Interview

Schlieri: "Ich stand vor einer schwarzen Wand"

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Nach 376 Tagen Auszeit inklusive Knie-OP gibt Schlierenzauer am Freitag sein Comeback.

Am Samstag feierte Schlierenzauer seinen 27. Geburtstag. Gelassener, wie er sagt. Am Tag davor hatte er am Rande des Tournee-Finales in Bischofshofen sein Comeback für Wisla (Quali Freitag, Springen Samstag und Sonntag) bestätigt: „Falls ich keinen Virus erwische.“ Für noch mehr Aufsehen hatten aber seine offenen Worte über die selbst gewählte Auszeit gesorgt. „Ich hatte eine Sinnkrise“, gibt der Rekord-Adler zu. „Ich bin vor einer schwarzen Wand gestanden.“

Knie-OP. Ein beim Skifahren in Kanada zugezogener Kreuzbandriss Ende März hatte zum kompletten Neustart gezwungen. Auf dem Weg zurück ordnete der Tiroler sein Umfeld neu, seit Herbst wird er von Ex-Adler Hubert Neuper gemanagt.

Ziel WM Lahti. Im Interview rechts lesen Sie, wie Schlieri mit seiner persönlichen Krise fertig wurde und wie er sein Comeback angeht. Sein erklärtes Ziel ist die WM in Lahti (ab 22. Februar): „Bis zur WM in Lahti will ich wieder ein Thema sein.“

Beim Besuch im ORF-Studio in Bischofshofen sprach Schlierenzauer über seine Krise

Frage: Gregor, wie gut sind Sie drauf auf dem Weg zum Comeback?

Gregor Schlierenzauer: Ich bin gut drauf. Ich fühle mich gut, das Training läuft sehr gut. Ich freue mich extrem aufs Comeback, es kribbelt extrem bei mir.

Frage: Gab es auf dem Weg zurück auch Rückschläge?

Schlierenzauer: Nach einer schweren Verletzung gibt es immer Phasen, in denen die Motivation wieder runter-geht. Aber das ist normal.

Frage: Reicht Ihnen wirklich ein Durchschnittsergebnis zum Wiedereinstieg?

Schlierenzauer: Mit 27 Jahren wird man schon gelassener. Michael Phelps hat auch eineinhalb Jahre gebraucht, bis er wieder ganz oben war. Ich bin auch keine Maschine. Natürlich ist es schon mein Ziel, irgendwann wieder ganz oben zu stehen.

Frage: Bei Anna Veith lief das Comeback auch nicht ganz so, wie sie es vielleicht gedacht hätte ...

Schlierenzauer: Bei Anna war im Knie alles kaputt, was im Knie kaputt werden kann. Das ist keine leichte Situation jetzt, aber wenn es eine schafft, dann sie.

Frage: Von wie weit unten kommen Sie zurück, was war Ihr Tiefpunkt?

Schlierenzauer: Ich hatte eine Sinnkrise, mir ist es teilweise wirklich nicht gut gegangen. So was wünsche ich keinem. Aber man muss das Ganze relativieren. Es gibt viel, viel Schlimmeres im Leben. Es gibt Schicksalsschläge und tragische Unfälle. Ich bin vor einer schwarzen Wand gestanden und habe nicht mehr gewusst, was ich tun soll. Wer bin ich, was will ich, was kann ich? Was gibt mir am Ende des Tages die Energie? In dieser Phase hat es mir extrem geholfen, zu reden, mich mit anderen Menschen auszutauschen. Es war auch wichtig, Erfahrungen zu sammeln, aber auch mir Ruhe und Zeit zu geben. Es hat sehr gut getan, einmal durchzuschnaufen. Nach 10 Jahren Spitzensport in der obersten Liga kostet das Energie.

Frage: Wissen Sie gewisse Dinge jetzt anders zu schätzen?

Schlierenzauer: Wenn man immer erfolgreich seinen Weg verfolgt, bekommt man immer mehr den Tunnelblick. Das ist menschlich und normal. Ich bin mit 16 ins Rampenlicht getreten, mit dieser Situation muss man lernen, umzugehen. Teilweise ist mir das sehr gut gelungen, teilweise habe ich mich vielleicht verloren. Ich habe auch sicher nicht immer alles richtig gemacht. Aber ich habe gelernt, mit all dem umzugehen. Jetzt bin ich wieder motiviert und freue mich auf den Neustart. Auf geht’s!

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