Doppel-Weltmeister

Kriechmayr steigt auf zu den Ski-Giganten

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Vincent Kriechmayr zählt nun zu den absoluten Speed-Giganten - WM-Strecke Vertigine entpuppte sich als Goldgrube für Oberösterreicher.

Nach 18 Jahren Pause hat Vincent Kriechmayr für Österreich wieder WM-Gold in der Abfahrt geholt. Der gebürtige Linzer kann sich nun Doppelweltmeister nennen, er rückte damit in die absolute Oberliga der Speed-Größen auf. Der ewige Perfektionist profitierte dabei auch von der neuen Herren-Piste in Cortina d'Ampezzo, die wie auf seinen Leib geschneidert scheint. "Es war ein schmaler Grat und ich glaube, ich habe ihn ganz gut gemeistert", sagte Kriechmayr über den Schlüsselteil.

Fundament für den Erfolg war seine feine Klinge in den kurvigen Passagen vor dem ersten Sprung, die mehr an einen Super-G erinnerten, bis hin zur Traverse. Ab dann ließ der 29-Jährige im gleitintensiven Schlussabschnitt einiges liegen und machte es noch einmal spannend. "Ich glaube, es wäre heute besser gegangen, aber der Mittelteil ist mir gut gelungen", betonte Kriechmayr, der den Deutschen Andreas Sander um eine Hundertstelsekunde auf Platz zwei verwies. Bronze ging am Sonntag an den Schweizer Beat Feuz.

Kriechmayrs Dank gilt dem Team

Für die Kurssetzung verantwortlich war Kriechmayrs oberösterreichischer Landsmann Hannes Trinkl, der als FIS-Rennchef Herr über alle Speed-Strecken ist. "Natürlich liegt mir die Abfahrt ein bisschen mehr", sagte der neue Weltmeister. "Ich glaube aber nicht, dass er die Abfahrt für mich gesetzt hat", meinte er in Richtung Trinkl. Zumal das Gelände die Kurssetzung im Wesentlichen vorgibt und Trinkl freilich nicht alleine entscheiden kann.

Alleine ging es auch bei Kriechmayr nicht. "Das bin nicht nur ich, der für den Erfolg verantwortlich ist, sondern ich habe ein großes Team um mich, denen gebührt auch ein großes Dankeschön", stellte er klar. In diesem Sinn wurde nach dem Rennen am Valentinstag im Kreise der Trainer, Betreuer und Teamkollegen angestoßen. Eine besonders enge Bezugsperson ist Servicemann Wilfried Wieser, der seine Skier präpariert. Mit Kriechmayr, Lara Gut-Behrami (Super-G) und Corinne Suter (Abfahrt) fuhren in Cortina übrigens erstmals alle Speed-Weltmeister mit Head-Latten zum Triumph.

Abfahrts-Goldene glänzt ganz besonders schön

"Die Abfahrts-Goldmedaille war in Österreich immer das Wichtigste, das haben wir wieder geholt", freute sich ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Im Gegensatz zu seinem Erfolg im Super-G war Kriechmayr in der Abfahrt nicht Topfavorit, sondern einer von vielen. "Die Abfahrtssaison war sehr schwierig für mich, ich bin schon als Außenseiter da hergereist", erzählte der Modellathlet, der nur in Bormio als Zweiter hinter Matthias Mayer auf dem Podest stand, die Saison aber mit einem 41. Platz in Val d'Isere eröffnet hatte.

Dennoch habe man es mit einem würdigen Weltmeister zu tun, waren sich alle einig. "Vinc ist in den letzten Jahren ein sehr konstanter Fahrer gewesen in den Speed-Disziplinen. Er hat gezeigt, er kann überall schnell sein", urteilte der Südtiroler Dominik Paris. Pirmin Zurbriggen, Hermann Maier, Bode Miller, Erik Guay - erst vier vor Kriechmayr haben sowohl in Abfahrt als auch Super-G den WM-Titel gewonnen. Maier (1999) und Miller (2005) im selben Jahr, Zurbriggen (1985, 1987) und Guay (2011, 2017) mit Abstand dazwischen.

"Im Skisport gibt es kein perfektes Spiel"

Bei Kriechmayr könnten schon bald weitere Erfolge dazukommen. Die Kugel im Super-G-Weltcup winkt, nächstes Jahr sollen in Peking Olympische Winterspiele stattfinden. "Das Schöne am Skisport ist, dass man sich immer verbessern kann und immer besser werden kann, es gibt kein perfektes Spiel wie in anderen Sportarten. Natürlich will man sich immer steigern", erklärte der LASK-Fan, dem auch Clubchef Siegmund Gruber schon persönlich gratulierte.

Kriechmayr würde sich eher als stillen Genießer einordnen. Die Gefühlsdimension, die schönen Momente, das sei ihm wichtiger als mögliche Belohnungen, die er sich selber gönnen würde. "Ich bin keiner, der auf materielle Dinge so einen großen Wert legt. Auch die Medaille ist zwar wunderschön, aber das Gefühl, Weltmeister zu sein, ist wesentlich geiler", sagte er. "Wenn ich die Medaille verlieren würde, würde ich es verschmerzen. Aber den Weltmeistertitel nimmt mir jetzt keiner mehr."

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