Riesen-Aufregung um Kristoffersens Erfolgsski

Logo-Streit: FIS drohte offen mit Lizenzentzug

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ORF-Zuschauer wurden gestern Abend Augenzeugen einer kuriosen Szene. 

Beim Interview mit Henrik Kristoffersen nach der Streckenbesichtigung fiel Beobachtern auf, dass das Van-Deer-Logo auf den Skiern des Norwegers zu sehen war. Ungewöhnlich, weil die FIS das Logo der Hirscher-Skifirma noch immer nicht genehmigt (wegen integriertem "Bullen" von Teilhaber Red Bull). Schon waren "Kleber" zur Stelle, vor dem Start kam ein Tape zum Einsatz -ebenfalls live im TV zu sehen.

Kristoffersen Schladming Van Deer
© ORF/screenshot
× Kristoffersen Schladming Van Deer
 

"Wir haben ein Mail vom FIS-Präsidenten (Johan Eliasch, ehemaliger CEO von Head, d. Red.) bekommen", so Hirscher-PR-Mann Dominic Tritscher auf ÖSTERREICH-Anfrage. "Dabei wurde angedroht, unseren Läufern die Lizenz zu entziehen." Tritscher: "Die Athleten stehen bei uns natürlich an oberster Stelle." Der PR-Profi: "An unseren Verkaufs-und Absatzzahlen wird das nichts ändern."

Alle FIS-Regularien eingehalten

Die Rückkehr zur alten Politik sei dann sehr kurzfristig beschlossen worden. Eine Viertelstunde vor Rennstart am Mittwoch, 17.45 Uhr, hatte Van Deer-Red Bull Sports noch eine Pressemitteilung ausgeschickt, in welcher der Verzicht auf die Klebeaktion angekündigt wurde. "Da der Ski mit dem aktuellen Design jetzt im Handel verfügbar ist, werden nach Rücksprache mit Experten alle FIS-Regularien eingehalten", hieß es darin. "Wir hatten in der gesamten Saison einen offenen und konstruktiven Austausch mit den FIS-Verantwortlichen", wurde Giger im nächsten Absatz zitiert.

Es geht dabei um Fragen wie die Abgrenzung, ab wann es sich um eine eigenständige Produktidentität handelt, ab wann im Sinne des FIS-Regelkorsetts Werbung für andere Marken betrieben wird. Red Bull hält nach dem Einstieg 50 Prozent an der Hirscher-Gründung Van Deer. Im Logo buhlen seitdem Hirsch und Bulle gleichermaßen um Aufmerksamkeit.

"Wir halten uns sehr genau an die Regeln, und eine Regel besagt eben, dass das Design kommerziell erhältlich sein muss. Im Oktober war das noch nicht so, jetzt ist das ganz eindeutig so. Man kann es prinzipiell in den Geschäften so kaufen, auch wenn die meisten ausverkauft sind", führte Giger aus. "Damit haben wir nach Expertenmeinung alle Voraussetzungen erfüllt und wollen wir mit diesen Ski ganz normal fahren."

Kristoffersen: "Ich fokussiere mich auf das Skifahren" 

Am Donnerstag soll es im Unternehmen erneut Beratungen geben. Am Wochenende will der Deutsche Andreas Wellinger beim Skifliegen am Kulm mit Van-Deer-Equipment zu Höchstweiten springen.

Den Mann, der mit seinen guten Leistungen der Brennpunkt der Causa ist, scheinen die politischen Spielchen um sein Arbeitsgerät am wenigsten zu tangieren. "Ich fokussiere mich auf das Skifahren", sagte Henrik Kristoffersen nach seinem fünften Platz im Riesentorlauf. "Es war der gleiche Ski. Sicher wollte ich gerne mit dem Logo fahren, weil es gut ausschaut. Aber es ist nicht meine Entscheidung", stellte der Norweger klar.

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