Weltcup-Spitzenreiter Thomas Morgenstern greift inVillach bei seinen Heimspringen in der Villacher Alpenarena an.
Die Euphorie-Welle in Österreich ist nicht mehr zu stoppen. Kaum sind unsere ÖSV-Adler nach ihrem nordischen Triumphzug wieder auf heimischen Boden gelandet, stehen die Fans Schlange.
Eigene Liga
Den Erfolgslauf wollen die Stars auch beim
Heimspringen in Villach fortsetzen. Allen voran Doppelolympiasieger Thomas
Morgenstern (21). Der Kärntner „springt einfach in einer eigenen Liga“,
erklärte schon sein Cheftrainer Alexander Pointner. Nach seinem dritten Sieg
im dritten Weltcup-Springen überzeugte er nicht nur seine Fans, sondern auch
die letzten Kritiker. In der Villacher Alpenarena will Morgi mit dem ersten
ÖSV-Heimsieg in Kärnten ein neues Kapitel seines Wintermärchens schreiben.
Bereits in Trondheim knackte er den finnischen Rekord mit dem 142.
österreichischen Weltcup-Sieg. „Wenn ich mir jetzt nicht das Siegen zutraue,
wann dann?“, meinte er nach seiner Ankunft aus Norwegen. Sein Motto:
„Believe in your Dreams!“
Traum
Einen großen Traum hat er sich schon erfüllt. Der Kärntner
kämpft mit dem roten Trikot des Weltcup-Führenden auf „seiner Schanze“ um
den Sieg. „Man braucht nicht glauben, dass ich nach den drei Siegen auch in
Villach einfach so gewinne. Aber ich bin sehr gut drauf – natürlich will ich
gewinnen!“
Fan-Ansturm
Obwohl sich Morgi nach seiner Rückkehr zwei Tage Ruhe
verordnet hatte, nahm er sich dennoch Zeit für seine jungen Fans. In seiner
ehemaligen Schule, dem BORG Spittal/Drau präsentierte der Überflieger das
von ihm entwickelte Computerspiel Ski Jump Challenge 08 Thomas Morgenstern.
Die Schüler waren vor Begeisterung kaum zu halten, die Autogrammkarten
wurden ihm aus den Fingern gerissen. Bis zum Springen ist dennoch
Entspannung angesagt. Morgi: „Die Tour war lange und anstrengend!“
Wohnzimmer
Auch seine ÖSV-Kollegen Gregor Schlierenzauer, Andi
Kofler, Wolfgang Loitzl, Martin Koch und Martin Höllwarth gönnen sich eine
Pause. Besonders Koch will es am Donnerstag und Freitag wissen: Denn für den
Villacher ist es ebenso ein Heimspringen. Er kennt die Schanze in- und
auswendig, zählt mit Morgenstern zu den heißesten ÖSV-Eisen in seinem
„Wohnzimmer“.
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ÖSTERREICH: Sie waren beim ÖSV-Dreifachsieg nicht vor Ort. Haben Sie
dennoch vor dem TV mitgefiebert?
toni innauer: Ich war in meiner
neuen Wohnung in Thaur, ich bin ja übersiedelt vor einer Woche. Aber diesen
Sonntag habe ich genossen und auch gezittert.
ÖSTERREICH: Kam der Erfolg überraschend?
Innauer:
In diesem Ausmaß war das nicht normal. Das darf man nicht als
selbstverständlich sehen und ich habe es auch nicht erwartet.
ÖSTERREICH: Thomas Morgenstern hat mit dem 142. ÖSV-Sieg den
finnischen Rekord eingestellt. Macht Sie das stolz?
Innauer: Das
ist eine stille Freude, dass unsere Skisprung-Kultur so toll ist.
ÖSTERREICH: Warum stehen die Nordischen dennoch im Schatten der
Alpinen?
Innauer: Das ist ein typisch österreichisches Phänomen.
Wenn wir im Ausland sind, stehen die Nordischen wieder mehr im Vordergrund.
Wir können nur versuchen, uns auf der sportlichen Ebene zu beweisen. Damit
der Österreicher auch stolz auf seine Skispringer ist.
ÖSTERREICH: Stichwort Leistung: Morgenstern will den Weltcup. Klappt
das?
Innauer: (lacht) Das ist typisch Morgenstern: Er nimmt sich
kein Blatt vor den Mund. Ein anderer würde sagen: „Lass’ ma uns Zeit!“ Morgi
ist nicht zu ändern. Das ist seine Stärke. Er ist am coolsten.
ÖSTERREICH: Wie stehen die Chancen in Villach?
Innauer:
Es wird nicht einfach. In Villach haben wir bisher keine gute Figur gemacht.
Wir haben mehr als nur eine Rechnung offen. Aber so wie ich Morgenstern
kenne, ist das zusätzliche Motivation.