oder?
Rotter: Natürlich, ich hatte Dave in der Jugend in Kanada. In den jungen Jahren prägt dich ein Trainer ganz anders. Dort habe ich mein Handwerk gelernt und er hat mir die Chance gegeben, mich weiterzuentwickeln. Das hat super funktioniert. Leider hatte ich etwas Verletzungspech. Ich habe vor allem auch schätzen gelernt, dass man Eishockeyspieler sein darf. In Kanada gibt es Eishockeyspieler wie Sand am Meer, die geben alles dafür, dass sie irgendwann Profi werden. Diese Denkweise hat sich bei mir nicht geändert, ich komme in die Halle und gebe jeden Tag 120 Prozent. Das hat der Dave schon immer an mir geschätzt. Ich bin ein harter Arbeiter und auch technisch ganz gut begabt. Ich bin auch ein Spieler, der Abstand hält von Headcoaches. Ich versuche natürlich das Geforderte so gut wie möglich umzusetzen und sage auch, jetzt mit einem gewissen Alter, wenn ich Sachen anders sehe. Aber ich bin nicht einer, der jeden Tag mit dem Coach reden muss und unbedingt das Gespräch sucht.

oe24: Die ersten fünf Saisonspiele waren Sie noch gesperrt…
Rotter: Natürlich war es nicht schön. Wenn ich an das Vergehen denke, greife ich mir gleich wieder auf den Kopf. Das war so unnötig. Da stellt es mir alle Haare auf. Am meisten schmerzt, dass ich der Mannschaft nicht helfen konnte. Ich habe versucht beim Training und abseits vom Eis eine Hilfe zu sein.

oe24: Was können Sie zum Erfolg des Teams beisteuern?
Rotter: Ich muss einfach solide Leistungen zeigen, das Spiel beruhigen und in den richtigen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen. Der Dave hat das schon erwähnt und ich denke es auch: Wenn der Coach so wenig wie möglich mit mir reden muss, dann wäre das das Beste. Dann ist er zufrieden und die Mannschaft auch. Das riesen Offensive-Feuerwerk erwartet sich sicher auch niemand von mir. Einfach simple das Spiel gestalten und natürlich kämpferisch immer top sein. Den jungen Spieler zeigen, dass man jeden Wechsel und jedes Spiel konzentriert angehen soll. Im Powerplay kann ich natürlich auch helfen.

oe24: Und das Ziel?
Rotter: Ich will wieder in den Play-offs spielen. Letzte Saison hatte ich am 28. Februar mein letztes Spiel. Schrecklich. Da hast du danach viel zu viel Freizeit. Ich will nicht, dass das wieder passiert. Ich hoffe, dass wir es in die Play-offs schaffen und dort dann eine gute Leistung zeigen.

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