Nach einem Geheimtraining auf dem Rennhang in Gurgl letzte Woche kam Marco Schwarz (28) am Donnerstag zurück ins Ötztal, wo am Samstag (10.45/13.45 Uhr/ORF1 live) die Slalom-Premiere steigt. Vor der Hangbefahrung plauderte der Allrounder mit oe24 warum er „Kaptain Blaubart“ werden soll.
oe24: Herr Schwarz, fühlen Sie sich nach der vorzeitigen Abreise letzte Woche aus Zermatt, wo tatsächlich keine Abfahrt mehr gefahren wurde, als heimlicher Sieger?
MARCO SCHWARZ: Im Nachhinein gesehen haben wir richtig gepokert. Wenn ich mein Programm mit den vielen Rennen durchziehen will, dann muss ich öfter solche Entscheidungen treffen. Ich hatte zwei gute Trainingstage auf dem Slalom-Rennhang, da haben wir ein bissl den Heimvorteil ausspielen können.
oe24: Bei unserem letzten Gespräch vor dem Weltcup-Auftakt meinten Sie, Sie würden darauf brennen, endlich zeigen zu können, was Sie drauf haben. Das ist Ihnen mit der Abbruch-Bestzeit beim Sölden-RTL eindrucksvoll gelungen …
SCHWARZ: Das stimmt, ich hab das für mich auch als Sieg mitgenommen. Jetzt bin ich richtig hungrig auf die Rennen. Dass wir am Samstag jetzt noch einmal mit einem Heimrennen in den Weltcup starten, ist richtig cool. Der Hang ist richtig lässig, er ist steil, hat Übergänge und ein Flachstück. Nach dem Training hier bin Feuer und Flamme, dass es endlich um die Wurscht geht.
oe24: Insider wie der ehemalige ÖSV-Herrenchef Mathias Berthold meinte, dass es für Sie schwer wird neben den Abfahrts-Kilometern die Automatismen für den Slalom zu behalten. Wie klappt die Umstellung nach Zermatt?
SCHWARZ: Die reinen Slalom-Spezialisten haben schon einige Tore mehr in den Beinen. Aber ich war sehr zufrieden mit dem Training in den letzten Tagen, das hat gut funktioniert. Gruppenintern stimmen auch die Zeiten, international fehlt mir halt noch der Vergleich.
oe24: Diese Unsicherheit hatten Sie auch vor dem RTL in Sölden, wo Sie dann mit Laufbestzeit verblüfften …
SCHWARZ: Man muss schon am Boden bleiben, das war nur ein guter Durchgang, der super funktioniert hat. Ich bin mir schon bewusst, dass der Odi (Marco Odermatt, der RTL- und Gesamtweltcup-Dominator der vergangenen beiden Jahre, d. Red.) noch ein Schäuferl zulegen kann und einige andere auch.
oe24: Mit Lucas Braathen ist einer der Favoriten zurückgetreten. Wird er fehlen?
SCHWARZ: Er war ein guter Typ und gut für den Sport, weil er so aufgefallen ist. Natürlich wird er abgehen. Andererseits ist der Skisport schnellebig, und muss in erster Linie auf mich schauen.
oe24: Fühlen Sie sich eigentlich noch als Slalom-Läufer, oder sind Ihnen inzwischen die schnellen Disziplinen lieber?
SCHWARZ: Mah. Ganz schwer zu sagen. Jede Disziplin hat seinen Reiz - es taugt mir, dass ich alle vier Disziplinen fahre.
oe24: Ist Ihnen als passionierter Vielfahrer angesichts der vielen Absagen schon langweilig?
SCHWARZ: Nein, nein, keine Sorge. Ich hatte eine Woche schneefrei, die hab ich für einen Kondi-Block genützt, und dann bin ich wieder motiviert ins Skitraining eingestiegen.
oe24: Gibt es eigentlich eine Wette, die Sie abgeschlossen haben, falls Sie am Samstag Ihren ersten Slalom-Sieg seit Schladming 2021 feiern sollten?
SCHWARZ: Nein – ich muss noch eine Wette vom letzten Jahr einlösen. Ich hab mit Stefan Babinsky gewettet, dass ich meinen Bart blau färbe, wenn ich bei der erste Abfahrt in die Top 10 komm (was mit Platz 6 in Wengen eindrucksvoll gelang, d. Red.).
oe24: Werden Sie das in Gurgl nachholen, wenn Sie gewinnen sollten?
SCHWARZ: Ja, das kann sein – lassen wir uns überraschen!