Halvor Granerud flog in Oslo einst nackt von der Schanze – nun liegt er an der Vierschanzentournee in Führung.
Nach fünf Siegen in Serie ging Halvor Egner Granerud als Topfavorit in die 69. Vierschanzen-Tournee. Nach Platz 4 beim Auftakt in Oberstdorf legte der Norweger als Zweiter in Garmisch nach und löste Auftakt-Sieger Geiger an der Spitze ab.
Granerud stieg wie Phönix aus der Asche. Denn vor der aktuellen Saison hatte so gut wie niemand den 24-Jährigen auf dem Schirm. In der skandinavischen Heimat hingegen kennt man ihn als als „den nackten Skispringer“ - im Original: „Nakenhopperen“.
Der besonderen Beinamen erlangte der Skspringer durch eine äußerst skurile Aktion: Vor sechs Jahren zog er nach dem Training am Holmenkollen in Oslo los, grillte mit ein paar Freunden und anschließend sprang er nackt von einer 60-Meter-Schanze auf der Wintersportanlage Midtstuten.
„Das war der witzigste Tag in meinem Leben als Skispringer. Es hat irre viel Spass gemacht, aber das ist in der Vergangenheit. Es sind keine weiteren Stunts geplant“, kommentiert er den freizügigen Ski-Flug.
Granerud arbeitete im Kindergarten
Als Weltcup und Tournee-Anführender ist Granerud inzwischen in der Skisprung-Elite angekommen. Kaum zu glauben: Im März des vergangenen Jahres musste das Springer-Ass im Corona-Lockdown als Kindergärtner in Trondheim (Espira-Muruvik-Kindergarten) arbeiten, um sich finanziell über Wasser zu halten. In der Vor-Saison waren gerade einmal 800 Euro an Preisgeld die magere Ausbeute. „Meine ganzen Ersparnisse waren aufgebraucht“, sagte er.
Doch das schmälerte Graneruds Erfolgswillen keineswegs. In einer emotionalen E-Mail an seinen österreichischen Trainer Alexander Stöckl bat der Nackt-Springer um Hilfe und beteuerte sein Vorhaben, endlich den Durchbruch schaffen zu wollen. Nach eisernem Training im Sommer platzte beim Mega-Talent der Knoten, jetzt springt er um den Tournee-Sieg.