Auch bei der Skiflug-WM in Planica kommt das neue Skisprung-Reglement, das die Windstärke und Anlauflänge in die Bewertung einfließen lässt, neuerlich zur Anwendung. FIS-Renndirektor Walter Hofer sieht Planica als wichtigen Prüfstein dafür, ob das Regelwerk eine Zukunft hat. "Wir exponieren uns in Planica extrem, die WM ist sozusagen der Peak der Testphase", sagte Hofer im APA-Gespräch.
Nach der WM werden die FIS-Gremien nach Rücksprache mit den Nationen über die mögliche Fortsetzung im WM-Winter 2010/2011 entscheiden. Die Kritik auch seiner österreichischen Landsleute an der rechnerischischen Kompensation der Komponenten Wind und Anlauf empfindet der Salzburger als positiv. "Es konnte uns ja nichts Besseres passieren als diese Debatte. Kritik bringt uns ja auch weiter", meinte Hofer. Noch sei keineswegs abzusehen, ob die "Testphase", die Teile des Weltcups im Skispringen und den gesamten der Nordischen Kombinierer umfasst hat, eingestellt oder ob gar in der gesamten kommenden Saison nach den neuen Regeln gesprungen wird, so der Salzburger.
Bedenken, wonach das Publikum vom Regelwerk überfordert sein könnte, teilt Hofer nicht. "Die Befürchtung, dass die Leute das nicht verstehen, ist unbegründet, aber unser Ziel muss es sein, öffentlich Akzeptanz zu erreichen", meinte Hofer. Dazu sei Planica ein wichtiger "Prüfstein". Auch in der Vergangenheit habe nicht immer der Springer mit der Höchstweite gewonnen. Alleine in dieser Saison sei das bei Wettkämpfen nach altem Reglement fünfmal passiert und es habe keine Aufregung gegeben. Bei herkömmlicher Bewertung hätte etwa alleine das Training und die Qualifikation in Planica am Donnerstag dreimal abgebrochen werden müssen, betonte der Renndirektor.
Die Kontroversen um das strittige Thema Bindungen hätten sich mittlerweile gelegt, nach dem Wirbel um das vom Schweizer Simon Ammann bei Olympia verwendete adaptierte Bindungssystem und dem Nachrüsten der anderen Nationen glaubt Hofer nicht an eine Reglementierung diesbezüglich. "Da vernehme ich derzeit keine Aktivitäten", bekräftigte der Salzburger.
Sehr wohl könne es aber für Flugschanzen zu Neuerungen kommen, die nach dem Umbau der Anlagen Sprünge über 250 m erlauben würde. "Die Schanzengröße alleine sollte aber nicht der Aufhänger sein, auch infrastrukturelle Maßnahmen für die Zuschauer müssten gleichzeitig erfolgen, um die Dramaturgie aufrechtzuerhalten", meinte Hofer, der vom Sicherheitsstandpunkt für 250-m-Flüge keine Probleme sieht. "Da habe ich, wenn das Schanzenprofil passt, keine Bedenken. Der allgemeine Konsens ist, dass es hier positive Signale gibt."
Hofer trifft sich dazu Anfang April mit den Verantwortlichen der weltweit fünf Flugschanzen, das FIS-Sprungkomitee werde dann im April darüber beraten. Auf eine Voraussage wollte sich Hofer auch diesbezüglich nicht einlassen. Abgesegnet würden sämtliche Reglementänderungen beim FIS-Kongress im Juni werden.