Große Lücke nach Mayer-Rücktritt

Kriechmayr: ''Einen Leitwolf gibt es nicht''

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Mit Matthias Mayer hat Vincent Kriechmayr mitten unter der Saison abrupt nicht nur seinen Team- und Markenkollegen sowie Freund in die Ski-Pension verloren, sondern auch jenen Rennläufer, von dem er "am meisten gelernt" habe.

"Keiner hatte Geheimnisse, auch nicht beim Material. Er hat uns alle besser gemacht, vor allem mich", erzählte der Oberösterreicher am Mittwoch in Kitzbühel im Mediengespräch. Gemeinsam engagieren sich die beiden in einem Charity-Verein. Dreifach-Olympiasieger Mayer ist noch Mitglied der whatsapp-Gruppe von Österreichs Speedfahrern und hat sich da seit dem Karriereende am 29. Dezember in Bormio auch schon zu Wort gemeldet. Auch die Abschiedsfeier will ja irgendwann noch nachgeholt werden. In der Außenwirkung ist nun Kriechmayr, derzeit der einzige Siegfahrer im ÖSV-Männerteam, in der Leader-Rolle. Er selbst sieht sich nicht darin: "So was wie einen Leitwolf gibt es bei uns nicht", wehrte der 31-Jährige ab.

Dass die Jungen Respekt vor ihm haben aufgrund seiner Leistungen, glaube er schon. "Aber das ist keine Ehrfurcht. Wir sind eine gute Truppe, haben ein super Teamgefüge, der Schmäh rennt. Wir ziehen die Jungen auf, die Jungen ziehen uns auf." Als er in den Weltcup gekommen sei, sei es für ihn auch eine super Geschichte gewesen, mit den Besten zu trainieren. "Du kannst die besten Trainer haben, und wir haben hervorragende, aber am meisten lernt man von den Teamkollegen und herausragenden Athleten."

Von "Mothl", wie Mayer in der Mannschaft genannt wird, habe er sich viel abschauen, viel aufsaugen können. "Nicht nur weil er mir Ratschläge gegeben hat, sondern einfach vom Beobachten: wie geht ein Athlet, der so viel gewonnen hat, an die Sache heran, im Training, im Rennen? Mothl war eher ein gemütlicher Typ. Er hat einfach gewusst, wann ist zum Andrücken, wann ist zum Rausnehmen."

Mayer fungiert immer noch als Vorbild

Mayer sei einfach da gewesen, wenn es um etwas gegangen ist. "Da hat er abgeliefert. Er ist am Vortag in die Sauna gegangen und ich habe trainiert. Wir haben beide geschwitzt und am nächsten Tag hat er mich aufpaniert." Oder als der Kärntner etwas später zum Training nach Copper Mountain geflogen war, weil er gesagt habe, er hatte eine gute Vorbereitung, brauche nicht so viel Umfang. "Er ist um 9 am Abend angekommen, am nächsten Tag um 6 Uhr aufgestanden und in der ersten Fahrt Bestzeit gefahren."

Kriechmayr erklärte, er habe zuletzt viel überlegt, was er von Mayer gelernt habe. "Was darf ich ja nicht vergessen? Wie er an Sachen herangegangen ist. Er war immer einer, der eine eigene Linie gefahren ist aufgrund seiner Skitechnik." Er selbst werde gern alles an die jungen Athleten weitergeben. "Mothl war auch so einer, der nicht gezögert hat. Hat man früher von Rivalitäten geredet, so war das bei uns nicht der Fall. Jeder hat Sachen weitergegeben."

Gemeinsam will man sich im vorigen Sommer Jahr gegründeten Verein "ÖSV Speed Charity", dessen Obmann Mayer ist, weiter engagieren und diesen ausbauen. "Wenn man im Nationalteam ist, gibt man 10 Prozent vom Preisgeld ab, das wird für gute Zwecke hergenommen. Es war unser Gedanke, dass wir was abgeben müssen, weil wir gescheit viel Glück haben, dass wir unseren Sport machen dürfen und damit Geld verdienen. Wir haben auch eine Vorbildfunktion, dass die Leute sehen, dass wir nicht nur auf uns schauen", erklärte Kriechmayr die Funktion des Vereins. Sportlich schaut der Doppelweltmeister von 2021 in die Zukunft. Nach den heurigen Weltmeisterschaften in Courchevel/Meribel würden 2025 jene in Saalbach-Hinterglemm warten und 2026 die Olympischen Spiele in Italien. "Derweil habe ich noch sehr viel Spaß. Ich möchte aber nur so lange fahren, wie ich gewinnen kann. Ich hatte bis jetzt eine schöne Karriere. Wenn es noch so lange gehen sollte, wäre das schon ein großes Privileg."

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