ÖSV-Adler gewinnen bei Comeback von Schlierenzauer Teamspringen in Lahti.
Zehn Tage vor der Eröffnung der Heim-Weltmeisterschaften in Seefeld und Innsbruck haben sich Österreichs Skisprung-Herren einen Selbstvertrauensschub geholt. Das ÖSV-Team in der Besetzung Philipp Aschenwald, Gregor Schlierenzauer, Michael Hayböck und Stefan Kraft gewann am Samstag in Lahti den Weltcup-Teambewerb mit elf Zählern Vorsprung auf Deutschland. Japan wurde vor Polen Dritter.
Erster Teamsieg seit März 2017
Es war der erste Sieg eines österreichischen Skisprung-Teams seit fast zwei Jahren. Zuletzt war dem ÖSV-Team dies am 11. März 2017 auf dem Holmenkollen in Oslo gelungen.
Mit einem 130-m-Satz vollendete Stefan Kraft als letzter Springer des Bewerbs von der Großschanze, auf der er vor zwei Jahren Weltmeister geworden war, die Rückkehr von Rot-weiß-rot auf Platz eins. Die ÖSV-Equipe war schon nach dem ersten Durchgang mit 25,1 Zählern vor den Deutschen gelegen. Im Finale der besten acht Teams ging Deutschland nach dem ersten von vier Springern noch einmal um 2,1 Punkte in Führung, doch dann übernahm die Truppe von Cheftrainer Andreas Felder knapp, aber doch das Kommando.
"Genial, dass das heute passiert ist. Sicher haben wir gewusst, dass wir da um das Stockerl mitspringen können", meinte Kraft. Der Doppel-Weltmeister von 2017 attestierte seinem Team "acht echt geile Sprünge". "Das ist in Lahti nicht so einfach, das ist immer eine Überraschungskiste, ob es dich da trägt oder nicht." Und zu seinen eigenen Gefühlen: "Es hat gut getan, wieder mal als Letzter da oben stehen."
Großartiges Comeback für Schlieri
Besonders erfreulich war dieses Ergebnis natürlich auch für Schlierenzauer, der nach einer zehnwöchigen Weltcup-Auszeit mit 120,5 und 117,5 Metern seinen Teil zum Erfolg beisteuerte. Das Warten auf die weitere Konkurrenz als Erster war auch für ihn "fast schon ein bisserl ungewohnt, so ehrlich muss man sein", sagte der Tiroler im ORF-TV. "Es zeigt, dass im Sport alles immer eng beisammen ist. Ich bin, glaube ich, auf einem guten Weg und happy, dass ich es mit einer Startnummer gut rüber gebracht habe", erklärte der 53-fache Weltcup-Rekordsieger.
Auch Michael Hayböck, der vor allem im ersten Durchgang mit 125,5 großen Anteil an der Halbzeitführung hatte, war nach seinen 122 im zweiten glücklich. "Das ist wirklich sehr cool, vor allem auch, dass Gregor wieder dazugekommen ist, macht es besonders. Die Saison war bis jetzt nicht einfach, aber wir haben uns stetig weiterentwickelt", meinte der Oberösterreicher. Der Sieg tue ihm gut. "Ich merke, dass es weiter bergauf geht. Die WM kommt immer näher, ich muss mich auch erst qualifizieren. Die Sicherheit kommt immer mehr zurück, das war ein guter Boost in Richtung WM."
Aschenwald hatte mit einem 128-m-Flug für den perfekten Auftakt der Österreicher geschafft. "Da bin ich richtig cool ins Fliegen gekommen." Im Finale musste er sich mit 117,5 Metern zufriedengeben. "Es war ziemlich turbulent in der Luft, das macht auf der Schanze viel aus. Ich bin mit meiner Leistung grundsätzlich zufrieden."
"So machen Teamspringen viel Spaß"
Teamleader Kraft hatte schon im ersten Durchgang seine Freude auch beim Beobachten seiner Kollegen. "Es macht Spaß, wenn man da jeder runtersegelt. Da kann man sich mitfreuen, so machen Teamspringen viel Spaß."
Die Norweger spielten an diesem Tag keine Rolle, weil Andreas Stjernen noch unter dem Eindruck eines spektakulären, aber glimpflich verlaufenen Sturzes im Probedurchgang gestanden war und dann im Bewerb nur bei 83 Metern landete. So qualifizierten sich die Finnen noch für das Finale der besten acht Teams.
Gedenken an Nykänen
Die Bewerbe in Lahti stehen auch im Zeichen der kürzlich verstorbenen Skisprung-Legende Matti Nykänen. ÖSV-Cheftrainer Felder hatte als Geste des Österreichischen Skiverbands Nykänens früherem Coach, Hannu Lepistö, der selbst einmal das ÖSV-Team trainiert hatte, einen Kranz überreicht. Gregor Schlierenzauer hat Nykänen vor rund sechs Jahren getroffen. "Speziell in Lahti in Finnland merkt man schon, das eine Ikone des Skisprungsports gegangen ist. Von dem her fliegt er jetzt für immer und ich wünsche ihm da oben alles Gute", sagte der Tiroler.